Pfaffenhofen
"Da steckt eine Strategie dahinter"

Aufkleber auf Grünen-Plakaten ziehen Anzeige nach sich – FDP- und AfD-Kandidat haben telefoniert

30.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:34 Uhr
Wahlplakate Reichertshofen −Foto: Foto: Vogl, Verena, Reichertshofen - Langenbruck

Pfaffenhofen (PK) Die Verunstaltung von Wahlplakaten geht weiter: Nachdem in Reichertshofen Plakate von CSU, SPD, FDP und ÖDP mit „Volksverräter“-Banderolen überklebt wurden, sind jetzt in Wolnzach Plakate der Grünen mit „Kinderficker“-Aufklebern aufgetaucht. Auch Plakate der AfD sind beschädigt worden.

Betroffen waren in Wolnzach zwar nur zwei Plakate an der Ecke Wendenstraße/Dr. Hans-Eisenmannstraße und die Aufkleber wurden mittlerweile auch bereits entfernt – dennoch will Grünen-Kreisvorsitzende Kerstin Schnapp die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen, sondern bei der Polizei Geisenfeld Anzeige erstatten. Die üblichen Hitler-Bärtchen, Schmierereien mit Kugelschreibern oder Edding-Stiften oder manchmal auch zerschlagene Plakatständer – mit solchen spontanen Übergriffen müsse man im Wahlkampf leben. Professionell gestaltete Aufkleber seien dagegen etwas ganz anderes: Hier handele es sich um gezielte Aktionen, „da steckt eine Strategie dahinter“, so die Grünen-Bundestagskandidatin.

Anzeige erstattet hat derweil die AfD, wie gestern die Polizei Pfaffenhofen mitteilte. Im Bereich der Hohenwarter und der Scheyerer Straße waren mehrere Plakate durch Graffiti und Aufkleber beschädigt worden – von 220 Euro Schaden ist die Rede.

Dass mittlerweile auch „Volksverräter“-Aufkleber auf Plakaten im Bereich Manching aufgetaucht sein sollen, konnte Geisenfelds Polizeichef Klement Kreitmeier gestern dagegen nicht bestätigen, Anzeigen von betroffenen Parteien seien ebenfalls noch nicht eingegangen. Die Chancen auf eine strafrechtliche Verfolgung stuft Kreitmeier ohnehin nicht allzu hoch ein – „da müsste schon ein Zeuge etwas Konkretes gesehen haben.“ Da die Aufkleber bislang problemlos entfernt werden konnten, handele es sich vermutlich auch um keine Sachbeschädigung. Ob der Begriff „Volksverräter“ unter den Straftatbestand der Beleidigung falle, müsse rechtlich erst geklärt werden, „Kinderficker“ falle mit Sicherheit darunter.

In der Diskussion, ob die Plakat- Verunstalter möglicherweise aus dem Umfeld der AfD stammen – dies hatte FDP-Direktkandidat Thomas Neudert nach der „Volksverräter“-Aktion in den Raum gestellt –, hat es dagegen offenbar eine Art Annäherung gegeben. Noch am Dienstag hatte AfD-Bewerber Johannes Huber seinen liberalen Kandidatenkollegen heftig kritisiert, weil dieser versuche, „mich und meine Partei zu verleumden.“ Gleichzeitig stellte Huber allerdings klar, dass die Beschädigung von Wahlplakaten „nicht zu tolerieren ist.“

Mittlerweile haben Huber und Neudert telefoniert – und zumindest aus der Sicht des Freidemokraten ist weitgehend alles wieder gut: „Ich habe verdeutlicht, dass ich ihm persönlich keine Unterstellungen mache, er aber der präsente Kopf der AfD in der Region ist und somit mein Ansprechpartner.“ Es freue ihn, dass Huber sich öffentlich „von der systematischen Beschädigung und Beleidigung durch den Begriff Volksverräter auf diversen Wahlplakaten distanziert hat.“ Leider, so Neudert, sei Hubers Partei und hier auch führende Vertreter in der Vergangenheit bei Weitem nicht so deutlich mit diesem oder vergleichbaren abwertenden Begriffen umgegangen.