Ingolstadt
Damit die Fünf nicht stehen bleibt

Nachhilfe für Azubis: Kolping-Akademie unterstützt auf dem Weg zur Abschlussprüfung

23.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:02 Uhr

Prüfung bestanden: Stolz zeigen Christoph Eberl (links) und Maximilian Töpperl (rechts) ihre Abschlusszertifikate, die sie durch die Nachhilfe der Kolping-Akademie errungen haben. Lilli Gmelch und Eva-Maria Stadler (Zweite von links) sind auf dem besten Weg, es den jungen Männern gleich zu tun - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Eine Fünf in Rechnungswesen oder im Fach Wärmetechnik – da sehen viele Ausbildungsbetriebe schwarz. Denn schlechte Zensuren in der Berufsschule sind oft ein Vorbote für eine misslungene Abschlussprüfung.

Damit es so weit nicht kommt, bietet die Kolping-Akademie Ingolstadt auf dem Weg zum Wunschberuf sogenannte ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) an. Unterstützt und finanziell getragen wird die Fördermaßnahme von der Bundesagentur für Arbeit. Letztes Jahr haben in der Region 255 Auszubildende von dem Nachhilfeprogramm Gebrauch gemacht, 160 davon in Ingolstadt. Drei von ihnen haben gerade ihre Prüfung bestanden. Andere haben sie noch vor sich. „Unsere Erfolgsquote im Ausbildungsjahr 2012/13 liegt bei 94,9 Prozent“, vermeldet Elisabeth Wallner, Sozialarbeiterin bei Kolping.

Lilli Gmelch macht zurzeit ihre Ausbildung zur Industriekauffrau in einem Betrieb für Anlagentechnik und ist im dritten Lehrjahr. Die 18-Jährige absolvierte in Geisenfeld die Mittlere Reife und besucht jetzt die Berufsschule in Pfaffenhofen. „Noch ein Jahr, dann bin ich fertig“, sagt sie hoffnungsfroh. Schwierigkeiten bereitete ihr vor allem das Fach „Betriebliche Geschäftsprozesse“, sagt sie. Ein Kernfach in der Ausbildung. „Da hatte ich einen Fünfer in einer Schulaufgabe.“ An ihrer Berufswahl zweifelte sie aber nie: „Ich telefoniere gerne, und die Arbeit am PC macht mir Spaß.“ Dank des Nachhilfeprogramms ist sie nun auf einem guten Weg, erreichte in der Zwischenprüfung ein Ergebnis von 68 Prozent. „Ich schreibe jetzt bessere Noten als zuvor“, freut sie sich.

Ähnlich erging es Christoph Eberl, der bei der Sparkasse in Ingolstadt seine Lehre zum Bankkaufmann abgeschlossen hat. „Ich hatte von Anfang an Probleme mit Rechnungswesen“, räumt der 19-Jährige ein. Das sei in der Bank ein komplett anderes als im kaufmännischen Bereich. „Das hat mich immer verwirrt.“ Auch er hat aber nie an einen anderen Beruf gedacht. „Weil ich gewusst habe, dass ich das schaffen kann.“ In seinen Problemfächern verbesserte er sich durch das Angebot der Kolping Akademie von einer Vier und einer Fünf jeweils auf die Note Drei. „Damit bin ich absolut zufrieden“, sagt der frischgebackene Banker.

„Der Beruf des Bankkaufmanns ist mit hohen Anforderungen verbunden“, erklärt Andrea Bensch-Kieslich, Lehrerin für kaufmännische Berufe in der Akademie. „Da kämpfen etliche.“ Gerade im Rechnungswesen sei das Umdenken deshalb oft ein längerer Prozess. „Ich arbeite dann mit Verständnisübungen. Der Schüler lernt, den Fall durchzudenken. Dann fällt meistens der Groschen, und der Buchungssatz kommt von alleine dazu.“ Manchmal gäbe es in den Gruppen, die aus maximal acht Schülern bestehen, jedoch auch Motivationsprobleme. „Dann geht es darum, den jungen Leuten Mut zu machen und ihnen Lerntechniken zu vermitteln“, erklärt Bensch-Kieslich das Konzept. Dies sei die Hauptfunktion der Lehrkräfte, neben der Wissensvermittlung. Klappt das beim ersten Anlauf nicht, oder werden die Azubis vom Ausbildungsbetrieb nicht übernommen, dann können sie in der Kolping-Akademie bis zu sechs Monate nachbetreut werden.

Auch Maximilian Töpperl aus Vohburg hat so seinen Abschluss als Heizungsbauer geschafft. Jetzt arbeitet der 19-Jährige als Fertigungsmechaniker bei Audi. Probleme bereiteten ihm die Fächer Wärme- und Wassertechnik. Wie er Berechnungsformeln richtig umsetzt, das hat er in der Nachhilfe gelernt. Und auch Eva-Maria Stadler aus Zandt ist auf dem besten Weg zu ihrem Abschluss als Kauffrau im Einzelhandel. Die 21-Jährige, die in einem Familienbetrieb in Denkendorf arbeitet, drohte ebenfalls am Rechnungswesen zu scheitern. Jetzt hat sie sich auf Note Drei verbessert. Auch für die Mitarbeiter im Kolping-Haus sind die Erfolgerlebnisse der Schüler eine Bestätigung ihrer Arbeit. „Wir sind wahnsinnig stolz, wenn sie die Prüfung schaffen“, freut sich Elisabeth Wallner.

Das abH-Programm findet ein Mal pro Woche am Abend in der Kolping Akademie in Ingolstadt, sowie in den Außenstellen in Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg und Schrobenhausen statt. Betriebe, Lehrer, Eltern, aber auch betroffene Berufsschüler selbst können sich dort über die Teilnahmevoraussetzungen und über das weitere Bildungsangebot informieren.