Neuburg
Damit es mit einer eigenen Bleibe klappt

Neue Fachstelle unterstützt Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind

01.03.2022 | Stand 05.03.2022, 3:35 Uhr
Am Schreibtisch bei der Caritas am Spitalplatz: Katrin Pfeiffer unterstützt sozial benachteiligte Menschen im Landkreis bei der Wohnungssuche. −Foto: Wöhrle

Neuburg - Seit mehr als 15 Jahren begleitet der Caritasverband Neuburg-Schrobenhausen im Rahmen seiner Beratungsangebote Menschen, die vom Verlust ihrer Wohnung bedroht oder schon betroffen sind. Jetzt gibt es sogar eine eigene Fachstelle, die sich um diejenigen kümmert, die es auf dem angespannten Wohnungsmarkt schwer haben. Dort hat Katrin Pfeiffer den Überblick über die Situation im Landkreis. Derzeit betreut sie 27 Fälle.

Die Beraterin pendelt zwischen Schrobenhausen und Neuburg, wo sie bei der Caritas am Spitalplatz ein Büro hat. Seit Januar hat sie auch die Betreuung der Neuburger Wohnungslosen, die derzeit in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind, übernommen.

In den vergangenen Monaten hat sie die Lage auf dem Immobilienmarkt analysiert. Ein Ergebnis ist überraschend: In Neuburg ist es einfacher eine bezahlbare Wohnung zu finden als in Schrobenhausen. "In Neuburg gibt es viel mehr Sozialwohnungen", betont Pfeiffer. Außerdem gebe es in Schrobenhausen drei große Firmen, die für ihre Mitarbeiter kleine Appartements anmieten, die dadurch nicht mehr für Menschen mit wenig Geld zur Verfügung stehen. Doch auch wenn in Neuburg die Situation nicht ganz so angespannt ist, ist es für Menschen mit geringem Einkommen dennoch sehr schwer, eine Wohnung zu finden.

"Umso wichtiger ist es, Mietverhältnisse zu sichern und damit den Wohnraum zu erhalten", erklärt Katrin Pfeiffer. Der Verlust der Wohnung könne in vielen Fällen vermieden werden. Teure Räumungsklagen und große Not der betroffenen Menschen und Familien könnten verhindert werden, wenn der häufigste Kündigungsgrund, die Mietschulden, frühzeitig reguliert würden. Pfeiffer hat mit zwei Hauptproblemen zu kämpfen, wenn sie einen Klienten bei der Wohnungssuche unterstützt. Zum einen gibt es eine Angemessenheitsgrenze, bis zu der das Jobcenter die Miete übernimmt. Die Sätze seien aber so niedrig, dass man dafür meist keine Wohnung mieten könne, so die Beraterin.

Die zweite Schwierigkeit ergibt sich aus den sozialen Aspekten, die ihre Klienten mitbringen. "Es will niemand Menschen in der Wohnung haben, die sozial benachteiligt sind", stellt Pfeiffer immer wieder fest. Die Vermietungsbereitschaft sei da eher gering, bedauert sie. Für viele, die eine Wohnung zu vergeben haben, sei es ein Grund zur Ablehnung, wenn sie hören, dass die Miete vom Jobcenter kommt.

Zu Katrin Pfeiffer kommen sozial benachteiligte Menschen. Sie betreut alte Menschen mit kleiner Rente, Alleinerziehende, Menschen mit geringem Einkommen oder mit Migrationshintergrund. Während die einen eine günstige kleine Bleibe suchen, brauchen Familien mit mehreren Kindern eine große Wohnung - und auch da tauchen wieder Probleme auf. "Die Familien will keiner haben", beobachtet die Beraterin. "Große Wohnungen gehen weg an Paare mit doppeltem Einkommen." Sie hält es deshalb für wichtig, dass es gemeinnützigen Wohnungsbau gibt, wie in Neuburg mit der GeWo. "Die Wohnungsbaugesellschaften scheuen sich nicht, auch jemandem eine Wohnung zu geben, der sozial benachteiligt ist", so ihre Erfahrung.

Katrin Pfeiffer unterstützt ihre Klienten beim Ausfüllen von Anträgen, sie hilft beim Erstellen einer Bewerbungsmappe und sie versucht die Menschen, die von einer Kündigung bedroht sind, in ihrer Wohnung zu halten, was immer wieder gelingt.

"Meine Stelle hat einen Präventionscharakter", sagt sie, "ein Schwerpunkt ist aber auch die Nachsorge." Von den vielen Schwierigkeiten lässt sie sich nicht abschrecken. Immer wieder gelingt die Vermittlung einer Wohnung. Und nicht nur das: "Manchmal geht es schnell", freut sie sich.

DK