Ingolstadt
Das ABC zur Nacht der Museen

Von Auto-Korsos über Frankenstein bis zu Räubern und Xanthin

05.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
Das war einmal ein Klavier: Markus Jordan hat für seine Ausstellung "Das Labor" in der Städtischen Galerie im Theater dieses "Pneumonium" konstruiert. Über die Tastatur werden Tröten, Orgelpfeifen, Glocken und allerlei andere Objekte aktiviert. −Foto: Eberl

Am Samstag ist es wieder soweit: Kulturfreunden, Flaneuren, Neugierigen und Musikfans wird in Ingolstadt ein buntes Programm geboten. Das Wichtigste auf einen Blick: Von Auto-Korsos über Frankenstein bis zu Räubern und Xanthin.

A uto-Korsos: Los geht's für die historische Behördenfahrzeuge im Innenhof des Neuen Schlosses. Von dort führt die Route über den Rathausplatz zur Audi Piazza. Die beiden Korsos starten um 17 und um 19 Uhr.

B öhmische Live-Musik begleitet eine Vorführung traditioneller Handwerkskunst im Heimatmuseum Niemes und Prachatitz im Pedellhaus. Die "Böhmische Nacht" bietet die Möglichkeit, Nordböhmen, den Böhmerwald sowie das Egerland besser kennenzulernen. Urkunden, Dokumente, Fotos, Ortspläne, Schautafeln und Erinnerungsstücke geben einen Eindruck über das Leben vor der Vertreibung aus dem Sudetenland.

C amping ist bei der Ausstellung "Der Sonne hinterher! Die Geschichte des Urlaubs bei Audi" das große Thema im Museum Mobile. Außerdem werden Autos präsentiert, mit denen die Menschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts größere Reisen unternommen haben gezeigt. Hier ist auch zu erfahren, wie die Deutschen zu Reise-Weltmeistern wurden und inwiefern das Automobil dabei eine Rolle spielte.

D okumente: Das Stadtarchiv hilft ab 17 Uhr im Stadtmuseum beim Entziffern alter Familiendokumente und gibt einen Einblick in die Bestandserhaltung.

E inlassbänder gibt es in den Museen oder in der DK-Geschäftsstelle bis 7. September für 8,50 Euro, an der Abendkasse kosten sie 10 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre ist der Eintritt frei. Mit dem Band können alle teilnehmenden Museen in der Nacht besucht werden und zudem der traditionelle Frühschoppen am Sonntag im Bauerngerätemuseum in Hundszell.

F rankenstein ist im Jubiläumsjahr auch bei der diesjährigen Nacht der Museen die Hauptperson. Das Medizinhistorische Museum lädt unter dem Motto "Wiederbelebung durch die Kraft der Pflanzen" um 18 Uhr zu einem Spaziergang in den Arzneipflanzgarten ein, wo später auch das Impro-Theater g'scheiterhaufen mit "Frankenstein improvisiert!" (19, 21, 23 Uhr) zu sehen ist. In der Hohen Schule ist ein "Kleines Frankenstein Depot" mit Fotografien und Objekten zu sehen. Zudem lädt das Stadtmuseum auf die Erlebnisführung "Die Autorin und das Monster - Mary Shelley spricht über ihren Frankenstein" und die Führung "Zurück in Ingolstadt: Frankenstein und seine Kreatur" ein.

G ebärdensprache: Um 18 Uhr gibt es im Stadtmuseum eine Führung mit einer Gebärdensprachdolmetscherin. Das Museum für Konkrete Kunst lädt um 20 Uhr zu einer Kurzführung ein.

H istorische Museumsnachtbusse können Besucher der Nacht der Museen kostenlos nutzen. Diese verkehren von 19 bis 1 Uhr zwischen den Veranstaltungsorten. Die Busse der INVG nehmen die Besucher sogar schon ab 16 Uhr gratis mit.

I ngolstadt veranstaltet die Nacht der Museen zum 21. Mal. Sie findet wie jedes Jahr traditionell am letzten Samstag vor Schulbeginn statt. Dieses Jahr nehmen 13 Museen mit besonderen Ausstellungen und Programmpunkten daran teil.

