Riedenburg
Darsteller begeistern mit Stück im Stück

Altmühlbühne betritt zur Freude des Publikums mit "Die Ritter san los" amüsantes Neuland

16.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:33 Uhr |

Foto: Lorenz Erl

Riedenburg (er) Die Aufregung vor einer Premiere ist jedes Mal neu, wenn das Publikum vor der Bühne sitzt und erwartungsfrohes Geschnatter hinter die Bühne dringt. Natürlich erfasst dieses Kribbeln die Mitglieder der Altmühlbühne – besonders bei der 13. Inszenierung auf der Bühne in Riedenburg. Für den Saisonstart war das Kribbeln im Bauch der Akteure auch ohne Angst vor der angeblichen Unglückszahl nicht unbegründet. Denn das Schauspielerteam um Regisseurin Bettina Mansdorfer betrat mit dem Stück „Die Ritter san los“ von Ulla Kling Neuland.

Zwar ist auch dieser Handlungsablauf als ländliches Lustspiel ausgelegt, es lässt sich aber schlecht in die Reihe der volkstümlichen Schenkelklopfer einreihen. Das wissen die Schauspieler natürlich, die im Vorjahr mit dem Amateurpreis „Larifari“ als beste Truppe in Bayern ausgezeichnet wurden. Um es vorwegzunehmen: Das erhöhte Bauchkribbeln war unnötig. Das neue Bühnenstück bekam am Ende vom Publikum lange anhaltenden Applaus. Minutenlang jubelten die Zuschauer den Darstellern zu.

Die Besonderheit der Aufführung ist bald umrissen: Die Darsteller müssen diesmal mit geschicktem schauspielerischem Können ein Stück im Stück realisieren. Der Kaplan eines kleinen Dorfes in den 1950er Jahren wünscht sich zu seinem Abschied ein Ritterdrama, das ihm die völlig untalentierte Dorfgemeinschaft aufführen möchte.

Die Herausforderung dabei besteht darin, den Handlungsrahmen möglichst ungekünstelt zu spielen, um die Distanz zu den Probenszenen für diese Rittertragödie im Dorfwirtshaus umso schärfer zu zeichnen. Was bietet sich für die Verfasserin Else Kling besser an, als ein paar Beziehungsgeflechte mit Irrungen und Wirrungen einzuflechten. Für ein Lustspiel dieses Genres ist es zwar undenkbar, dass sich zum Schluss nicht doch die richtigen Herzen finden, aber den Weg bis dorthin bereiten die Darsteller mit viel Freude, Genuss und schauspielerischem Schalk vorzüglich auf.

Natürlich können dabei bewährte Schauspieler wie Kuno Mößl als Schankwirt, geplagter Regisseur und Ritter Kunibert ihr komödiantisches Talent wieder bestens einbringen. Auch Bernhard Brickl punktet als sturer Möchtegern-Nachtwächter in Idealbesetzung, aber diesmal kommen auch junge Talente wunderbar zur Geltung.

Manuela Schweiger als Afra und Claudia Porschert in der Rolle der Schankkellnerin Resi konkurrieren um die Liebe des Wirtssohnes Florian, gespielt von Georg Kallmünzer. Gewiss ist es für sie nicht einfach, neben den Urgesteinen der Theatertruppe zu bestehen, aber alle drei schaffen das mit Bravour. Die Aura aber, die Christian Hollweck in nur wenigen Kurzauftritten als Bühnenarbeiter mit Gestik, Körper und nur spärlichen Worten ausstrahlt, wirkt in einer ganz eigenen und kaum erreichbaren Kategorie.

Ulla Klings Stück braucht gute Schauspieler, um auch die etwas gedehnten Passagen im Mittelteil unterhaltsam ans Publikum zu bringen. Mit den Regieeinfällen von Martina Mansdorfer meistert die Riedenburger Truppe diese Herausforderung problemlos. Dazu tragen auch das Bühnenbild – eine Wirtsstube aus den 1950er Jahren mit vielen liebevollen Details – und selbst die Frisuren und Gewänder der Darsteller mit detailbewusster Genauigkeit bei.

Lob erhielten sie dafür nicht nur vom applaudierenden Publikum. Auch der Begründer der Altmühlbühne und langjährige Regisseur Wilfried Frahm zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung äußerst zufrieden über die Entwicklung seiner einstigen Schützlinge. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, wie gut die Theaterleidenschaft weiterlebt“, attestierte er.

Gleich nach dem Schlussapplaus fasste auch Regisseurin Bettina Mansdorfer mit noch leicht geröteten Wangen ihr Fazit zusammen. „Das war eine supertolle Premiere für uns mit einem supertollen Publikum. Wenn die Leute vor der Bühne so viel Spaß haben wie wir beim Spielen, dann passt alles perfekt“, erklärte sie sichtlich erfreut vor einem verdienten Schluck Sekt im Kreise der Schauspieler.

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