Weilach
Das Auto teilt sie sich mit ganz vielen Bananen

<DK-XY_trifft>HERBSTSPAZIERGANG</DK-XY_trifft> mit Ulricke Freundl in Weilach, die ihren Mann bei seinen Nonstop-Radtouren mit dem RSV begleitet

21.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:06 Uhr
Das kleine Flüsschen Weilach hat es Ulricke Freundl angetan. An der Weilach geht sie gerne spazieren. −Foto: Budke

Weilach (SZ) Ulricke Freundl strahlt fröhlich mit der Herbstsonne um die Wette - sie freut sich auf die kleine Spazierrunde am Rande von Weilach.

Quasi direkt vor ihrer Haustür - die Freundls wohnen in der Nähe des Sportplatzes - beginnt die für die Gegend typische Landschaft mit sanften Hügeln, durchzogen vom Schilf, das am Ufer des kleinen Flüsschens wächst, der dem Ort den Namen gibt. "Früher hatten wir einen Hund, da sind wir viel spazieren gegangen. "

Hier lässt es sich nach Herzenslust laufen, zuerst Richtung Schiltberg an der Jahnstraße entlang, dann biegt Freundl nach rechts ab Richtung Fluss. Es geht über befestigte oder mit Gras bewachsene Wege wieder zurück Richtung Ortschaft. Die Runde ließe sich nach Belieben ausdehnen: "Man kann auch ganz um Weilach laufen, aber das dauert etwas länger als eine halbe Stunde. "

Die gebürtige Weilacherin sprüht vor Energie und guter Laune, sie ist sehr offen und herzlich. So erzählt sie zunächst von der doch ungewöhnlichen Schreibweise ihres Vornamens: "Als mein Vater meinen Namen eintragen ließ, meinte der Standesbeamte, in Ulrich ist ein c, also gehört auch eines in Ulrike. " Bis ihre Eltern vor knapp einem Dreivierteljahr kurz hintereinander überraschend starben, lebte die Familie unter einem Dach: "Wir haben die letzten 25 Jahre gemeinsam hier im Haus gewohnt. " Jetzt lebt sie dort mit ihrem Mann Michael, die erwachsenen Kinder stehen weitgehend auf eigenen Füßen.

Ulrickes Mann kommt gebürtig aus Mühlried, das Haus in Weilach hat das Ehepaar Freundl sprichwörtlich in Eigenleistung gebaut. Obwohl Michael kein Maurer ist, haben sie außen und innen fast alles selber gemacht. Ulricke ist bis heute stolz auf diese Leistung - und auf die Teamarbeit, das sieht man ihr an. Klar ist nicht immer alles völlig harmonisch abgelaufen, aber "dann war es auch gleich wieder gut", erinnert sie sich.

So ist es auch heute noch, wenn sie zum Beispiel ihren Mann auf einer seiner Fahrradtouren begleitet und jeder bei einem Stopp in der Nacht müde ist. In der Nacht? Ja, richtig, denn Michael Freundl gehört zu den Kettensprengern, der kleinen Gruppe von Radfahrern des RSV Schrobenhausen, die regelmäßig Nonstop-Touren über Hunderte von Kilometern fährt. Ein etwas verrücktesst Hobby und nicht so ganz gewöhnlich, aber Ulricke findet das völlig in Ordnung. Zumal sie einen perfekten Weg gefunden hat, nicht tagelang auf ihren Mann verzichten oder sich Sorgen machen zu müssen, wenn er mit den Kettensprengern unterwegs ist: Sie begleitet die Gruppe einfach mit dem Auto als rollende Versorgungsstation.

"Der Kofferraum ist bis oben hin voll mit den Sachen der Männer", veranschaulicht Freundl, "Essen, Getränke, Kleidung. " Dann fügt sie lachend hinzu: "Und es riecht immer ein wenig streng nach Bananen, denn die haben wir reichlich dabei: Bananen, Bananen und nochmal Bananen. " Die geben Energie und das ist es, was die fünf, sechs Männer brauchen, wenn sie sich "in einem Rutsch" auf nach Berlin, Hamburg, Prag, Verona oder Amsterdam machen. Letzteres war das bisher weiteste Ziel, 800 Kilometer ist die Gruppe geradelt und Ulricke Freundl im Auto hinterher oder voraus - je nachdem. Sie hat auf einem Tablet die Strecke, die ihr Mann mit einem speziellen Programm geplant hat, dabei, gibt Stationen außerhalb der Autobahnen im Navi ein und verfolgt die Männer per GPS. Dadurch kann sie ziemlich genau abschätzen, wann der Trupp wo sein wird, sucht ein Restaurant aus für das Abendessen oder einen Bäcker für das Frühstück. In der Nacht versorgt sie die Männer mit Getränken - und eben Bananen oder der Verpflegung, die sich die Radler zuhause vorbereitet haben. "Der Oskar isst immer Wurstsemmeln - der isst eigentlich ständig", kennt die Weilacherin die Eigenheiten der Männer. Am Morgen hält sie dann frische Kleidung bereit, damit sich jeder umziehen kann, denn nach der Fahrt durch die Nacht sind die Shirts und Hosen nass von der Luftfeuchtigkeit und dem Schweiß.

Die Sportler sind froh, dass Ulricke Freundl mit dem Auto dabei ist: "Das ist so super, dass du das machst", bedanken sie sich bei ihr. Das freut sie, aber sie betont: "Die sind alle so nett, so lustig und wir haben so viel Spaß zusammen. " Sie will das auch gar nicht anders, denn zu Hause warten, da würde sie sich viel zu viele Sorgen machen. Inzwischen fährt sie nicht mehr allein, sondern die Frau eines anderen Fahrers begleitet sie.

Am Ziel angekommen, haben sie meistens im Voraus für zwei Nächte ein Hotel gebucht. So ist ein ganzer Tag Zeit, die jeweilige Stadt anzuschauen. "Amsterdam, da waren wir dieses Jahr und das hat mir bisher am besten gefallen: Die vielen kleinen Grachten in der Stadt und die Atmosphäre - das war wirklich sehr schön. " Sie möchte gern noch mal dorthin, ohne Radl wird das aber eher nicht stattfinden: Seit Jahren nehmen die Freundls das Rennrad des Mannes mit in den Urlaub. Sie fahren ein Stück gemeinsam mit dem Auto, dann radelt Michael Freundl eine gute Strecke, zum Beispiel über die Alpen, wenn es an den Gardasee geht.

Genau das wünscht sich das Ehepaar auch für die Zukunft: Gemeinsam Urlaub machen und dabei kann jeder die Freiheit genießen, zu tun, was er am liebsten mag. Michael fährt Rad, Ulricke liest Kriminalromane, gern mit Lokalkolorit oder einer gewissen Portion Humor, geht schwimmen und radelt mal ein paar Kilometer - mehr aber auch nicht.

Heidrun Budke