Neuburg
Dachstuhl von St. Peter "wackelt"

Dringende Stützarbeiten vor Ostern Sanierung für 3,6 Millionen Neue Glocken?

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Markant erhebt sich die Pfarrkirche St. Peter auf dem Stadtberg. Die Stahlglocken gelten noch als kleinstes Problem (oben). Tragbalken sind angefault (links), Pfarrer Herbert Kohler, Marianne Gremmelspacher und Barbara Thiel-Lintner betrachten sorgenvoll den Dachstuhl (rechts). - Fotos: r

Neuburg (r) "Abenteuerlich" hält der Statiker Dachstuhl und Decke der Neuburger Peterskirche. Holzlatten und Putzmörtel bilden das Gewölbe, mit Eisenstangen hängt es am Dachstuhl. Und der ist so "wacklig" geworden, dass Pfarrei und Staatsbauamt jetzt eine Millionen-Sanierung einleiten.

In der Woche vor Ostern beginnen Zimmerer mit der "Notsicherung". Die Handwerker schlüpfen über die Westfassade ins Gebälk und bauen Stützböcke für kaputte Konstruktionsteile. Fünf wichtige Tragbalken "sind stark angefault", berichtet Marianne Gremmelspacher vom staatlichen Bauamt Ingolstadt. Der Dachstuhl habe sich nach Norden zur Donau zehn Zentimeter geneigt, im Übergang zum Turm stellenweise um 20 Zentimeter - Folge dauernder Undichtigkeit der Dacheindeckung.

Das klingt nach viel Arbeit und hohen Kosten. Genauso ist es: 3,6 Millionen Sanierungsaufwand hat die Baubehörde ausgerechnet, und es könnte noch mehr werden. Der Freistaat, der die Baulast für die Peterskirche trägt, hat seinen Anteil auf 2,6 Millionen Euro festgelegt. Der Pfarrei St. Peter und der Diözese Augsburg verbleibt eine Million. Das Kultusministerium hat grünes Licht gegeben, die kirchlichen Gremien noch nicht.

Deshalb beginnen die Hauptarbeiten erst 2018. Die Peterskirche wird mindestens ein Jahr lang eingerüstet sein, neben dem Turm steht der Kran. "Wenn bis zum Schlossfest 2019 alles fertig ist, das wäre ideal", findet Stadtpfarrer Herbert Kohler. Auf eine lange Bauphase muss er sich auf jeden Fall einrichten.

Der Stadtpfarrer und die Aktiven der Pfarrei haben noch etliche Wünsche. Neben der Elektroinstallation sollen Bankheizung, Tonanlage, Liedanzeige und Blitzschutz erneuert werden. Glocken- und Uhrenwerk sind zu sanieren, die Orgel zu reinigen sowie der gesamte Kircheninnenraum. Das Kirchenschiff erhält innen einen neuen Kalkanstrich, ebenso die Außenfassaden. Die Westseite steht direkt "im Wetter" und blättert ab. Eine Farbdiskussion wolle man gar nicht beginnen, sagt Amtsleiterin Barbara Thiel-Lintner, "die Peterskirche bleibt weiß-grau". Pfarrer Herbert Kohler drängt auf zeitgemäße Innenbeleuchtung, bei Abendgottesdiensten herrsche "Höhlenatmosphäre". Ein Lichtkonzept liegt bereits vor.

Vier Glocken läuten im Turm, drei sind aus Stahl und ziemlich angerostet. Deshalb wird der Wunsch nach drei neuen Bronzeglocken laut. Die angestammten Exemplare waren 1943/44 abgenommen und in Kriegsmunition umgewandelt worden. Für neue Glocken müssten die Pfarrei oder großherzige Spender aufkommen. Ein schönerer Klang vom Berg herunter in die Innenstadt und nach Neuburg-Nord wäre garantiert.

Vor genau 400 Jahren ist die "kleine Hofkirche" St. Peter (Herbert Kohler) nach der Abwendung vom Protestantismus wieder katholische Pfarrkirche geworden. Nach dem Turmeinsturz 1641 übernahm Meister Johann Serro aus Roveredo den Neubau. Die Urkirche gehörte zum Bischofssitz Neuburg von 788 bis 804. St. Peter steht sicher auf Fels, an der Nordseite fällt der Nachtberg steil ab. Die Stützmauern zeigen Risse, sie müssen mit Ankern gesichert werden. Demnächst stehen genauere Untersuchungen am Nordhang an. Von ihrem Ergebnis hängt es ab, ob die Stützarbeiten noch heuer anlaufen müssen.