J azzfans bekommen vor allem am Sonntag noch etwas geboten. Das Bauerngerätemuseum Hundszell lädt von 11 bis 13 Uhr zum musikalischen Frühschoppen mit "C'est si bon" und der Sängerin Mirelle ein. "C'est si bon" gilt als feste Größe der Ingolstädter Jazzszene. Mirelle Hanke verleiht dem Ganzen mit ihrer ausdrucksstarken Stimme noch zusätzlichen Schwung.

K onzerte gibt es gleich mehrere. Stephanie Lottermoser und ihr Quartett treten um 19.30, 21, und 22.30 Uhr im Museum für Konkrete Kunst (MKK) auf. Ihre Musik lässt sich zwischen Jazz und Pop ansiedeln und lädt zum Tanzen ein. Auch im Stadtmuseum ist musikalisch viel geboten. Es gibt ein Konzert mit Absolventen des Meisterkurses "Mozart - Mayr - Donizetti" und außerdem ein Klavierrecital von Robert Florian Daniel, das auf eine musikalische Reise durch Polen einlädt. Zudem lässt das Museum Mobile den österreichischen Popstar Falco in einer schrillen Show wiederauferstehen. Dreimal haben Falco-Fans die Chance, sich den Auftritt anzusehen, der von Alexander Kerbst, dem Sänger des Falco-Musicals, gestaltet wird. Im Heimatmuseum Niemes und Prachatitz gibt es hingegen den Abend über böhmische Live-Musik.

L uftartisik, anmutige Sprünge und eine mystisch-dunkle Inszenierung zu Beatbox-Sounds zeigen die ICKE Performers in dieser Nacht im Lechner Museum um 19.30, 21.30 und 23 Uhr.

M agisch wird diese Nacht ohne Zweifel. Im Museum Mobile täuscht einer der erfolgreichsten Mentalisten Deutschlands, Jakop Lipp, die Sinne und verzaubert die Besucher mit interaktiven Kunststücken.

N achtschicht hat auch der Berufsverband Bildender Künstler Oberbayern Nord & Ingolstadt. Besucher können den rund 20 Künstlern ab 19 Uhr bei der Arbeit zuzusehen. Die Harderbastei wird zum offenen Atelier. Es gibt auch die Gelegenheit, bei einem guten Glas Wein mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.

O pole ist seit 2005 offiziell die polnische Partnerstadt Ingolstadts. Das Stadtmuseum rückt deswegen Polen in den Mittelpunkt des Programms. Präsentiert werden die Stadtgeschenke von Opole: Keramik, Glas, Wimpel, Bücher und vieles mehr. Außerdem wird sich dem Land literarisch-musikalisch angenähert (Lesung um 19.30 Uhr). Kurt Scheurer befasst sich zusätzlich mit den polnisch-bayerischen Beziehungen.

P olizeiausbildung im Dritten Reich oder Grenzsicherung im Kalten Krieg. Das Bayrische Armeemuseum deckt diese Themen ab. Eine Sonderausstellung widmet sich außerdem dem mysteriösen Sechsfachmord in Hinterkaifeck im Jahr 1922.

Q uerdenker, die den viel gepriesenen technischen Fortschritt und die inzwischen nicht mehr unübliche künstliche Optimierung des menschlichen Körpers kritisch betrachten, sollten auf jeden Fall das "Kleine Frankenstein Depot" in der Hohen Schule besuchen. Gabriele und Thomas Neumaier haben sich für ihre Objekte und Fotos von Mary Shelleys Werk und dessen Nachwirkungen inspirieren lassen.

R äuber können die Kinder im Ingolstädter Stadtmuseum aufspüren. Auch sonst ist für die jüngeren Gäste viel geboten. Kleine und große Besucher können im Museum für Konkrete Kunst im Kreativlabor eigene Werke basteln odereine Familienralley bestreiten. Im Lechner Museum gibt es um 18.45 Uhr eine Familienführung durch die aktuelle Ausstellung. Auch das Polizeimuseum bietet um 18 Uhr eine Führung für Kinder an: "Theophil Triva, das Blaulicht und der Verkehr". Im Museum Mobile können Mädchen und Jungs um 18 oder 19 Uhr ihre eigene Lampe im historischen Stil gestalten.

