Vohburg
"Daheim ist bei den Leuten, die ich liebe"

Die gebürtige Vohburgerin Monika Delafraye erzählt von ihrer ersten Zeit als Lehrerin in Frankreich

03.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

Foto: DK

Vohburg/Clermont (DK) Stärke beweisen kann eine Frau auf viele Arten: Die gebürtige Vohburgerin Monika Delafraye tat dies fernab der Heimat, nämlich in Frankreich. Sie ließ ihre vertraute Umgebung hinter sich, um sich in der Fremde eine Zukunft aufzubauen. Das war nicht immer leicht.

Es war kein Aufbruch ins Unbekannte, sondern viel mehr ein fließender Übergang, als Monika Delafraye sich für ein Leben in Frankreich entschied: Bereits 1978 nahm Delafraye, die damals noch Pflügl hieß, zum ersten Mal an einem Austausch von Vohburg mit der Partnerstadt Clermont teil. "Mein Vater war damals im Stadtrat und ganz begeistert von der Partnerschaft. Aber er war beim Austausch immer ein bisschen verzweifelt, weil das mit der Kommunikation bei ihm nicht so funktioniert hat. Deshalb hat er es gefördert, dass ich gleich mitmache, wenn ich ein bisschen Französisch kann", erinnert sich Delafraye.

Zwischen ihrem 16. und 22. Lebensjahr nahm sie regelmäßig am Austausch teil. Sie lernte Land und Leute kennen. Darunter auch einen der Teilnehmer namens Fabrice, in den sie sich verliebte. 1985 begann Delafraye mit einem Studium in München und bewarb sich kurze Zeit später für ein Jahr als Fremdsprachenassistentin in Frankreich - in der Nähe von Clermont ergatterte sie eine Stelle. Im Laufe des Jahres stellte Delafraye fest, dass sie in Frankreich bei ihrem Freund Fabrice bleiben möchte. "Oft sagen mir Leute, wie mutig es war, die Heimat zurückzulassen. Aber ich kannte Clermont und ein paar Menschen dort ja schon vom Austausch. Und ich konnte Französisch. Viel stärker musste ich sein, um einen Platz als Lehrerin zu finden."

Die gebürtige Vohburgerin studierte nämlich in ihrer neuen Wahlheimat Deutsch für das Lehramt; in Frankreich ist es üblich, nur ein Fach zu unterrichten. Im letzten Jahr ihres Studiums sollte Delafraye eine Ausleseprüfung absolvieren, bei der die besten eine Stelle als Lehrer bekamen. Um diese Prüfung aber ablegen zu dürfen, musste man französischer Staatsbürger sein. "Fabrice und ich haben dann beschlossen, dass wir heiraten. Dadurch war es leichter, die Staatsbürgerschaft zu bekommen. Wir hätten aber auch ohne den gegebenen Anlass irgendwann geheiratet", blickt Delafraye zurück. Die standesamtliche Trauung fand 1988 im Vohburger Rathaus statt - mit Weißwürsten und Blaskapelle. Allerdings taten sich nach der Hochzeit ungeahnte Verwaltungsprobleme auf und Delafraye konnte die Prüfung nicht wie geplant ablegen - sie musste ein Jahr warten.

Als Delafraye endlich ihre Laufbahn als Lehrerin in Frankreich einschlagen konnte, stieß sie auf weitere Probleme. Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern ist in Frankreich anders als in Deutschland: In Deutschland steht man sich näher; die Hierarchie ist nicht so stark ausgeprägt. In Frankreich verschafft man sich durch Strenge Autorität. "Ich habe so unterrichtet, wie ich es aus Deutschland kannte. Die Schüler sind mir auf der Nase herumgetanzt. Ich fand es unheimlich schwer, streng zu sein und auf der anderen Seite doch einen Zugang zu den Schülern zu finden", erzählt Delafraye. Tipps habe sie viele bekommen - allerdings waren viele Dinge für ihre französischen Kollegen so selbstverständlich, dass sie darüber gar nicht informiert wurde. "Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut, als ich zu Anfang eine Abiturklasse unterrichtet habe. Niemand hat mir gesagt, dass es keinen Abschlussball gibt. Die Schüler bekommen einfach einen Zettel mit den Ergebnissen. Zu diesem Anlass kommen dann die Lehrer und verabschieden sich von ihren Schülern. Nachdem ich das nicht wusste, war ich natürlich nicht da", erklärt Delafraye. Bei ihren Startschwierigkeiten standen ihr Fabrice, seine Familie und französische Freunde zur Seite. Heimweh hatte sie selten: "Daheim ist bei den Leuten, die ich liebe."