Ebenhausen
"Dann kam schon die Druckwelle"

Martin Zimmermann aus Ebenhausen erinnert sich an Luftangriff der Amerikaner

20.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:31 Uhr
Auf dem Bild gut zu erkennen ist die Bombardierung von Ebenhausen-Werk im April 1945. Auch zu erkennen sind Ebenhausen und Baar. −Foto: Archiv Schmidtner

Ebenhausen - 1944/45 überrollte der Krieg mit aller Härte Deutschland.

Die Alliierten bombardierten vor allem rüstungsrelevante Betriebe, oft in unmittelbarer Nähe zu Ortschaften. In den letzten Kriegstagen wurde fast stündlich Fliegeralarm für die Zivilbevölkerung gegeben. Schnell suchten alle Schutz in Kellerräumen oder gegrabenen Erdbunkern. Die Angst von einer Bombe, einer Granate oder von den Salven der Tiefflieger - vor allem der P-51 Mustang, die mit ihrer Bordkanone auf alles zielte, was sich bewegte - oder von deren Splitter getroffen zu werden, saß der Bevölkerung im Nacken.

Am 25. April 1945 griff die 320. US-Bomberstaffel das Werk Ebenhausen an, in dem 4000 Ausländer und 800 Deutsche arbeiteten - hier wurde nur Pulver hergestellt, keine Munition.

Der heute 89-jährige Martin Zimmermann aus Ebenhausen kann sich noch gut an das Ereignis erinnern, als Teile des Werkes in die Luft flogen. "Wir", so erzählte der 1931 geborene Martin Zimmermann dem DONAUKURIER, "waren an diesen Tag auf unserem Feld in unmittelbarer Nähe zur Pulverfabrik und kamen mit dem von Ochsen gezogenen Wagen nach Hause. Wir wollten gerade die Tiere ausspannen und in den Stall bringen, als schon wieder die Sirenen aufheulten. Es dauerte nicht lange, da gab es einen furchtbaren Knall und schon erreichte unser Anwesen, das etwa eineinhalb bis zwei Kilometer entfernt war von der Einschlagstelle, eine derartige Druckwelle, dass sämtliche Dachtaschen davonflogen", erinnert sich noch heute der damals erst 14-Jährige.

Zimmermann erzählt weiter: "Alle mussten zusammenhelfen, um die noch brauchbaren Dachziegel zu sammeln. Diese konnten wir ja wieder verwenden. Die restlichen Dachflächen wurden, damit es nicht hineinregnet, mit Brettern vernagelt. " Der 89-Jährige weiß aber auch: "Wären wir noch auf dem Feld gewesen, hätten wir den Angriff sicherlich nicht überlebt. " Mit Eifer, so erzählte Zimmermann, wurden im Garten tiefe Erdlöcher gegraben. "Denn im Erdbunker konnten wir Buben ja nichts sehen. Doch wir brauchten nicht mehr lange weitergraben, denn am 29. April 1945 kam bereits der Amerikaner. Damit war der grausame Spuk vorbei. "

DK