Ingolstadt
Das Bier kann weiter fließen

Die Festwirte Lanzl atmen auf: Ihr Betrieb bleibt auch nach dem Ende des Insolvenzverfahrens in der Familie

15.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Traditionswirte: Im Sommer wurden Marianne Lanzl-Koch und Bruder Georg Lanzl für 45 Jahre Treue zum Barthelmarkt geehrt - Foto: smd

Ingolstadt (DK) Ihr ist am Freitag ein Stein vom Herzen gefallen. Das ist Marianne Lanzl-Koch auch am Telefon noch anzuhören. „Es war ein sehr guter Tag für uns nach der ganzen schwierigen Zeit“, sagt die Festwirtin aus Schrobenhausen. Der Freitagvormittag war ein einschneidender Moment in der Familiengeschichte. Seitdem ist klar: Die Tradition der Lanzls als Festwirte (seit 1956) geht weiter. Mit der Unterschrift des Rechtsanwalts Jochen Wagner unter einen Kaufvertrag steht das nun fest.

Wagner war seit Anfang Januar der vom Gericht bestellte vorläufige Insolvenzverwalter des Lanzl-Betriebs. Die Familie musste – wie berichtet – wegen einer hohen Steuernachforderung (für 13 Jahre) zum Ingolstädter Amtsgericht gehen. Am Freitag hat Wagner ihr Geschäft nach einem mehrwöchigen Bieterverfahren veräußert: Sämtliche Betriebs- und Geschäftsteile der Festhalle Oberbayern, wie das insolvente Lanzl-Unternehmen hieß, werden im Paket von der Lanzl Gastronomie GmbH übernommen. „Der Verkauf ist heute durch den vorläufigen Gläubigerausschuss so abgenickt worden“, berichtet Insolvenzverwalter Wagner.

Hinter der neuen Gastronomie-GmbH steht Michaela Kemper, die Schwester der bisherigen Wirte Marianne Lanzl-Koch und Georg Lanzl. Sie wird Alleingesellschafterin und Geschäftsführerin. „Mein Bruder und ich werden aber weiter in leitenden Funktionen auftreten“, sagt Marianne Lanzl-Koch.

Diese Entwicklung mag verwunderlich klingen, da sich immerhin drei weitere Bewerber für das Lanzl-Geschäft interessierten, wie Insolvenzverwalter Wagner berichtet. Doch letztlich sei das Angebot aus der Familie das Beste gewesen. „Wir haben das intensiv geprüft“, so der Rechtsanwalt.

Wagner betont auch, dass das Umfeld einen wichtigen Einfluss auf die Entscheidung der Gläubiger gehabt habe. Festveranstalter und Brauereien wollten mit den Lanzls gerne weiterarbeiten. „Das Echo war sehr positiv“, berichtet Wagner von den Gesprächen, „ich denke auch, dass die Familie ihr operatives Festgeschäft nicht so schlecht macht.“ Steuerliche Probleme seien darüber hinaus in der Gastronomie keine Seltenheit, deutet Wagner an.

Wenn die Signale der Festverantwortlichen anders ausgesehen hätten, erläutert der Insolvenzverwalter, hätte der Gläubigerausschuss das Geschäft „auch nicht wieder in die Familie gegeben“.

Das Bier kann bei den Lanzls also weiter fließen. Doch ausgestanden ist die Krise noch nicht komplett. Die Familie muss sich mit der neuen Firma für ihre teils seit vielen Jahren betreuten Feste neu bewerben. Ob das bei allen Terminen erfolgreich verläuft, ist die Frage. Für 2013 sind geplant: miba, Donaumoosfest Karlshuld, Volksfeste Indersdorf, Landsberg/Lech, Neuburg und Bobingen, Barthelmarkt Oberstimm, Gillamoos Abensberg und Herbstfest in Ingolstadt.

„Wir können uns eine weitere Zusammenarbeit vorstellen. Wir haben stets gute Erfahrungen gemacht“, kündigt Ingolstadts Kulturreferent Gabriel Engert auf Nachfrage an. Aber das letzte Wort dazu, so betont er, hätten natürlich die Stadträte im Veranstaltungsausschuss.