Neuburg
"Da waren Sie wirklich saudumm"

Liebe vorgegaukelt, um 42 000 Euro zu ergaunern: Nigerianer in Neuburg zu Bewährungsstrafe verurteilt

09.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:35 Uhr
Katrin Kretzmann
Symbolbild Gericht −Foto: Sebastian Schanz

Neuburg (DK) Er soll Teil einer Betrügerbande gewesen sein, die einer Frau aus Neuburg über eine Partnerbörse eine Liebesbeziehung vortäuschte, um an 42000 Euro zu gelangen. Gestern musste sich ein 25-jähriger Nigerianer vor dem Neuburger Amtsgericht wegen des versuchten Betruges verantworten - und wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung.

Er gab sich als Elvis Morgan, amerikanischer Staatsbürger und Soldat in Syrien aus. Über eine Partnerbörse lernte er eine Frau aus Neuburg kennen. Die beiden hatten längere Zeit Kontakt und er gestand ihr seine Liebe. Dann ging es um Geld. Morgan behauptete, dass er Diamanten im Wert von über zwei Millionen Euro besitzt, die er nach Deutschland liefern will. Doch der Zoll habe sie beschlagnahmt und er müsse rund 42000 Euro Auslöse bezahlen. Die Frau sollte ihm dabei helfen. Doch es stellte sich heraus, dass hinter dem vermeintlichen Soldaten drei Männer steckten, die der Frau die ganze Geschichte nur vorgaukeltet hatten, um an das Geld zu gelangen.

Er sei dumm gewesen, könne sich nicht mehr erklären, wie er in diese Sache hineingeraten sei, sagt der 25-Jährige auf der Anklagebank. Im Frühjahr 2018 war der Kontakt zur Geschädigten laut Anklage entstanden. Ihr wurden von den beiden anderen, bislang noch unbekannten Männern, Videos und Fotos des angeblichen Soldaten Elvis Morgan geschickt. Als dann von den Diamanten die Rede war, ging es um das Geld und es wurde die Übergabe einer Teilsumme in Höhe von 500 Euro - der Beuteanteil des Nigerianers - vereinbart, die aber scheiterte. Schließlich trafen sich der Angeklagte und die Frau in einem Café in Ingolstadt. Auf Nachfrage der Geschädigten, wer er denn sei, sagte der 25-Jährige, der Bruder eines Freundes des Soldaten zu sein. Die Geldübergabe stand bevor - und die Polizei nahm den Nigerianer fest.

"Sie war schon einmal Opfer einer solchen Tat", sagte ein Polizist über die Geschädigte im Zeugenstand. Sie habe sich dann ein gefälschtes Profil zugelegt und bei der Partnerbörse angemeldet. Die Geschehnisse habe sie der Polizei erzählt und schließlich Anzeige erstattet. "Als die Geldübergabe stattfinden sollte, kam es zum Zugriff", so der Beamte. Im Anschluss seien dann auch Notizen bei der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten gefunden worden, die mit der vorgeworfenen Tat zusammenhängen.

Seit Oktober 2017 ist er in Deutschland, ließ der Angeklagte über seine Dolmetscherin verlauten. Zu diesem Zeitpunkt habe er auch seine heutige Verlobte kennengelernt. Mit ihr wolle er sich eine Zukunft in Nordrhein-Westfalen aufbauen, wo das Paar vor seiner Verhaftung lebte. "Und was hat Ihre Freundin dazu gesagt, dass Sie im Knast landen?", wollte vorsitzender Richter Christian Veh wissen. Der Angeklagte grinste verlegen und zuckte mit den Schultern, woraufhin Veh nur den Kopf schüttelte. Er sei Profifußballspieler, habe in Nigeria, Italien und Norwegen bei verschiedenen Vereinen gespielt und damit sein Geld verdient. Zuvor habe er eine Ausbildung in der Gastronomie gemacht, aber nicht abgeschlossen. "Und in welcher Liga haben Sie da gespielt?", fragte Veh. "In der vierten", sagte der 25-Jährige. "Naja, besser als nichts", meinte der Richter.

Bevor es aber nach der Verlesung der Anklageschrift zur Beweisaufnahme kam, zogen sich Richter Veh und die beiden Schöffen, Staatsanwalt Thorsten Schalk sowie die Verteidiger Peter Gietl und Hermann Kühn zu einer Verständigung zurück. Dabei vereinbarten die Beteiligten laut Veh einvernehmlich, dass im Fall einer Verurteilung, die Möglichkeit einer Bewährungsstrafe bestehe, sofern der Angeklagte ein Geständnis ablegt . Die Ableistung von 200 Sozialstunden sei ebenfalls Teil der Vereinbarung.

Die Verteidiger zogen sich nochmal mit ihrem Mandaten für ein Gespräch zurück, bis Anwalt Kühn verkündete, dass "er gesteht vollumfänglich". Er sei mit dem Ergebnis der Verständigung einverstanden. "Warum machen Sie denn da mit?", fragte Veh. Der Angeklagte mache sich hier nicht nur strafbar, sondern stelle auch seine Beziehung auf die Probe. "Da waren Sie wirklich saudumm, sich auf so etwas einzulassen."

Staatsanwaltschaft Schalk forderte eine Freiheitsstrafe in Höhe von einem Jahr und acht Monaten, ausgesetzt zur Bewährung, "er ist Ersttäter und zeigt Einsicht", die Verteidigung ein Jahr und vier Monate, ebenfalls auf Bewährung, "da er in Untersuchungshaft aus seinen Fehlern gelernt hat und ein stabiles soziales Umfeld hat", sagte Kühn. Schließlich wurde er zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von 18 Monaten, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung, verurteilt sowie 200 Sozialstunden. Richter Veh betonte in seiner Urteilsbegründung, dass der 25-Jährige in erster Linie der "Geldabholer" und nicht der Drahtzieher der Geschichte gewesen sei. "Und Sie unterscheiden sich dennoch wohlwollend von vielen anderen, die sich hier auf der Anklagebank tummeln." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Katrin Kretzmann