Kelheim
Dabei sein war alles

Stadt-Land-Union richtet nach der Niederlage bei der Landratswahl den Blick in die Zukunft

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

Nach der bitteren Niederlage bei der Landratswahl im Vorjahr richtet die Spitze der Stadt-Land-Union im Kreis Kelheim den Blick wieder nach vorne: Kreisvorsitzender Thomas Zachmayer (v.l.) sowie die beiden Kreisräte Andreas Fischer und Alois Schweiger. - Foto: Bruckmeier

Kelheim (DK) Bei der Stadt-Land-Union hat man die bittere Niederlage bei der Landratswahl im September des Vorjahres bereits abgehakt. Und so herrschte am Freitagabend bei der Jahresversammlung in Biburg keine gedrückte Stimmung und man richtete den Blick in die Zukunft.

Der Dank der Mitglieder ging an den Kandidaten Alois Schweiger, der seine klare Niederlage zwar einräumte, sie aber auch realistisch einschätzte. Den Sieg von Martin Neumeyer (CSU) schon im ersten Wahlgang erklärte der Hienheimer Stadt- und Kreisrat mit dem enormen Bekanntheitsgrad des CSU-Politikers in allen Regionen des Landkreises.

Genau da will die SLU ansetzen. Während die Gruppierung vor allem in Mainburg und mit Abstrichen im mittleren Landkreis erfolgreich ist, gibt es nach den Worten des Kreisvorsitzenden Thomas Zachmayer aus Biburg doch noch viele weiße Flecken. Er und seine Vorstandskollegen wollen sich daher verstärkt bemühen, den Kontakt auch zu freien Bürgergruppen zu suchen, mit denen man auf Kreisebene zusammenarbeiten kann.

Für den Wahlkampf um das oberste politische Amt zwischen Altmühltal und Hallertau hat die SLU laut Kassenbericht von Matthias Prantl rund 7500 Euro ausgegeben. Auch das ist in den Augen Zachmayers ein Zeichen dafür, dass die eigene Kampagne "pfiffig, aber keineswegs überdimensioniert" war. "Schade, dass vieles an den Wählern vorbeigegangen ist", bedauerte Schweiger, der seine Kandidatur allerdings nicht bereut. "Wir waren dabei. Damit konnte sich die SLU in den Medien des Kreises entsprechend darstellen", meinte er mit Blick auf die Kommunalwahlen 2020.

Noch einmal aufhorchen ließ die Gruppierung, als sie mit Andreas Fischer, der im Jahr 2015 als früherer liberaler und später parteiloser Kreisrat in die Fraktion der SLU gewechselt war, einen Bewerber ins Rennen um den Vizelandrat schickte. Doch der einstige FDP-Landtagsabgeordnete schied im ersten Wahlgang mit Lospech gegen den stimmengleichen FW-Kandidaten Sepp Egger aus Mainburg aus. "Hätten wir gewonnen, wäre die anschließende Stichwahl vielleicht anders ausgegangen", spekulierte Zachmayer. Bekanntlich wurde der CSU-Fraktionssprecher Wolfgang Gural zum ersten Stellvertreter des Landrats gewählt.

Mit ihren sechs Kreisräten will die SLU nach den Worten ihres stellvertretenden Fraktionssprechers Konrad Dichtl die Entwicklung der Defizite bei den beiden Krankenhäusern im Kreis genau im Auge behalten. "Wir müssen die medizinische Erstversorgung erhalten, finanziell ist das allerdings eine schwierige Sache", räumte er ein. Die Rolle von Neumeyer als Landrat wollte Dichtl noch nicht weiter kommentieren. "Wie jedem Politiker stehen auch ihm 100 Tage Einarbeitungszeit zu", meinte er, bot dem neuen Mann an der Spitze des Landkreises allerdings die Zusammenarbeit seiner Gruppierung an.

"Keine besonderen Vorkommnisse", meldete Franz Stiglmaier aus dem Rechnungsprüfungsausschuss des Kreistages. Außerdem sitzt der Attenhofener Bürgermeister im Umweltausschuss, wo er über die nun eingeleiteten Bekämpfungsmaßnahmen gegen den im Raum Kelheim/Saal grassierenden Asiatischen Laubholzbockkäfer berichtete. Zum Haushalt, der im Februar verabschiedet werden soll, merkte er noch an, dass die Senkung der Bezirksumlage dem Landkreis wohl einige Luft verschaffen werde.

Zwar ist die Flüchtlingsproblematik ein wenig aus den Schlagzeilen verschwunden, für die Mandatsträger der SLU steht das Thema aber nach wie vor ganz oben auf der Agenda. Denn Städte und Gemeinden hätten sich nun um die Unterbringung und Integration der anerkannten Asylbewerber zu kümmern, was in der Praxis mitunter alles andere als leicht sei, berichteten die Bürgermeister Zachmayer aus Biburg und Franz Stiglmaier aus Attenhofen anhand einiger Beispiele aus ihren Kommunen. Obwohl der ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete Fischer nach eigenem Bekunden froh ist, kein Wort über Obergrenzen verlieren zu müssen, sieht er in der Integration von Flüchtlingen eine "enorme gesellschaftspolitische Herausforderung". Für Stiglmaier sind die Grenzen der Aufnahmekapazitäten faktisch bereits erreicht: "Unser deutsches Sozialsystem ist nicht für den Unterhalt der ganzen Welt gemacht."

Trotz aller politischer Herausforderung soll bei der Stadt-Land-Union in diesem Jahr gefeiert werden. Anlass für einen Festakt ist die Gründung der Gruppierung vor 40 Jahren. Im Oktober 1977 fand sich eine Reihe von Kommunalpolitikern aus dem gesamten Landkreis Kelheim zusammen und hob die SLU, damals noch als eine Art zweite Liste der CSU, aus der Taufe. Gut ein halbes Jahr später zogen im Mai 1978 sieben Mitglieder aus ihren Reihen in den Kreistag ein.