Das Eishockey-Fieber kehrt langsam zurück

10.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

Auf einen harten Kampf eingestellt: ERC-Verteidiger Jason Holland (links), hier gegen den Hamburger Vitalij Aab. - Foto: fishing4

Ingolstadt (DK) Der Kampf um den Einzug in die Play-offs ist ein Duell zweier Strauchelnder. Wenn der ERC Ingolstadt morgen bei den Hamburg Freezers (19.30 Uhr) zum ersten von drei möglichen Spielen antritt, wollen beide Teams versuchen, in einer verkorksten Saison noch die Wende zum Guten zu schaffen.

Auf der Geschäftsstelle der Panther spürte man gestern immerhin, dass die Begeisterung wieder zunimmt. Bis zum Abend waren bereits über 2500 Karten für das Heimspiel am Freitag abgesetzt. "Das Eishockey-Fieber kehrt allmählich zurück", meinte Marketingmanger Andreas Schmidt.

Verdiente Pause für Waite

Bei der Mannschaft war allerdings noch der Schongang angesagt. Der Held vom 4:2-Sieg über Frankfurt, Torwart Jimmy Waite, legte einen trainingsfreien Tag ein. Auch einige andere Spieler nahmen eine Auszeit. "Jimmy hat sich diese Pause redlich verdient. Für mich war es sein bestes Spiel, das ich in den drei Jahren beim ERC erlebt habe", lobte Teamkamerad Jason Holland seinen Goalie und legte gleichzeitig den Finger in die Wunde: "Wir können nicht erwarten, dass Jimmy jeden Abend so hält. Wir hätten auch 2:7 verlieren können. In den Play-offs müssen wir unbedingt besser in der Defensive spielen."

Damit gab der 31-jährige Verteidiger, der auch nächste Saison noch bei den Panthern ist, das Stichwort, nimmt aber alle Spieler in die Pflicht. "Es war ja nicht so, dass die Verteidiger in den Ecken ihren Job nicht gemacht haben. Wir sahen vor allem schlecht aus, weil bei den schnellen Angriffen der Frankfurter ein Stürmer von uns meistens zu spät zurückkam", kritisierte Holland. "Aber wir können besser spielen, das haben wir im Februar gezeigt. Wir müssen mental bereit sein und wieder mehr als Team arbeiten, dann sind wir stark."

So sieht es auch Trainer Mike Krushelnyski, dem gestern noch die Augen tränten. Nicht vor Freude über den Einzug in die Pre-Play-offs, sondern vor lauter Videoanalysen. "Ich habe mir drei Spiele der Hamburger angesehen. Ich denke, ich weiß jetzt Bescheid. Mein Plan für das Spiel am Mittwoch steht", erklärte Krushelnyski, natürlich ohne ins Detail zu gehen. "Ich glaube, es wird ein unterhaltsames Spiel. Auch Hamburg agiert offensiv."

Sein Team wird er erst heute und morgen auf die Partie einstimmen. Der Blick zurück fiel nur ganz kurz aus. "Wir wollen positiv bleiben und haben ein paar allgemeine Dinge angesprochen. Wichtig ist, dass die Teamleistung stimmt. Wenn Stürmer wie Matt Higgins, Doug Ast oder Eric Boguniecki Schüsse blocken, dann sind wir auf dem richtigen Weg."

Auf diesem wähnen sich auch die Hamburg Freezers. Dank eines furiosen Schlussspurts und einer Serie von acht Siegen in Folge (Klubrekord) schafften die Freezers sogar noch den Sprung auf Platz sieben und genießen nun Heimrecht. Die Erleichterung darüber war auch bei den Verantwortlichen zu spüren. "Wir haben das Schlimmste abgewendet. Unser neuer Torwart Philippe Sauvé war der Schlüssel für das Erreichen der Pre-Play-offs", meinte Geschäftsführer Boris Capla, der den 28-Jährigen erst am 22. Januar nachverpflichtet hatte. In den 13 Spielen seither ging Sauvé nur vier Mal als Verlierer vom Eis und kassierte in den letzten drei Partien nur jeweils einen Gegentreffer.

Auch Trainer Bill Stewart war die Anspannung der vergangenen Wochen noch anzumerken. "Vor 25 Tagen wären wir alle froh gewesen, gegen irgendeinen Gegner zu spielen. Deshalb mache ich mir über Ingolstadt nicht so viele Gedanken", sagte Stewart mit Blick auf das Duell gegen die Panther.

ERC fährt mit dem Bus

Für ein wenig Verwunderung sorgte gestern bei den ERC-Spielern allerdings die Nachricht, dass sie mit dem Bus nach Hamburg reisen werden. "Zehn Stunden Fahrt sind nicht gerade eine optimale Vorbereitung", meinte beispielsweise Stürmer Michael Waginger. "Wenn man bedenkt, dass wir beim Einzug in die Play-offs auf Nürnberg treffen, würde sich die Investition für die Flugtickets wohl lohnen."

Während Trainer Mike Krushelnyski die Entscheidung mit einem Achselzucken hinnahm, begründete ERC-Beiratsvorsitzender Leopold Stiefel die Sparmaßnahme. "Wir können jetzt nicht großzügig sein, weil wir kein Geld übrig haben. Außerdem befinden wir uns noch in der normalen Saison, und dort gilt Busfahren", sprach der Panther-Chef ein Machtwort. Kleiner Ansporn und Trost zugleich für das ERC-Team: Die Busfahrt nach Nürnberg wäre deutlich kürzer.