Grünau
Da lacht das Jägerherz

Kunst, Kulinarik und Kaliber: Besucher und Fieranten sind mit Jagdtagen in Grünau überwiegend zufrieden

10.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:13 Uhr
Ansturm auf Jagdmesse: Tausende Besucher machten sich am Wochenende ein Bild von der Veranstaltung auf Schloss Grünau. Neben Mode und viel Kunst gab es dort auch jede Menge Waffen. −Foto: Janda

Grünau - Vom filigranen Dirndlschmuck bis zur großen Jagdkanzel, vom ledernen Hundehalsband bis zum chromblitzenden Geländewagen - die Jagd- und Schützenmesse in und um Schloss Grünau hat am Wochenende Liebhaber von Jagd, Brauchtum und Schützensport gleichermaßen begeistert. Tausende Besucher strömten auf das Messegelände.

Dort galt in den Innenräumen zwar strenge Maskenpflicht, woran regelmäßige Durchsagen erinnerten. Dass eine Jagdmesse nicht nur viel fürs Auge, sondern auch für die Nase bietet, ließ sich aber trotz Schutzmaßnahmen problemlos wahrnehmen. Immerhin roch es so gut wie überall entweder nach gebratenem Wild, nach Holz oder nach Leder. Kein Wunder: Neben einem breiten kulinarischen Angebot erwartete die Besucher jede Menge Kunsthandwerk und Mode - rund um das Thema Jagd. So wie beispielsweise am Stand von Peter Seeböck. Der Trachten-Bäda aus Ottobrunn zeigte sich mit dem Verlauf der Messe alles andere als unzufrieden. "Allerdings ist der Standort Grünau noch recht jung, daher ist alles noch ausbaufähig", erklärte er. Besonders beliebt erwiesen sich bei ihm diesmal Jacken, Blazer, Sakkos und Janker - sowohl für sie als auch für ihn. "Nach der Jagd will man schließlich vernünftig aussehen", betonte der Fachmann.

Das galt an den drei Tagen auch für viele der Besucher, die sich in Schale geworfen hatten. So wie der stellvertretende bayerische Jagdpräsident Roland Weigert. "Was ich bisher gesehen habe, ist beeindruckend", stellte der Wirtschaftsstaatssekretär aus Karlshuld fest. Vor allem die Schau der Kreisgruppen interessierte ihn natürlich - auch weil der bayerische Jagdverband im kommenden Jahr in Nürnberg eine Messe mit dem Namen "wildlife.fair" plant.

Dann werden womöglich auch einige Fieranten aus Grünau dabei sein, wo parallel die achte Auflage der Jagd- und Schützentage stattfinden soll. Wie umfangreich das Angebot rund um das Waidwerk war, zeigten auch die Stände von Stefanie Weiß und Robert Weldy. Der Oberösterreicher war mit Miniatur-Ziergegenständen auf das Messegelände bei Neuburg gekommen. "Das Geschäft läuft", freute er sich darüber, dass seine von Hand modellierten und bemalten Stücke Anklang fanden. Eher unzufrieden war hingegen seine Kollegin aus dem Westerwald, die mit Schutzbekleidung für Jäger und Hunde nach Grünau gereist war. Das lag aber weniger an der Messe selbst, sondern vielmehr am Ort ihres Standes. "Zwischen Bauzaun und Messehalle läuft es schlecht, die Leute gucken zwar, trauen sich aber nicht ran." Bei den Jagderlebnistagen auf Schloss Lembeck in Nordrhein-Westfalen vor einigen Wochen sei das ganz anders gelaufen.

Zufrieden waren unterdessen auch viele Besucher. Dass der Großteil von ihnen einen jagdlichen Hintergrund hatte, versteht sich von selbst. So wie beispielsweise Thomas Reil, der mit seiner Familie über das Gelände schlenderte. "Und es gefällt uns gut, da die Messe jedes Mal ein bisschen anders ist", betonte der Neuburger. Ihm und seiner Frau Anja ist dabei wichtig, dass die Kinder ein gesundes Interesse an der Natur haben. "Wir wollen ihnen vermitteln, wie man sich in der Natur verhält und wie man mit Tieren umgehen muss", so Reil. Ein Ansatz, der bei der kleinen Anna und ihrem Bruder Theo gut ankommt. Klar, dass beiden die Tiere auf dem Messegelände besonders gut gefallen. Unter anderem Seeadler, Falken und Uhus waren dort zu sehen - ebenso zahlreiche Hunderassen sowie manches Tier aus dem Wald als Präparat.

Darüber hinaus gab es viel für die Ohren. Neben Böllerschützen und Goaßlschnalzern zogen zahlreiche Musikgruppen über das Gelände und durch die Zelte, um Kostproben ihres Könnens zu geben. Dass obendrein das Wetter mit viel Herbstsonne mitspielte, machte das Messewochenende rund um das historische Jagdschloss perfekt.

Tierrechtler üben scharfe Kritik an Messe

Grünau - Die Tierschutzorganisation Peta übt scharfe Kritik an den Jagd- und Schützentagen in Grünau. "Obwohl es keinen nachvollziehbaren Grund für die Jagd auf Tierarten wie Füchse, Vögel und Marder in deutschen Wäldern gibt, töten Jäger und Jägerinnen bundesweit über fünf Millionen Wildtiere sowie mehrere Hunderttausend Katzen und Hunde pro Jahr", teilt der Verband mit und erinnert daran, dass immer wieder auch Menschen durch Fehlschüsse oder Querschläger verletzt oder getötet werden. Die Tierrechtsorganisation fordert deshalb ein Verbot der Hobbyjagd.

"Es ist geschmacklos, das Töten von Tieren als unterhaltsamen ?Freizeitsport' anzupreisen", so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei Peta. "Unter dem Deckmantel der ?Naturverbundenheit' verursacht das Jagen unermessliches Leid - jedes Jahr werden unzählige Tiere durch Fehlschüsse verwundet oder in Fallen regelrecht zerquetscht und sterben dabei langsam und qualvoll." Ein Eingreifen des Gesetzgebers halten Michler und ihre Mitstreiter daher für längst überfällig."

DK


Stefan Janda