Pietenfeld
Das einzige Priestergrab im Pietenfelder Friedhof

Vor 76 Jahren verstarb Pfarrer Willibald Berschneider - 35 Jahre in der Pfarrei gewirkt

23.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:42 Uhr
Pfarrer Willibald Berschneider mit der Zither im Kreise des neu gegründeten Burschenvereins. Das Foto entstand etwa im Jahr 1914. Das Priestergrab von Willibald Berschneider (rechts BildI). −Foto: Volnhals

Pietenfeld - Am 26. August 1944 verstarb der Pfarrer von Pietenfeld, Willibald Berschneider, im Pfarrhaus Pietenfeld im Alter von 77 Jahren.

Er wurde am 11. Februar 1877 in Deinschwang, Pfarrei Traunfeld in der Oberpfalz geboren. Die Priesterweihe erfolgte am 22. Juni 1902, und ab 5. Juli des gleichen Jahres war er Kooperator in Wolferstadt. Ab dem 1. März 1905 war er als Benefiziumsprovisor in Kastl tätig.

Berschneider kam am 17. Februar 1909 in den damals etwa 460 Einwohnern zählenden Ort (mit Pietenfeld an der Leite und Weißenkirchen) und übte das Amt des Pfarrers über 35 Jahre in Pietenfeld aus. Seit 1674 gibt es die Pfarrei Pietenfeld, und kein anderer Pfarrer war so lange Seelsorger im Dorf. Berschneider fand seine Ruhestätte auf dem Pietenfelder Friedhof, und es ist das einzige noch erhaltene Priestergrab. Auf dem Grabstein steht: "Ein Priesterherz das weiterglüht, Auch weiter diese Herde hüt! "

Seit mehr als 20 Jahren pflegt Rosa Bittl die Ruhestätte. Bei der Erweiterung der Kirche in den Jahren 1953/54 musste das Priestergrab verlegt werden; die sterblichen Überreste kamen an den jetzigen Platz nahe dem Nordtor. Von den 30 verstorbenen Pfarren in Pietenfeld wurden Anton Demel 1763 und Josef Anton Klein 1780 im Pietenfelder Friedhof beerdigt, doch deren Gräber sind nicht mehr vorhanden.

Als Berschneider 1909 nach Pietenfeld kam, hat er sich schnell in die Gesellschaft eingefunden und vieles in die Wege geleitet. Bereits 1910 wurde unter seinem Mitwirken ein katholischer "Pressverein" (Volksbildungs- und Leseverein) gegründet. Schon ein Jahr später war Berschneider federführend für die Gründung des Dienstboten Vereines und des katholischen Burschenvereins. 1913 folgte die Fahnenweihe des Burschenvereins.

Geselligkeit sowie Singen, Musizieren und das Aufführen von Theatern lagen ihm sehr am Herzen. Die meisten geselligen Zusammenkünfte fanden im Gasthaus Walk (Zur Krone) statt, wobei auch das Schießen mit dem Zimmerstutzen regelmäßig geübt wurde.

Doch die friedliche Zeit war mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 bald vorbei. Es folgte eine Geldentwertung, und die Folgen des Krieges waren überall zu spüren. Es waren schlechte Zeiten für die Bevölkerung, und mit dem Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten hatten es nicht nur die katholischen Vereinigungen schwer, sich zu behaupten, sondern auch die meisten anderen Gruppierungen mussten ihre Aktivitäten einstellen oder wurden verboten. Der Zweite Weltkrieg brachte Leid und Elend ins Land. In den Wirren des Krieges erlosch das Leben von Pfarrer Willibald Berschneider am 26. August 1944.

Noch im gleichen Jahr kam Pfarrer Josef Kornbacher nach Pietenfeld und übernahm die Seelsorge zum Kriegsende und die Nachkriegszeit bis zum Jahre 1952. Die Amerikaner kamen am 25. April 1945 nach Pietenfeld und besetzten den Ort ohne Widerstand.

In seinen über 35 Jahren des priesterlichen Wirkens hat Berschneider sehr schwierige und entbehrliche Zeiten erlebt. Es gab in dieser Zeit sicher mehr traurige als freudige Ereignisse. Man denke nur an die vielen Seelengottesdienste für die 52 Gefallenen der beiden Weltkriege, welche nicht in der Heimaterde ihre letzte Ruhe fanden. Für die 14 Vermissten aus beiden Kriegen ist manches Schicksal noch nicht endgültig geklärt. Hinterbliebene, Flüchtlinge und Heimatvertriebene waren sicher dankbar für den Trost aus dem Munde der Ortspfarrer.

EK


Willibald Volnhals