S ammlungen dürfen in Museen natürlich nicht fehlen. So kann man sich etwa im Neuen Schloss um 20.30, 21.30 oder 22.30 Uhr durch die Alte Sammlung des Museums führen lassen. Bei "Fahrzeuge in Uniform" bietet sich die Gelegenheit, historische Behördenfahrzeuge aus verschiedenen Sammlungen zu bestaunen. Im Pedellhaus werden die Heimatsammlungen der Stadt Niemens und des Landkreises Prachatitz gezeigt, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

T anz und Musik kommt in dieser Nacht der Museen nicht zu kurz. Im Stadtmuseum wird der Besucher bei "Polka, Polonaise & Mazurka - Salontänze des 19. Jahrhunderts" unter der Leitung von Jadwiga Nowaczek nach Polen entführt. Im Schlaraffensaal tritt außerdem die Band "Old Swing School" auf. Die ICKE Performers treten im Lechner Museum zu Beatbox-Sounds auf. Und auch der Kunstverein lädt zu Tanz und Performance am Vorplatz und im Foyer der Städtischen Galerie im Theater ein.

U nterricht wie es ihn früher gab, können die Besucher alle halbe Stunde im Heinrich-Stiefel-Schulmuseum erleben. Außerdem gibt es dort eine Schreibwerkstatt, in der man sich an Griffel, Feder und Tinte ausprobieren kann. Ein Besuch ist auch für Kinder interessant, denn für sie steht eine musikalische Weltreise mit Opa Heinrich (20.15 Uhr) und eine "Zauberhafte Kindernacht" auf dem Programm. Im Spieleclub werden zudem Spiele für die ganze Familie geboten.

V erpflegung gibt es an den einzelnen Veranstaltungsorten. Einige Museen warten mit Besonderheiten auf. Im Medizinhistorischen Museum gibt es eine Frankenstein-Cocktailbar mit passenden Snacks. Im Museum für Konkrete Kunst sorgt der Foodtruck von Funky Kitchen für das leibliche Wohl. Vegetariern wäre zum Essen ein Besuch im Lechner Museum zu empfehlen, wo neben Kevents & more auch frisch & veg die Gäste versorgt. Und vor dem Stadtmuseum werden Besucher von Soul Kitchen verköstigt.

W issenschaftsstandort ist Ingolstadt schon lange. In Markus Jordans retrofuturistischem Labor in der Städtischen Galerie im Theater soll sich die Geschichte der Stadt als Labor zwischen Vergangenheit und Zukunft wiederspiegeln. Das kann druchaus etwas gruselig sein, denn die Ausstellung zeigt auch die Doppelgesichtigkeit technischen Fortschritts auf.

X anthin ist eine organische Verbindung, die in Kaffee und Wein enthalten ist. Getränke, welche in der Nacht der Museen zu genüge konsumiert werden können. In manchen Museen, wie etwa im Museum für Konkrete Kunst, können die Besucher sich auf einen Kaffee zusammensetzen, während sie in anderen auch bei einem Wein die Gelegenheit auf einen Plausch mit den Künstlern haben.

Y oungtimer von Audi aus den 1980er- und den 1990er-Jahren sind neben dem Heißluftballon auf der Audi-Piazza zu bewundern. Für Autoliebhaber werden zudem auf dem Paternoster 14 Le-Mans-Rennwagen aus den Jahren 1999 bis 2014 ausgestellt.

Z eit, sich die vielen Attraktionen anzusehen, haben die Besucher etwa acht Stunden. Das Stadtmuseum startet schon um 17 Uhr mit mehreren Programmpunkten, und auch der erste Auto-Korso des Armeemuseums fährt um diese Zeit los. Bis 1 Uhr nachts laden die Museen zum Flanieren und Staunen ein.

Quelle und weitere Informationen: www.ingolstadt.de/nachtdermuseen/
 

Christine Zinner