Königsmoos
Damit die Kinder gemeinsam aufwachsen

09.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

Gegner einer dezentralen Lösung: Karl Klink, Leo Pallmann, Gerhard Edler und Stefan Fäustlin (v.l.) setzen sich für einen Kindergartenstandort in Königsmoos ein. - Foto: Hammerl

Königsmoos (ahl/mpy) Der große Termin rückt näher: Am 4. Juli muss Königsmoos die Weichen für die künftige Kindergartensituation stellen. Die Befürworter der Ein-Standort-Lösung trafen sich gestern in Ludwigsmoos und stellten ihre Argumente vor.

Es ist ein schöner Morgen, und die Kinder dürfen raus an die frische Luft. Das Gelände ist groß, und obwohl hier zurzeit fünf Gruppen untergebracht sind – weit mehr als die drei, die das ursprüngliche Konzept vorsah –, verteilt sich der Betrieb. "Wir Eltern hatten nie ein Problem damit, dass die Kinder hier alle zusammen sind", sagt Stefan Fäustlin, der selbst zwei Kinder im Kindergarten hat. "Allerdings bräuchten wir deutlich mehr Räume", sagt Leo Pallmann.

Die sind schon seit bald einem Jahrzehnt anvisiert – und bis heute nicht realisiert worden. "Das war vielleicht ein Fehler", mutmaßt Gemeinderat Gerhard Edler, der wie Karl Klink die Geschichte von Anbeginn miterlebte. "Damals hätte es die Alternative der Klingsmooser Schule überhaupt nicht gegeben. . ."

Keine Trennung

Die Argumente bleiben für die Befürworter dieselben – damals wie heute. Eines nennt Stefan Fäustlin, der in Klingsmoos zu Schule ging, während seine Schwester in Stengelheim eingeschult wurde. "Für meine Eltern hat das bedeutet, dass sie zwei Sprechtage besuchen mussten, zwei Schulveranstaltungen", resümiert er, "dabei sieht man doch genau an der Situation, die wir heute haben, wie wichtig es wäre, eine Einheit herzustellen." Er fügt hinzu: "Bei einem Kindergartenstandort und einer Gemeindeschule haben die Kinder die Chance, gemeinsam aufzuwachsen". Für die Befürworter der Ludwigsmooser Lösung geht es deshalb nicht um Ludwigsmoos oder um Klingsmoos, sondern um einen gemeinsamen Standort für die nächste Generation. "Die Trennung der Schule ist überwunden, nun soll es nicht im Kindergarten wieder anfangen", so lautet ihr Hauptargument.

Der zentrale Platz, kurze Wege zur Kinderkrippe, die Möglichkeit flexibler Gruppeneinteilung an einem Standort, wenn es Schwankungen bei den Kinderzahlen gibt – das sind weitere Argumente, die sie anführen. Dabei gestehen alle zu, dass es durchaus gute Argumente auf beiden Seiten gebe. "Aber wir sind der Meinung, dass mehr gute Gründe für einen einzigen Standort in Ludwigsmoos sprechen", sagt Fäustlin. So würden beispielsweise verlängerte und Ganztagsangebote vermehrt nachgefragt. Flexible Betreuungszeiten, wie sie das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) fordert, ließen sich an einem Standort besser verwirklichen. "In Klingsmoos kann ich nicht alles anbieten", prophezeit Fäustlin, was zusätzliche Fahrten provoziere.

Edler erinnert daran, dass vor Jahren ein zweiter Standort in der Untermaxfelder Schule vehement abgelehnt worden war, was auch akzeptiert worden sei, weil die Vorteile eines gemeinsamen, zentralen Kindergartens gesehen wurden. "Ich hätte ja kein Problem damit, wenn es in Klingsmoos mehr Kinder gäbe", sagt er. Tatsächlich aber sei "die Kinderdichte in den unteren Ortsteilen deutlich höher". Er befürchtet daher, dass etliche Kinder, beispielsweise aus Rosing, am Ludwigsmooser Kindergarten vorbei nach Klingsmoos gefahren werden müssten, um den Kindergarten dort aufzufüllen. Leo Pallmann ergänzt den ökologischen Aspekt – zumal Krippenkinder nicht mit dem Bus gefahren werden dürfen. Daher ist aus seiner Sicht ein zentraler Krippen-Standort unbedingt erforderlich, während der Klingsmooser Entwurf die Krippe im Erdgeschoss der leer stehenden Schule in Klingsmoos vorsieht.

Krippe nicht im Flyer

Überhaupt – warum die in Klingsmoos eingeplante Kinderkrippe im neuesten Werbeflyer der BI nicht enthalten ist, das irritiert die Ludwigsmoos-Befürworter. Gut möglich, dass sie diese Frage an die Klingsmooser im Rahmen einer der Infoveranstaltungen der nächsten Tage weitergeben. . .

Und: "Wenn zwei Gruppen nach Klingsmoos gehen, wo soll dann dort die integrative Gruppe hin", fragt Fäustlin, der bei dieser Gelegenheit klarstellt, dass er keineswegs – wie ihm mitunter unterstellt wurde – etwas gegen eine integrative Gruppe habe, die er sich durchaus auch in Ludwigsmoos vorstellen kann. Da sie aber nur bis zu 15 Kinder aufnehmen kann, würden die Plätze nach dem aktuellen Klingsmooser Modell weniger. Und dann müsste der Notraum im 50 Jahre alten Kindergartenaltbau dauerhaft eingebunden bleiben. "Den wollen wir aber nicht mehr sanieren, weil das unwirtschaftlich wäre", sagt Edler.

Eigene Infoveranstaltungen anbieten wollen die Maxfelder und Ludwigsmooser nicht, "denn unsere Positionen sind ja bekannt", wie Edler betont. Womöglich werde es aber noch einmal ein Rundschreiben an die Gemeindebürger geben, mit einem Aufruf, sich an der Abstimmung zu beteiligen. "Es wird sowieso schwierig werden, die Menschen noch einmal an die Wahlurne zu bringen", glaubt Karl Klink.