"Das
Das bisschen ISEK

19.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

"Das bisschen Haushalt macht sich von allein", trällerte Johanna von Koczian einst und machte den Schlager in den 70ern zu einem echten Ohrwurm. Auch heute erklingt die eingängige Melodie ab und an und dringt tief in die Gehörgänge und Gehirnwindungen unserer Stadtväter und -mütter.

In zahllosen spannungsgeladenen Sitzungen haben sie, so stelle ich mir das vor, die Zeilen nicht mehr aus dem Kopf gebracht und über deren tieferen Sinn gegrübelt. Und siehe da, sie haben ihn gefunden. "Das bisschen ISEK macht sich von allein", tirilieren unsere Stadträte, jedenfalls die meisten, und finden, dass eine Innenstadtmoderatorin a) viel zu teuer und b) überhaupt überflüssig ist. Das bedeutet c) das Ende des Wirkens von Lisa Lorenz. Ihr Vertrag wird nicht verlängert. "Das bisschen Vernetzen ist doch halb so wild, sagt der Rat, was für Moderation genauso gilt, sagt der Rat."

Dem kann ich nur beipflichten. Wer moderieren will, soll zum Fernsehen gehen. Außerdem gibt es die bewährte Frau Michel. Was die den lieben langen Tag treibt, weiß auch keiner so genau. Da kann sie Lisas Arbeit gleich mitmachen. "Das bisschen Leergut, oh, wie wohl das tut, sagt der Rat."

Und das viele, viele Geld, das sich einsparen lässt. 49 865 Euro kostet so eine Innenstadtmoderatorin - pro Jahr! Und es gibt nur lumpige 60 Prozent Zuschuss von der Regierung. Wer rechnen kann, dem stockt der Atem: Wahnwitzige 19 946 Euro muss der Kämmerer für so ein bisschen Moderation mühseligst zusammenkratzen. Dabei brauchen wir die spärlich vorhandenen Dukaten dringender für Dinge, die uns wirklich voranbringen. Mir schwebt da ein detailreiches Gutachten vor, das zu der absolut überraschenden Erkenntnis gelangt, dass der Residenzplatz nur bedingt als Baustofflager geeignet ist. Das heißt, fürs ganze Gutachten reicht diese Summe natürlich nicht, aber ein Grundstock wäre schon mal gelegt und so nach drei, vier moderationslosen Jahren ist die für das weitere Geschick der Stadt unerlässliche Analyse bezahlt.

Überhaupt: Brauchen wir Zugereiste, die uns sagen, wo es lang geht? Nein, nur wir Ureinwohner kennen die Stadt wie unsere Westentasche. Ein paar unbedeutende Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Führung der Tourist-Info "Vorstadtidylle der Westenvorstadt (1,5 Std.)" berührt offiziell den leider nicht vorhandenen "Kapellenbuck"; der Ort heißt Kapellbuck, liebe Touristiker. Die rufen ihre Schäfchen gern an der "Löwensäule" zusammen. Weiß aber eh jeder, dass das Kriegerdenkmal gemeint ist. Ich selbst werde erst Protest erheben, wenn auf einer vom Stadtrat abgesegneten Imagebroschüre der Name "Wunibaldsburg" auftaucht. Bis dahin singe ich ein Loblied: "Dass ich auf Knien meinem Schöpfer danken kann, dass ich dich habe, lieber Rat."

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach