Dank Al Capone fit für die Prüfung

11.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Im Hänger sollten Pferde immer fest gebunden werden. Das Zaumzeug jedoch muss weg.

Oberhaunstadt (DK) In der Umgebung von Ingolstadt sind schätzungsweise 1200 Pferde zur Pension in landwirtschaftlichen Betrieben und Ställen untergebracht. Zur Fortbildung und Qualifikation ihrer Gastgeber läuft derzeit ein Lehrgang auf dem Gut Oberhaunstadt.

Al Capone ist ein erfahrenes, ruhiges Pferd und marschiert normalerweise schnurstracks in seinen Transportanhänger. Doch gestern Nachmittag stolperte der 14-jährige Wallach über den Vorführeffekt und drehte auf dem Gut Oberhaunstadt zur Beruhigung erst einmal eine Ehrenrunde. Kein Wunder: "Beim Verladen eines Pferdes sollten möglichst wenige Leute dabei sein", empfahl der Reitlehrer Peter Tschikste. Wahrscheinlich störten den Wallach zunächst also wohl die vielen Menschen auf dem Hof, doch im zweiten Anlauf meisterte Al Capone die Herausforderung dann doch mit Bravour.

Tschikste, der unter anderem 23 Jahre lang Pächter der Reitschule "Die Gabel" war, hat viele Tricks parat, um nervöse oder ängstliche Pferde in die fahrbaren Boxen zu bugsieren. Der Wichtigste: "Sie müssen sich immer im Zaum halten und dürfen nicht schimpfen, auch wenn das Verladen länger dauert", schrieb er den knapp zwei Dutzend Reiterinnen und Reitern in Oberhaunstadt ins Stammbuch. Mit Gewalt und Ungeduld geht bei den Vierbeinern nämlich gar nichts – und schlechte Erfahrungen behalten sie lange im Gedächtnis.

Die praktischen Anregungen des Reitlehrers sind Teil des Vorbereitungslehrgangs zum anerkannten Pferdewart, den die knapp zwei Dutzend Mitglieder des 2008 in Ingolstadt gegründeten Arbeitskreises Pensionspferdehalter derzeit absolvieren. Die Prüfungen vor dem amtlichen Veterinärarzt finden kommende Woche statt. "Wir wollen uns weiterbilden und qualifizieren", erläutert AK-Sprecher Ferdinand Bugany, der auch das Gut Oberhaunstadt verwaltet. Das kostenpflichtige Engagement ist rein freiwillig, denn der Lehrgang und das Zertifikat sind eigentlich nur für gewerbliche Pensionspferdehalter vorgeschrieben. "Wir übernehmen schließlich auch eine soziale Verpflichtung", meint Bugany und verweist auf die Vielfalt von Freizeitaktivitäten, die von den Pferdegastgebern angeboten würden.

Fünf Tage lang werden die Pferdehalter, die aus der gesamten Region 10 kommen, in Ingolstadt geschult. Auf dem Programm des Sachkundenachweises stehen neben vielen theoretischen Themen rund um Zucht, Pflege und Haltung der Pferde auch einige Praxiseinheiten. Um zu verstehen, wie die "Gruselfahrt" (Peter Tschikste) im Anhänger für die Vierbeiner wirkt, durften die Reiter auch selbst eine Runde in den Boxen drehen. Das laute Gelächter, das aus dem Gefährt nach außen drang, täuschte jedoch: Die Autofahrt ist wacklig, mit eingeschränkter Sicht, und jede Kurve oder Bremsung eine Herausforderung für das Gleichgewicht. "Wenn Du da einmal drin gestanden hast", meinte eine junge Reiterin im Anschluss an die kurze Rundfahrt, "fährst Du immer vorsichtig."