''Da, wo wir letztes Jahr waren, da stehen keine Häuser mehr''

24.08.2016 | Stand 08.08.2018, 9:47 Uhr
Claudia Forster −Foto: oh

Ingolstadt (dk) Denkendorfs Bürgermeisterin Claudia Forster hat während ihres Urlaubs in Italien das schwere Erdbeben vom Mittwochmorgen erlebt. Mit dem DONAUKURIER hat sie am Telefon über ihre Erlebnisse gesprochen.

Frau Forster, Sie machen derzeit Urlaub in Italien und haben das schwere Erdbeben miterlebt. Geht es Ihnen gut?

Forster: Uns ist nichts passiert und es ist auch am Campingplatz dort nichts passiert. Wir haben dann über die Nachrichten gehört, dass das wunderschöne Städtchen Amatrice eigentlich nicht mehr existiert, wo wir letztes Jahr noch waren, das ist schon sehr bedrückend.

 

Wo genau befinden Sie sich?

Claudia Forster: Wir sind in Martinsicuro zwischen Ancona und Pescara am Meer. Gestern Nacht so gegen halb Vier haben wir ein Rütteln am Wohnwagen festgestellt, das immer stärker geworden ist. Zuerst dachten wir, dass sich Jugendliche einen Scherz erlaubt hätten und sind aus dem Wohnwagen gestürmt. Dann haben wir gespürt, dass die Erde bebt, es hat einfach alles gebebt. Es war eine Erfahrung, die ich noch nie gemacht habe, die ich aber ehrlich gesagt auch nicht mehr brauche. Dass die Erde unter mir bebt, dass ich das Gefühl habe, dass ich schwanke, das ist schon eine sehr bedrückende Situation, die Angst macht.

 

Wie haben Sie dann reagiert?

Forster: Aus allen Wohnwägen und Zelten sind die Leute raus auf die Straße gelaufen. Wir Deutschen wussten zunächst nicht was los ist, weil wir eben noch kein Erdbeben erlebt haben. Die Italiener sind da ja schon härter geprüft und haben dann schon eher gewusst, was Sache ist. Wir sind dann gegen vier Uhr wieder in den Wohnwagen zurückgegangen, haben einige kleinere Nachbeben erlebt und gegen halb Fünf dann das zweite größere Beben und sind wieder nach draußen gelaufen. Diesmal waren wir aber schon vorgewarnt und haben auch die Hunde bellen hören, noch bevor die Erde erneut gebebt hat.

 

Wieviele Kilometer waren Sie auf Ihrem Campingplatz vom Epizentrum des Bebens entfernt?

Forster: Wir sind etwa 80 Kilometer von Amatrice entfernt. Hier in Martinsicuro sind, wie wir mitbekommen haben, keine Schäden entstanden. Es fliegen verstärkt Hubschrauber, aber ob die ins Krisengebiet fliegen, weiß ich nicht, aber ich könnte es mir vorstellen, weil die in diese Richtung fliegen.

 

Sind Sie als ausländische Touristen am Campingplatz über die Erdbebensituation gut informiert worden?

Forster: Nein, eigentlich gar nicht, wir haben die Informationen über das Internet und das Fernsehen erhalten. Aber auch die Italiener haben sich in der Nacht ihre Informationen über das Handy geholt. Es war in der Nacht sehr ruhig und alles sehr unaufgeregt, zumindest von Seiten des Campingplatzes. Wir selbst waren sehr aufgeregt. Aber man merkt insgesamt schon, dass die Stimmung sehr gedämpft ist.

 

Werden Sie jetzt angesichts der Umstände Ihren Urlaub abbrechen?

Forster: Nein, wir bleiben hier, es gibt keinen Anlass zur Sorge. Wann das nächste Beben kommt, weiß man nach dem Beben genauso wenig wie vorher, das kann morgen sein, das kann aber auch in zehn Jahren sein. Von daher macht es keinen Sinn, wenn wir hier panisch werden und die Zelte abbrechen. Aber natürlich denken wir an die Menschen, die gestorben und verschüttet sind. Auch unsere Stimmung ist sehr gedrückt. Am Campingplatz ist alles ein bisschen ruhiger als sonst. Da, wo wir letztes Jahr waren, da stehen keine Häuser mehr, das nimmt einem ein bisschen die Freude am Urlaub.