Eichstätt
"Das Amt geht nicht an den, der am lautesten danach schreit"

Der Eichstätter CSU-Ortsvorsitzende und der JU-Kreisvorsitzende kritisieren die aktuelle Personaldebatte um Horst Seehofer

06.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr
Nur eine "mittelfränkische Splittergruppe" sind aus Sicht des Eichstätter CSU-Ortsvorsitzenden Josef Grienberger die JU-Mitglieder, die sich in Erlangen für Markus Söder (rechts) als Ministerpräsidenten starkgemacht haben. −Foto: Daniel Karmann/dpa

Eichstätt (chl) "Junge Union fordert Neuanfang ohne Seehofer!", hieß es landauf, landab nach der streckenweise spektakulären Landesversammlung der JU am Wochenende in Erlangen.

Fast wirkt es so, als sei der Seehofer-Rivale Finanzminister Markus Söder - bekanntlich ein Mittelfranke, der in Erlangen quasi ein Heimspiel hatte - schon zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten ausgerufen. Durch Presse, Funk und Fernsehen gehen Bilder von jungen Christsozialen, die "MP Söder"-Plakate schwenken und "Söder for President!" rufen. Es scheint, als ob der CSU-Nachwuchsverband seinem Parteivorsitzenden Horst Seehofer möglichst schnell den Stuhl vor die Tür stellen will. Aber ist das wirklich so? Wenn es nach dem Eichstätter JU-Kreisverband geht, keineswegs.

Der Eichstätter CSU-Ortsvorsitzende und stellvertretende JU-Kreisvorsitzende Josef Grienberger machte gestern auf Anfrage unserer Zeitung deutlich: "Das ist die Meinung einer mittelfränkischen Splittergruppe der JU" und decke sich nicht mit der Auffassung der bayerische JU insgesamt, nicht mit der von Oberbayern und "erst recht nicht mit der JU und der CSU in Eichstätt". Grienberger kritisiert die Art und Weise und den Zeitpunkt dieses mittelfränkischen Vorstoßes, "von dieser Art distanziere ich mich. Wir müssen jetzt als Team zusammenstehen", sagt Grienberger, "es macht keinen Sinn, die Gunst der Stunde jetzt für eine Revolte nutzen zu wollen."

Der Eichstätter CSU-Ortsvorsitzende unterstützt den Zeitplan des Parteivorsitzenden Seehofer, zunächst die Sondierungsgespräche und eventuell anschließenden Koalitionsverhandlungen in Berlin über die Bühne zu bringen und erst danach möglicherweise Personaldebatten für die Landtagswahlen 2018 zu führen. Grienberger selbst lässt dabei durchaus durchblicken, dass er Markus Söder nicht zwingend als Seehofer-Nachfolger - sei es nun als Ministerpräsidenten oder als Parteivorsitzenden - gesetzt sieht: "Das Amt geht nicht immer an den, der am lautesten danach schreit."

Auch der JU-Kreisvorsitzende Johannes Zellmer aus Gaimersheim hält die parteiinterne Personaldebatte zum aktuellen Zeitpunkt für "nicht hilfreich". Zellmer plädiert ebenfalls dafür, jetzt zunächst die Gespräche in Berlin abzuwarten und zu sehen, "wie es der CSU-Führung gelingt, mit dem Wählerauftrag umzugehen". Die CSU täte gut daran, "geschlossen in die Sondierungsgespräche zu gehen". Horst Seehofer jetzt infrage zu stellen, sei da kontraproduktiv. Ein freundlicher Satz zu Markus Söder kommt in diesem Zusammenhang auch Johannes Zellmer nicht über die Lippen. "In Oberbayern gibt es derzeit keinen Wunsch nach einem Wechsel des Ministerpräsidenten", sagt Zellmer.

Könnte sich das Meinungsbild auch drehen? Der JU-Kreisverband Eichstätt kommt Ende November zu seiner nächsten großen Versammlung zusammen. Dabei wird es laut Zellmer allerdings vor allem um die Belange des Kreisverbandes selbst und um die eigenen Belange gehen. Und da stehen wohl ebenfalls keine großen Veränderungen an: " Wir sind mit Tanja Schorer-Dremel im Landtag und Reinhard Eichiner im Bezirkstag gut repräsentiert", sagt Zellmer. Beide könnten aus Sicht des JU-Kreisverbandes bei den Neuwahlen im nächsten Jahr gerne erneut antreten. Erst 2020 will die Junge Union in Eichstätt dann wieder verstärkt Flagge zeigen und bei den Kreistags- und Kommunalwahlen Leute aus den eigenen Reihen zur Wahl stellen.