Schrobenhausen
Da steht ein Kamel auf der Platte

Stadt eröffnet im Süden Schrobenhausens die Aktion Energiekarawane mit tierischer Unterstützung

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

−Foto: Spindler, Jürgen, Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Stilecht zog die Energiekarawane durch das Schrobenhausener Wohngebiet auf der Platte - mit einem Kamel. Damit wollte die städtische Klimaschutzbeauftragte Tanja Jenter die neue Energiesparaktion in Schrobenhausen spektakulär einläuten.

Ein wenig unruhig läuft Leila hin und her. Sie kann es offensichtlich kaum abwarten, dass die Gruppe sich endlich in Bewegung setzt. Das bestätigt auch der Besitzer der 15 Jahre alten Kameldame, Ferdinand Lehnert: "Sie mag nicht gerne stehen, sie will laufen." Leila stammt aus einem Zirkus. Dort hat der 28-jährige Lehnert das Tier zusammen mit einem weiteren Artgenossen erstanden. Insgesamt besitzt Lehnert nach eigenen Angaben drei Kamele und fünf Lamas, die er auf dem Leinfelderhof zwischen Schrobenhausen und Mühlried hält.

Das Tier zieht auf jeden Fall in der warmen Abendsonne des Montags auf der Platte die Blicke aller - gut zwei Dutzend Menschen -, die zur Eröffnung der Energiekarawane gekommen sind, auf sich. Genau das ist es, was sich Tanja Jenter für den Auftakt der Aktion auch gewünscht hat. Launig fügt Jenter noch hinzu, dass die Bürgermeister einiger schwäbischer Kommunen, in denen die Energiekarawane bereits angelaufen ist, zum Auftakt als Scheich verkleidet aufgetreten seien. Schrobenhausens Stadtoberhaupt Karlheinz Stephan verzichtet darauf: "Bis Fasching ist noch ein bisschen Zeit." Als Jenter erklärt, dass in den anderen Kommunen aber lediglich Kamele aus Pappe oder Plastik zum Auftakt verwendet wurden, fügt Stephan mit Blick auf die quicklebendige Leila schnell hinzu: "Bei uns ist eben alles Original."

Auch ohne Sultan und Durst zieht die Karawane weiter. Die Gerolsbacher Straße wird an der Fußgängerampel zum Hafnerweg überquert. Die ersten Autofahrer schauen ungläubig dem großen Tier hinterher. Der Rundgang hat für Jenter und Stephan einen ernsten Hintergrund. Die Aktion Energiekarawane will Hausbesitzer auf Sanierungsmöglichkeiten aufmerksam machen, so Stephan, die zu deutlichen Energieeinsparungen führen könnten. "Das soll in das Bewusstsein der Bevölkerung dringen."

Leila läuft. Bis in die Breslauer Straße. Dort macht die Gruppe Halt beim Haus von Martina Pfeiffer und ihrer Familie. Das Haus, 1961 gebaut, habe die Familie vor neun Jahren gekauft. Im September 2008 habe die Sanierung des alten Gebäudes begonnen, erzählt Martina Pfeiffer den Umstehenden. Die Fenster hätten komplett erneuert werden müssen ("Da ist es durchgezogen."), auch die Heizung sehe heute komplett anders aus, als damals. Heute werde mit Hilfe einer Luftwärmepumpe für behagliche Wärme gesorgt. Auch die großen Fenster tragen ihren Teil dazu bei: "Sobald die Sonne da ist und die Jalousien offen sind, ist es schön warm." Manchmal sogar etwas zu warm, dann helfe der Schatten, den die Jalousien spendeten.

Wie viel die Sanierung gekostet hat, das kann Martina Pfeiffer nicht sagen. Auch fehlen ihr derzeit die Vergleichswerte zu den Energiekosten aus der Zeit vor der Sanierung. "Für mich ist es wie ein Neubau", sagt Pfeiffer mit Blick auf das Haus, in das die vierköpfige Familie im September 2009 eingezogen ist.

Wie auch Pfeiffer können sich bei der Aktion Energiekarawane interessierte Hausbesitzer auf der Platte von Energieberatern kostenlos unterstützen lassen, erklärt Jenter. Die sechs Berater haben die Platte unter sich aufgeteilt und werden in den kommenden Wochen telefonisch Kontakt zu den Hausbesitzern aufnehmen und ihre Hilfe in Sachen Energiesparen anbieten. Wer keinen Anruf bekommt und sich trotzdem für die Aktion interessiert, kann sich bei Jenter, Telefon (08252) 90 282, melden. "Jetzt schauen wir mal, wie das hier einschlägt, dann werden wir weitere Quartiere angehen", sagt Stephan. Vor allem Gebiete mit Häusern, die zwischen den 50er- und 70er-Jahren entstanden seien, peilt Jenter in Zusammenarbeit mit dem Stadtbauamt an. Dabei sollen auch Ortsteile wie Sandizell und Mühlried nicht außer Acht gelassen werden.

Leila muss noch einmal die Gerolsbacher Straße überqueren - diesmal ohne Hilfe einer Fußgängerampel. Nach fast einer Stunde hat sie den rund 800 Meter langen Rundgang geschafft. Zwischendurch streicheln noch einige Kinder das Tier. Dann darf Leila wieder zurück auf den Leinfelderhof.