Eichstätt
"Das bessere Schulkonzept"

Zwei Drittel der Eltern in Denkendorf und Kipfenberg werden für das neue Modell gebraucht

11.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:30 Uhr

 

Eichstätt (EK) „Sie müssen ein gutes Gefühl haben, wenn Sie Ihre Kinder an diese Schule schicken.“ MdL Martin Güll versteht die Skepsis der Eltern, die ihm am Donnerstagabend in der Denkendorfer Schule gegenübersitzen. Aber er will überzeugen: „Die Gemeinschaftsschule ist das bessere Schulkonzept.“

Mit dem „Altmühltaler Plan“, wie das neue Schulkonzept einer Gemeinschaftsschule am Limes genannt wird, sollen die Kinder gemeinsam von der fünften bis zur zehnten Klasse in ihren Schulen in Denkendorf und Kipfenberg bleiben können – und doch sehr individuell entweder mit dem Quali oder der Mittleren Reife abschließen oder auf die gymnasiale Oberstufe beziehungsweise an eine FOS wechseln.

Martin Güll, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, geht davon aus, dass 2013 die politischen Voraussetzungen für die Genehmigung des Schulmodells geschaffen werden, „egal wie die Landtagswahlen ausgehen“. 2014 könnte dann schon die Schule starten.

Dazu müssen aber in den beiden Gemeinden mindestens zwei Drittel der betroffenen Eltern für dieses Schulmodell gewonnen werden. Die anonyme Abstimmung darüber findet im September statt. Der Verein Bildung am Limes startet deshalb jetzt die Informationsphase für die Eltern aller rund 700 Dreijährigen bis Drittklässler in Denkendorf und Kipfenberg.

Die pädagogischen Methoden des neuen Konzepts – selbst gesteuertes Lernen, Kooperatives Lernen, individuelle Leistungsmessungen ohne Noten (wir berichteten) – sind in anderen Bundesländern und auch in der bayerischen Lehrerausbildung jetzt schon Praxis – klingen für bayerische Eltern von Kindern im dreigliedrigen und von Frontalunterricht dominierten Schulsystem aber noch sehr ungewohnt.

Das ist der Hintergrund der besorgten Elternfragen an diesem Abend: Wie soll das Kind ohne Übertritt zum Abitur kommen? Muss es eine Ganztagsschule sein? Und immer wieder: Bekommt mein Kind wirklich den bestmöglichen Schulabschluss?

Güll erklärte, die Gemeinschaftsschule wäre eine staatliche Schule – mit staatlichen Lehrplänen, Lehrkräften und Prüfungen: „Bei uns sind nicht die Inhalte, sondern nur die Methoden anders.“

Die Kinder werden dem Konzept zufolge von weitergebildeten Lehrkräften aller Schularten individuell betreut und bekommen die Leistungsanforderungen, die ihnen gerecht werden – das könnte zum Beispiel auch in der Fremdsprache gymnasiales Niveau, in Mathe dagegen Mittelschulniveau sein. Die Ansprüche sind auf den jeweiligen Schüler angepasst, wobei jeder alle Angebote zunächst nutzen kann. „Der entscheidende Unterschied ist: Bei uns wird am Ende des Schulweges entschieden, welcher Abschluss in Frage kommt.“

Das Ganztageskonzept – an drei Tagen für alle bis 16 Uhr, an zwei Tagen freiwillig – sei nötig, komme den Schülern aber auch entgegen. Denn Hausaufgaben im herkömmlichen Sinn werde es nicht geben, um 16 Uhr ist Freizeit. „Bei uns wird in der Schule gelernt und nicht in der Nachhilfe.“ Selbstverständlich würden die Neunt- und Zehntklässler auf die jeweiligen staatlichen Prüfungen vorbereitet. Dabei gebe es, wie solche Konzepte in anderen Bundesländern zeigen, weniger Prüfungsstress. „Bei uns gibt es kein Bulimie-Lernen vor der Schulaufgabe.“. Der Stoff sei durch die andere Methodik wirklich verinnerlicht.

Güll beantwortet die sorgenvoll vorgetragenen Fragen mit großer Ruhe. Und das will er auch bei den nächsten Eltern-Informationen am 21. Mai in Kipfenberg und am 26. Juni in Schelldorf tun.