Nürnberg (DK) Neue Ideen braucht die Welt. In Nürnberg stellen rund 800 Erfinder aus 30 Ländern noch bis Sonntag ihre Vorschläge für eine bessere Zukunft vor.
Was haben Müll-Handpresse, UV-Klobürste und Pill-O-Mat gemeinsam? Alle drei Innovationen werden derzeit auf der Erfindermesse "Iena" in Nürnberg der Öffentlichkeit präsentiert. "Wir haben den Pill-O-Mat erfunden", sagen Yannick (15) und Leo (16). Sie zeigen auf einen weißen Kasten, der Patienten helfen soll, die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit einzunehmen. "Dank des Pill-O-Mat müssen sich besonders ältere Menschen die Tabletten nicht mehr einzeln vorsortieren", sagen die beiden Schüler, und verweisen darauf, dass durch falsche Medikamenteneinnahme jährlich hohe gesundheitliche und finanzielle Schäden entstünden. Diese fatalen Fehler bei der Medikation soll der Dosierer zukünftig vermeiden. Über eine Handy-App kann der Pillen-Automat programmiert werden. Geld verdienen wollen Yannick und Leo mit ihrer Erfindung übrigens nicht. "Wir wollen alten Leuten helfen", sagen die beiden Schüler, die den intelligenten Pillen-Spender am Schülerforschungszentrum Lörrach gemeinsam entwickelt haben.
Auf das große Geld hofft dagegen Christian Sulger, der einen magnetesierbaren Tampon erfunden hat. "Darauf habe ich das Weltpatent", sagt Sulger stolz, und erklärt das scheinbar genial einfache Funktionsprinzip. Im Tampon ist ein Magnet versteckt. Dieser erzeuge ein Magnetfeld, das bei Menstruationsbeschwerden die Muskulatur signifikant entkrampfen könne. Schmerzen im Unterleib könnten durch diesen Tampon schon bald der Vergangenheit angehören, ist sich Sulger sicher. Die Erfolgsquote des Hygieneartikels mit dem implantierten Magneten gibt der Erfinder mit 90 Prozent an.
Allerdings sucht Sulger auf der Nürnberger Erfindermesse noch nach zahlungskräftigen Investoren, die sein Produkt mit dem Weltpatent auf den Markt bringen wollen. Die Gewinnaussichten seien gigantisch, verspricht der Erfinder. Rund zehn Euro soll die Packung am Ende im Supermarkt kosten. Allein im deutschsprachigen Raum gebe es über 25 Millionen potenzielle Kundinnen, rechnet der Erfinder vor. Um von der Erfolgswelle nicht überrollt zu werden, habe er eine Aktiengesellschaft in der Schweiz gegründet. Diese Rechtsform ermögliche die "effizienteste Aufstellung" seiner Tampon-Firma vor dem Hintergrund der "hohen erwarteten Umsätze" selbst in den Anfangsperioden. Laut Unternehmensprospekt verfügt die Medicalsanomed AG selbstverständlich über eine direkte Autobahnanbindung. Auch zum Flughafen nach Zürich soll es nicht weit sein. Seit neun Jahren arbeite der gelernte KfZ-Mechaniker bereits an der Marktreife seiner Erfindung, erzählt er. "Das hat natürlich alles nichts gekostet", sagt Sulger und lacht leicht gequält. Allein für das Weltpatent habe der Erfinder ein Vermögen auf den Tisch gelegt. Nun setzt der Unternehmer darauf, einen Investor zu finden. Der Erfinder rechnet sich gute Chancen aus. Schließlich würde sein Magnet-Tampon den "Break Even Point" schon "nach kurzer Zeit" erreichen, sagt er, und spricht von ersten Gesprächsterminen, die er mit Investoren noch am gleichen Tag am Rande der Erfindermesse führen wolle.
Von dem großen Reibach träumt nicht jeder Daniel Düsentrieb, der seine Weltneuheit in Nürnberg präsentiert. Dennoch haben viele Ideen Charme: Yosief Gbehreigziabiher aus Nürnberg zeigt etwa sein achteckiges Billardspiel. Und Simon, Kirian, Tiark und Leon ein ferngesteuertes Bobby-Car, das sonntags selbstständig Semmeln beim Bäcker abholt.
Nikolas Pelke
Zu den Kommentaren