Bischofshofen
„Da ist jeden Tag die Hölle los“

Der frühere FCI-Profi Pascal Groß über seinen neuen Klub Brighton & Hove und das Leben in England

16.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr
Schwarzes statt rotes Trikot: Pascal Groß (links), ehemaliger Spielmacher beim FC Ingolstadt, absolvierte mit seinem neuen Klub Brighton & Hove Albion ein Testspiel gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. −Foto: Sterner

Bischofshofen (DK) Eine Woche lang hatte der englische Premier-League-Neuling Brighton & Hove Albion in Leogang/Tirol sein Trainingslager aufgeschlagen.

Mit dabei war auch Pascal Groß, der fünf Jahre die Geschicke beim FC Ingolstadt mitbestimmte. Zum Abschluss absolvierten die Seagulls (dt.: Möwen), wie die Südengländer genannt werden, in Bischofshofen bei strömendem Regen ein Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf und gewannen etwas glücklich mit 2:0 (0:0). Anschließend erzählte der 26-jährige Groß, der am Tag darauf seine ehemaligen FCI-Kameraden im Teamhotel am Walchsee besuchte, von den ersten Eindrücken bei seinem neuen Klub.

 

 

Herr Groß, Inselwetter bei Ihrem Einstand im Trikot der Seagulls und ein mäßiges Spiel: Wie fanden Sie Ihre ersten 45 Minuten?

Pascal Groß: Man hat gesehen, dass Düsseldorf in der Vorbereitung weiter ist als wir. Für uns war es der letzte Tag im Trainingslager, da hat die Spritzigkeit gefehlt. Aber zum Schluss haben wir das Spiel gewonnen, und darüber bin ich froh. Jetzt fahren wir mit einem guten Gefühl heim.

 

Welche Rolle ist Ihnen im Team zugedacht?

Groß: Das weiß ich noch nicht genau. Wir spielen ein 4-2-3-1-System, da werde ich im zentralen Mittelfeld eingesetzt, wenn man so will auf der Zehnerposition.

 

Sie tragen aber das Trikot mit der Nummer 13.

Groß: Ja, die 10 war nicht mehr frei, die hat Tomer Hemed. Die 13 war eine der wenigen freien Nummern, und sie hat mir gefallen. Ich bin nicht abergläubisch.

 

Sie hatten Englisch als Leistungskurs in der Schule. Wie weit kommen Sie damit?

Groß: Bis jetzt bekomme ich alles hin. Ich kann mit meinen Kollegen reden und ich verstehe den Trainer, das ist schon mal das Wichtigste.

 

Sind die unterschiedlichen Akzente nicht gewöhnungsbedürftig?

Groß: Das schon. Wenn ein Ire und ein Schotte miteinander reden, wird’s schon schwierig. Aber die Spieler nehmen auch Rücksicht und reden langsamer mit mir, dann passt’s.

 

Welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft?

Groß: Bis jetzt ist alles gut. Die Kollegen haben mir den Einstieg leicht gemacht. Natürlich ist es einfacher, wenn Erfolg da ist. Wir haben ein schwieriges Auftaktprogramm, aber wir bereiten uns gut vor.

 

Spüren Sie in der Stadt die Euphorie nach dem Aufstieg und die Vorfreude auf das erste Punktspiel am 12. August gegen Manchester City mit Trainer Pep Guardiola?

Groß: In der Stadt spürt man das nicht so sehr, aber im Verein schon. Da freuen sich die Leute natürlich auf die Premiere League.

 

Brighton ist in England nicht nur als Seebad, sondern vor allem als Feier-Stadt berühmt. Waren Sie schon auf vielen Partys unterwegs?

Groß: (lacht) Nein, war ich nicht. Aber ich habe das schon mitbekommen. Die ersten Tage habe ich im Hotel in der Innenstadt gewohnt, da ist jeden Tag die Hölle los. So ist jedenfalls mein Eindruck.

Da sind auch viele bunte Vögel unterwegs, oder?

Groß: Ja, das ist echt Wahnsinn, was für Gestalten da rumlaufen. Hier kannst du alles sehen. Schrill und schräg. Ich war bisher nur ein paarmal am Pier, das ist eine Seebrücke. Da ist es ganz cool.

 

Wo wohnen Sie jetzt?

Groß: Zusammen mit meiner Freundin in einem Haus im Stadtteil Hove. Das ist nicht weit weg vom Meer. Dort ist es sehr schön.

 

Haben Sie schon etwas typisch Englisches ausprobiert?

Groß: Fish und Chips habe ich noch nicht gegessen. Aber für mich sind viele Sachen neu, weil ich noch nie in England war. Auch die Abläufe im Verein sind anders.

 

Was zum Beispiel?

Groß: Das ist ganz unterschiedlich. Manches ist lockerer als in Deutschland, anderes nicht. Beispielsweise ist kein Training öffentlich. Selbst Familienangehörige dürfen nicht zuschauen, auch Gäste im Trainingslager sind nicht gerne gesehen. Andererseits muss man in Deutschland beim Essen immer lange Hosen tragen und einheitlich gekleidet sein. Das ist hier nicht so wichtig, man muss nur erkennen, von welchem Verein man kommt.

 

Wird auf Ernährung viel Wert gelegt?

Groß: Ja, aber nicht so viel wie in Deutschland. Da gibt es Sachen, die würden beim FCI nicht aufgetischt werden. Zum Frühstück gibt es Würstchen und Bohnen. Das ist nicht so meins. Aber es gibt auch Müsli.

 

Brighton hat sich mit Markus Suttner noch eine weitere Verstärkung aus Ingolstadt geholt. Haben Sie da mitgewirkt?

Groß: Damit habe ich nichts zu tun. Das ist nicht meine Aufgabe. Für mich ist es ganz angenehm, aber für Ingolstadt schade.

 

Gibt es etwas, das Sie aus Ingolstadt vermissen?

Groß: Viele Sachen. Ich werde der größte Fan des FCI sein und die Spiele in der Zweiten Liga verfolgen. Ich vermisse die Jungs und das ganze Betreuerteam. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu allen im Verein und habe viele Freunde da. Wenn es möglich ist, will ich mal bei einem Zweitliga-Spiel zusehen. Natürlich freue ich mich auf die neue Aufgabe, aber ich weiß schon, was ich an Ingolstadt hatte.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten in England?

Groß: Darauf, dass es endlich losgeht. Vorbereitung hat niemand so gerne. Aber auf die Premier League und überhaupt die Lebenserfahrung dort freue ich mich sehr.

 

Das Gespräch führte Gottfried Sterner.