Da überlegt man keine Sekunde

13.06.2007 | Stand 03.12.2020, 6:41 Uhr

Ehrung für Lebensretter: Im Mai 2006 sank die Eininger Donaufähre. Unter Einsatz seines Lebens rettete Stefan Esch eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter aus den reißenden Fluten. - Foto: Johann Brunner

Pförring / Abensberg (DK) Der gebürtige Pförringer Stefan Esch hat eine Mutter und ihr Kind aus der reißenden Donau gezogen. Dafür erhält er nun die Bayerische Rettungsmedaille, die ausschließlich für Rettungstaten verliehen wird, die unter eigener Lebensgefahr begangen wurden.

Die Auszeichnung wird Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber vornehmen. Esch, der in Abensberg lebt, hatte die beiden Menschen vor gut einem Jahr vor dem Ertrinken bewahrt, als die Fähre zwischen Eining und Hienheim (Stadt Neustadt) gesunken war.

Das Unglück eriegnete sich am 4. Mai 2006: Gegen 14.30 Uhr kam der 39-jährige Bauleiter Stefan Esch von einer Baustelle und gönnte sich im Biergarten an der Fähre in Eining eine Brotzeit. Er unterhielt sich mit ehemaligen Arbeitskollegen, während die Donaufähre ablegte. An Bord waren der Fährmann, ein Landwirt mit einem Traktor und eine 32-jährige Hienheimerin mit ihrer zweijährigen Tochter.

"Schau mal, da stimmt was nicht", sagte einer am Tisch. Esch, der mit dem Rücken zum Fluss saß, drehte sich um und sah, dass die Fähre, die sich in der Mitte der Donau befand, sank: "Da hat nur noch das Bulldog-Dach aus dem Wasser herausgeschaut, es ging alles rasend schnell", berichtet der Bauleiter. Irgendjemand habe dann aufgeregt darauf aufmerksam gemacht, dass sich eine Frau und ein Kind auf der untergehenden Fähre befänden. "Die beiden waren schon im Fluss. Die Mutter umklammerte mit einer Hand verzweifelt eine Rettungsboje, mit der anderen hielt sie das Kind fest", schildert Esch die dramatische Situation.

"In einer solchen Situation überlegt man keine Sekunde", so Esch. "Ich bin dann den Schotterweg flussabwärts gelaufen. Iich musste ja wegen der Büsche eine Stelle finden, wo ich hinein konnte." Unterwegs konnte er sich nur noch die Jacke abstreifen – ansonsten sprang er voll bekleidet und mit Schuhen etwa 150 Meter unterhalb des Biergartens als einziger in die Donau. Der Fluss hatte wegen Hochwassers eine sehr starke Strömung.

"Schließlich habe ich die Boje erwischt, an der die Frau und das Kind hingen, und sie ans Ufer gezogen." Dort wurden die beiden Geretteten von Biergarten-Besuchern in Empfang genommen. Die Kälte des Wassers – dessen Tempeatur lag bei nur etwa acht Grad – habe er dabei nicht bemerkt, so der Abensberger, der sich selbst als "nicht schlechter Schwimmer" einschätzt. Anschließend setzte er sich völlig durchnässt ins Auto und fuhr nach Hause.

Gut vier Wochen später traf er sich im Eininger Fähren-Biergarten noch einmal mit den Geretteten. "Das würde ich jederzeit wieder machen", ist sich der dreifache Vater sicher. Ob er sich als Held fühle? "Nein, Helden sind was anderes", wehrt der sympathische Mann bescheiden ab.

Der Fährmann und der Landwirt konnten sich aus eigenen Kräften ans Ufer retten. Unglücksursache war laut Experten die nicht geschlossene Bugklappe der Fähre.