Berghausen
Damit hat sie nicht gerechnet

02.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Ein bewegender Moment war die Preisverleihung für Karin Zacherl aus Berghausen. Thomas Gottschalk hat ihr gratuliert und sie zu "Wetten, dass..." eingeladen. - Foto: Mathematisches Institut der LMU

Berghausen (DK) Karin Zacherl aus Berghausen hat den ersten Preis der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung für die beste Mathematik-Facharbeit Bayerns verliehen bekommen. Die Auszeichnung hat ihr in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Thomas Gottschalk überreicht.

600 Euro Preisgeld, ein Gespräch mit Moderator Thomas Gottschalk und eine Einladung zu "Wetten, dass..." – für Karin Zacherl hat sich die Teilnahme an der Ausschreibung der Stiftung, die vom Mitbesitzer der Firma Haribo gegründet wurde, gelohnt. "Ich konnte zuerst gar nicht glauben, dass ich gewonnen habe", sagt die 19-Jährige, die gerade am Ingolstädter Katharinen-Gymnasium ihr Abitur bestanden hat. "Ich wusste zwar, dass meine Arbeit gut war, aber die Konkurrenz war wirklich groß."

Große Überraschung

Insgesamt 160 Schüler hatten ihre Facharbeiten eingereicht. 92 bewarben sich im Fach Mathematik, der Rest in Erdkunde, dem zweiten Themengebiet für das Preise ausgelobt wurden. Pro Schulfach hatte die Stiftung, die junge Talente im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich fördern will, für die besten drei Facharbeiten 200, 400 und 600 Euro zur Verfügung gestellt. Für die Plätze vier bis elf vergab die Münchner Universität zusätzlich noch Buchpreise. Zacherl konnte sich am Ende mit einer "Tischtennis-mathematischen Analyse" im Teilbereich Mathematik gegen ihre Konkurrenz durchsetzen.

Auf die Idee, eine Facharbeit über Tischtennis zu schreiben, war Zacherls Mathe-Lehrer Dieter Hauk gekommen. "Ich hatte das Thema zuvor bereits mehreren Schülern angeboten, aber erst Karin hat es dann auch wirklich gemacht", erzählt er. Gegenstand der Arbeit waren unter anderem die Berechnung der mittleren Dauer eines Tischtennis-Satzes und die Frage, wie entscheidend die ersten Punkte für den Sieg sind. "Das ist ein Thema, in dem unheimlich viel Potenzial steckt, vor allem weil darüber noch nicht viel geschrieben worden ist", berichtet Hauk. Wie seine Schülerin, betont auch der Lehrer, dass er sich zwar gute Chancen ausgerechnet habe, aber dass der Erfolg gleich so überragend sein würde, das habe er aufgrund der großen Konkurrenz nicht gedacht.

Dabei war die Nachricht vom Sieg der 19-Jährigen nicht die einzige Überraschung. Zwei Wochen vor der Preisverleihung erfuhr Zacherl, dass auch Entertainer Thomas Gottschalk in München dabei sein würde. "Als ich das gelesen habe, konnte ich es zuerst überhaupt nicht fassen", erzählt sie schmunzelnd. "Und dann habe ich mir gedacht, dass es vielleicht gar nicht der Echte ist". Doch es war tatsächlich der echte Gottschalk, der ihr in München zu ihrem Erfolg gratulierte. Ein Moment, den Zacherl noch lange in Erinnerung behalten wird. "Wir haben zuerst Vorträge über Mathematik und Erdkunde gehört, danach gab es einen Imbiss und dann stand er plötzlich im Saal und hielt eine lustige Rede", erinnert sie sich.

Gottschalk lobte in seiner Ansprache das Engagement der Schüler, obschon er meinte: "Ich wundere mich darüber, dass es noch junge Leute gibt, die nicht Topmodel oder Superstar werden wollen. Meine beste Mathenote in der Schule war eine Vier plus und die im Abschreiben." Bei der Erinnerung an die Situation, als Gottschalk sie zu sich auf die Bühne rief, um ihr ihren Preis zu verleihen, muss Zacherl noch immer lachen. "In dem Moment realisiert man gar nichts. Ich habe nur noch gestrahlt. Da waren ja auch lauter Kameras und Fotografen. Das war unbeschreiblich." So unbeschreiblich, dass ihr die Worte fehlten, um Gottschalk auf die Frage zu antworten, ob sie bei Männern eher aufs Aussehen oder auf die Intelligenz achten würde. "Da habe ich zuerst keinen Satz rausgebracht", erinnert sie sich. Später konnte Zacherl dem Entertainer dann aber zumindest noch mitteilen, dass sie einen Freund hat – und die Reaktion Gottschalks kam prompt. "Da hat er mich dann zu ,Wetten, dass...’ eingeladen, dass ich ihm dort meinen Freund vorstellen kann."

Ausbildung statt Studium

Am 2. Oktober ist es soweit, dann wird Zacherl den Moderator ein zweites Mal treffen. Wie der Tag genau ablaufen wird, das weiß sie noch nicht, "aber Gottschalk hat irgendwas von Aftershow-Party gesagt." Nun hofft die 19-Jährige, möglicherweise auch noch echte Weltstars kennenzulernen. Sie sagt: "Ich habe im Internet schon nachgeschaut, aber da steht noch nicht, wer kommt."

Zwar hat ihre Facharbeit in Mathematik Zacherl die Tür zu all diesen Erfahrungen geöffnet, doch ihr Herz hängt nicht an den Zahlen. Deshalb hat sie sich auch dazu entschieden, vorerst nicht zu studieren. "Ich mache jetzt ab September erst mal eine Ausbildung zur Pharmazie-Assistentin", erzählt die frisch gebackene Abiturientin. "Ich will rauskommen aus dem ewigen Lernen. Ich möchte lieber im Leben stehen und Geld verdienen." Die 600 Euro für ihre Facharbeit sind übrigens bereits verplant, denn "jetzt steht dann erst mal ein Urlaub an."