Heideck
Das dicke Ende kommt noch

Borkenkäfer und Klimawandel machen Waldbauern zu schaffen - Experte wirbt bei FBG-Versammlung für Waldumbau

06.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:09 Uhr
Der Borkenkäfer bereitet den Waldbauerngroße Sorgen. Immer wieder müssen befallene Bäume gefällt werden. Das viele Holz drückt die Preise auf dem Markt. −Foto: Weihrauch/dpa

Heideck (HK) Der Klimawandel und seine negativen Auswirkungen, der Waldumbau und das Volksbegehren "Rettet die Bienen" brennen den Waldbauern auf den Nägeln. Das ist bei der Jahresversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck-Schwabach in der voll besetzten Aula des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth deutlich geworden.

"Unser Wald soll zukunftsfähig bleiben", sagte der Vorsitzende Thomas Harrer, "damit dies gelingt, müssen alle an einem Strang ziehen." Das Jahr 2018 mit seiner langen Trockenheit, dem Kiefernsterben und dem vermehrten Auftreten des Borkenkäfers habe den Waldbauern "alles abverlangt". 81500 Festmeter Holz hätten zu einem Vermarktungshöchststand geführt.

"Das abgelaufene Jahr hat nicht nur die Forstbetriebsgemeinschaft Heideck-Schwabach, sondern auch so manchen der rund 2600 Waldbesitzer unserer FBG an die Grenze der Belastbarkeit gebracht", erklärte Geschäftsführer Matthias Netter in seinem Geschäftsbericht, "der Klimawandel hat Bayerns Wälder seit etwa dem Jahr 2013 fest im Griff." Nicht nur, dass die Wetterextreme von Jahr zu Jahr zunähmen, auch der Borkenkäfer kenne kein Erbarmen.

"Außerdem hatten wir in unserem Vereinsgebiet mit erheblichen Schäden durch Kiefernsterben wegen der Trockenheit zu kämpfen", berichtete Netter. Entsprechend hoch seien die Schadholzmengen gewesen, die vermarktet werden mussten. Durch das hohe Rundholzaufkommen habe es teilweise enorme Probleme bei der Holzabfuhr und damit lange Liegezeiten gegeben, die bei den Mitgliedern Kritik ausgelöst hätten.

"Die größte Herausforderung war aber die Abwicklung der sehr hohen Käferholzmengen, die teilweise sehr früh im Jahr angefallen sind und in ein schwieriges Marktumfeld mit hohen Sturmholzmengen aus Nord- und Mitteldeutschland vermarktet werden mussten", erklärte Netter. "Die Preise kamen deshalb für Käferholz zunehmend unter Druck, der wirtschaftliche Verlust ist enorm und schmerzt unsere Waldbesitzer sehr." 2018 bleibe als ein Jahr der hohen Verluste in Erinnerung. Denn Käferholz sei eben alles andere als qualitativ hochwertig.

In seinem Holzmarktbericht stellte Matthias Netter fest, dass die Schnittholzerlöse derzeit noch gut seien. Sorge bereite, dass viel Holz "über die Grenze" zu uns komme. Es sei empfehlenswert, den Holzeinschlag zurückhaltend zu führen. "Wenn der Käfer kommt, geht der Holzpreis noch weiter herunter", prognostizierte er. Zur Herstellung von Paletten gebe es eine hohe Nachfrage nach Kiefernholz. Die Brennholznachfrage sei ebenfalls gut.

Netter dankte den Bayerischen Staatsforsten für ihr besonnenes Verhalten: "Sie haben den Frischholzeinschlag zurückgenommen, ihr Schadholz teilweise auf Lager gefahren und somit den überlaufenden Holzmarkt nicht noch mehr belastet."

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit sei die Durchforstung von Kiefernbeständen in ausgewählten Projektgebieten im nördlichen Landkreis gewesen. So seien insgesamt auf vier Projektflächen etwa 95 Hektar Kiefernbestände durchforstet und für den Waldumbau vorbereitet worden. "Trotz der widrigen Umstände auf dem Holzmarkt konnten wir für die im Projektgebiet anfallenden Kiefernmengen Absatzmöglichkeiten mit entsprechender Preissicherheit vertraglich absichern", zeigte sich Netter zufrieden.

"Man muss sich zusammentun auf dem Holzmarkt. Unsere Waldbauern brauchen Fördermittel, um den Waldumbau stemmen zu können", forderte der stellvertretende Landrat Walter Schnell. Nötig sei es, die Förderpraxis unbürokratischer zu gestalten. Landtagsabgeordneter Volker Bauer (CSU) erinnerte daran, dass der Landkreis Roth einer der waldreichsten Landkreise Bayerns sei. "Wir haben 2018 20 neue Beratungsstellen auf den Weg gebracht, inzwischen haben wir 50 solcher Stellen", sagte Bauer.

Der Landtagsabgeordnete Walter Nussel (CSU) aus dem Stimmkreis Erlangen-Höchstadt kritisierte das Volksbegehren zur Erhaltung des Artenschutzes und meinte: "Wenn das alles umgesetzt wird, was in dem Volksbegehren gefordert wurde, kommt dies einer Enteignung gleich." Es sei Unsinn, dass Bauern vor dem 15. Juni ihre Wiesen nicht mehr mähen dürften.

"Die gnadenlose Trockenheit im Sommer 2018 hat die Bäume gezeichnet", sagte Christian Kölling, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, "überall sind abgestorbene Kiefern zu sehen." 2016 seien die ersten Schäden aufgetreten, aber das Problem werde die Waldbauern noch lange beschäftigen, "das dicke Ende" komme erst noch. Dem Klimawandel könne man nicht alleine Einhalt gebieten, man müsse sich anpassen an neue Bedingungen. "Machen wir uns gemeinsam auf den Weg und bauen den Wald um!", forderte Kölling. "Am Geld soll es nicht scheitern, der Freistaat Bayern stellt hohe Summen für den Waldumbau zur Verfügung."

Auch Thomas Schmidt, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, plädierte für eine intensive Zusammenarbeit - eine Zusammenarbeit, die beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" gefehlt habe. "Wir Waldbauern machen sehr viel freiwillig, wenn aber unsere Arbeit kartifiziert und wir durch Gesetze gegängelt werden, dann machen wir sie nicht mehr", kündigte Schmidt an.

Tobias Mette von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising hielt einen Vortrag zum Thema "Waldumbau zum Anfassen". Er wies darauf hin, dass in den letzten Jahren die Sommertemperaturen angestiegen seien, während die Niederschlagsmenge in den letzten 30 Jahren gleich geblieben sei. "Laut Klimamodellen gehören in 50 bis 80 Jahren solche Temperaturen wie 2018 zur Normalität", sagte Mette. Während der Bestand der Kiefer stark gefährdet sei, seien Fichte und Tanne ebenfalls anfällig, Buche und Eiche verzeichneten das geringste Risiko. Der Experte empfahl daher eine Förderung vorhandener Mischbaumarten, eine frühe, regelmäßige Durchforstung, um Sturmschäden zu vermeiden, eine Wildbestands-Regulierung und eine Begrenzung von Holzvorräten.

In der Aussprache wies Ehrenmitglied Hans Volkert darauf hin, dass die Kiefer die anspruchsloseste Baumart sei, die in hiesigen Sandgebieten gut zurecht gekommen sei. Ob die Bäume bei Neuanpflanzungen mit Mischbaumarten auch so gut zurechtkommen, müsse erst abgewartet werden. "1947 war noch schlimmer als 2018", so Volkert, "vielleicht können wir die Kiefer auch in Zukunft erhalten."

Robert Unterburger