Hilpoltstein
Das Böse darf sie nicht erkennen

Katrin und Marc Schade erklären Hilpoltsteiner Schülern, was es mit den Flecklasmännern auf sich hat

10.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Vor dem großen Brauchtumsumzug am Sonntag erfahren die Hilpoltsteiner Schüler viel Wissenswertes über Flecklasmänner. −Foto: Klier

Hilpoltstein (mkl) Wenn der Brauchtumsumzug am kommenden Sonntag durch Hilpoltsteins Altstadt zieht, dann sollen auch die Schülerinnen und Schüler wissen, was es mit dem Brauch um die Flecklasmänner auf sich hat. Deswegen waren Katrin und Marc Schade in die fünften Klassen der Mittel- und Realschule sowie des Gymnasiums in Hilpoltstein gekommen.

Katrin Schade ist die Vorsitzende der Hilpoltsteiner Flecklasmänner, ihr Mann Marc der Schriftführer. Als Assistenten waren Miriam und Thomas Rudek mitgekommen. Mit einem Peitschenknall eröffneten Katrin und Marc Schade ihren Vortrag, zu dem sie Gewänder und Larven mitgebracht hatten. Zusätzlich zeigten sie Bilder, die sie bei ihren umfangreichen Recherchen in den Archiven ausgegraben haben. Seit 2007 sind die Schades als Flecklasmänner in Hilpoltstein unterwegs Zurzeit zählt der Verein 37 Mitglieder. Manche Kinder kannten diese Gesellen schon von der Grundschule, denn dort treten sie am Unsinnigen Donnerstag auf.

"Was braucht ein Flecklasmo?", fragte Katrin Schade in die Runde. Da wurde zunächst die Maske genannt. Über 20 Stunden schnitzt Katrin Schade an einem Block aus Lindenholz, bis daraus eine Maske geworden ist. Joshua dur fte sie gleich aufsetzen und das bunte Gewand anziehen. Und natürlich bekam er auch eine Peitsche. Die durfte er aber nicht ausprobieren, das wäre zu gefährlich gewesen.

Marc Schade klärte auf, dass die Flecklasmänner nichts mit einem Faschingsbrauch zu tun haben, sondern dass sie den Winter austreiben sollen. Dieser alte Brauch reicht in Hilpoltstein schon 400 Jahre zurück. Nach einem harten und langen Winter, als die Nahrungsvorräte knapp geworden waren, sehnte man sich den Frühling herbei, damit die Felder wieder bestellt werden konnten. Die Gegenfigur war der "Löll", eine Personifizierung des Bösen im Strohgewand. Den Namen hat er deswegen, weil er gelallt hat. Einerseits wollte er nicht an seiner Sprache erkannt werden, andererseits hat wohl auch der Alkohol eine Rolle gespielt.

Übrigens wollen auch die Flecklasmänner, zu denen sich inzwischen auch Frauen gesellt haben, nicht erkannt werden. Sie treten in Maskierung auf und nehmen diese an einem versteckten Ort wieder ab, um sie gleich in ein Tuch einzuwickeln. Kein Außenstehender darf erfahren, wer sich dahinter verborgen hatte. Vor allem das "Böse" darf sie nicht erkennen.

Im Jahre 1793, so erfuhr man, seien die Flecklasmänner als heidnischer Brauch im Bistum Eichstätt vorübergehend verboten gewesen. 1886 habe er letztmals in Hilpoltstein stattgefunden, bevor er in unserer Zeit wieder neu belebt worden ist. Übrigens ist es den Flecklasmännern seit jeher verboten, Kirchengelände zu betreten. Selbst die Stufen zur Stadtpfarrkirche gelten gewissermaßen als "off limits". Deshalb die Empfehlung an die Kinder: "Wenn ihr Angst bekommt, dann rettet euch aufs Kirchengelände."

Als Trost gab es auch dieses: "Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben. Wir wollen den Winter austreiben und den Frühling haben." Auf den ängstlichen Einwand eines Schülers: "Aber ihr nehmt ja auch Kinder mit", gab es die beruhigende Antwort: "Wenn wir jemanden mitnehmen, bringen wir ihn auch wieder zurück."

Die Maske, so lernten die Kinder, heißt eigentlich Larve, vom lateinischen Wort für Geist. Das Kostüm heißt mit richtigem Namen Gewand. Dieses hat im Laufe der Zeit eine Veränderung erfahren. Nachdem es zunächst aus bunten Stoffstreifen bestanden hatte, hat es jetzt laut den Schades wieder die historische Form, nämlich mit aufgenähten Rauten.

Gemeinsam wurde abschließend das Lied der Hilpoltsteiner Flecklasmänner gesungen: "Flecklasmo, hast Klamperla dro, hast all derfrorn, bist bucklert worn. Gänskrong, Saumogn, derf ma nimmer song. Hast um fünfasieberzg Pfenning Backstakäs im Mogn. Gänskrong, Saumogn, derf ma nimmer song."

26 Brauchtumsgruppen werden am kommenden Sonntag ab 14 Uhr zu Fuß durch die Hilpoltsteiner Altstadt ziehen, nachdem die Böllerschützen aus Obererlbach den Startschuss gegeben haben.