Ingolstadt
"Da sind uns die Hände gebunden"

An der Schölnhammerstraße leben mehrere Bulgaren in ihren Autos – Stadt und Polizei können nur wenig tun

16.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:29 Uhr

Decken und Matratzen zeigen, dass in diesem Kleinbus Menschen schlafen. Seit Ostern steht der Bus an der Schölnhammerstraße - wie zeitweise bis zu 15 andere Fahrzeuge. Die Anwohner regen sich vor allem darüber auf, dass die Menschen ihre Notdurft auf dem Spielplatz verrichten. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Es ist ein ähnliches Problem wie das mit den rumänischen Bettlern auf dem Gießereigelände – und Stadt, Anwohner und Polizei stehen ihm ähnlich hilflos gegenüber: An der Schölnhammerstraße im Nordosten parken bis zu 15 Fahrzeuge, in denen Menschen wohnen – in diesem Fall sind es nicht Rumänen, sondern Bulgaren. Die Anwohner stört vor allem der Müll.

Die Autos stehen hintereinander an der Schölnhammerstraße, gegenüber ist ein Spielplatz. Ein roter Kleinbus mit plattem Reifen und kaputtem Spiegel ist dabei, innen Schlafsäcke, Kissen und Lebensmittel. Fahrtüchtig sieht der Kleinbus nicht mehr aus. Unter den Autos liegen Essensreste, Müll, leere Flaschen und Verpackungen. „Die Wagen werden hier nicht wegbewegt“, erzählt ein Anwohner. „Seit Ostern hausen die hier.“ Vorher hätten die Fahrzeuge mit bulgarischen Kennzeichen auf dem Parkplatz der Firma Rosner gestanden. Vor Ostern allerdings hat Audi das Gelände gekauft und abgesperrt – da mussten die Bulgaren das Gelände verlassen.
 
„Den roten Bus, den haben sie geschoben“, erzählt der Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will. Und seitdem stehen die Autos an der Schölnhammerstraße. Tagsüber sind die Menschen nicht da, morgens würden sie von Autos mit Ingolstädter und Pfaffenhofener Kennzeichen abgeholt, erzählen die Anwohner. Sie vermuten Schwarzarbeit – dafür sehen aber weder Polizei noch Stadt Anhaltspunkte. „Wir gehen eher von Saisonarbeitern aus“, vermutet Gerd Treffer, Pressesprecher der Stadt. Schließlich sei gerade Hochsaison für Spargel. Am Abend kommen die Menschen zurück, schlafen in den Autos und verrichten ihre Notdurft – nach Angaben der Anwohner – auf dem Spielplatz gegenüber. „Der ist oft total verdreckt“, erzählt eine Anwohnerin, erst am Dienstag seien Angestellte der Stadt da gewesen und hätten ihn gesäubert. Die seien davon ausgegangen, dass es sich um Hundekot handele: „Aber Hunde benutzen kein Klopapier!“, sagt die Frau erbost.
 
Treffer kennt das Problem. „Es hat einige Beschwerden bei uns gegeben“, erzählt er. „Wir haben daraufhin den Spielplatz kontrollieren lassen – allerdings hat sich dabei herausgestellt, dass der Platz nicht höher verunreinigt ist als andere Spielplätze auch.“ Er verstehe zwar den Ärger der Anwohner, „aber wir haben keine rechtliche Handhabe dagegen“, sagt der Stadtsprecher. Es habe auch in anderen Stadtvierteln bereits ähnliche Situationen gegeben, die sich dann aber mit der Zeit gelöst hätten. Die Anwohner beruhigt das wenig. Sie haben bereits Unterschriften gesammelt – 50 Stück haben sie zusammen – um Stadt und Polizei zum Handeln zu bewegen. Doch so lange sich die Menschen nichts zuschulden kommen lassen, kann auch die Polizei nur wenig tun. Am Dienstagabend hat die Polizei drei Streifenwagen in die Schölnhammerstraße geschickt.
 
„Die Kollegen haben dort 13 Personen kontrolliert“, sagt Wieland Radlmair. „Aber sie konnten keine Verstöße feststellen – außer, dass die Menschen dort übernachten.“ Das sei nur für eine Nacht „zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ erlaubt – bei Müdigkeit zum Beispiel. Dennoch: „Letztlich sind uns die Hände gebunden“, sagt der Polizeisprecher. Das Problem habe es immer wieder mal in einzelnen Stadtbezirken gegeben, aber dann seien es nur ein oder zwei Autos gewesen. „Dass das so geballt auftritt, ist neu“, stellt Radlmair fest. Das Problem sei ähnlich wie das mit den Rumänen auf dem Gießereigelände, die dann erst wegen der beginnenden Bauarbeiten verschwanden. „Wir können nur abwarten, ob sie irgendwann weiterziehen“, sagt er.