Ingolstadt
"Da ist Helene Fischer pillepalle dagegen"

Volker Heißmann und Martin Rassau gastierten mit ihrem Programm "Wenn der Vorhang zweimal fällt" im Ingolstädter Festsaal

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
"Moment, das wusste ich nicht, ich fang nochmal an": Der potentielle Weihnachtsmann (Volker Heißmann) bringt den Chef der Weihnachtsmann-Casting-Agentur (Martin Rassau) zur Verzweiflung. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) So ein Pech aber auch für Volker Heißmann und Martin Rassau.

Es war kein Vorhang da, der im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters hätte fallen können. Die Zuschauer hatten dennoch ihr Vergnügen mit dem Programm "Wenn der Vorhang zweimal fällt" des fränkischen Kabarettduos.

Dessen "aufwendigste Produktion, seit wir auf der Bühne stehen - mit zwölf Trucks, da ist Helene Fischer pillepalle dagegen", fällt ebenso aus, denn Technik und Bühnenbild sind offenbar nicht da. Also muss es unplugged gehen, zu Deutsch "billige Produktion, doppelter Preis". Definitiv nicht gespart haben die beiden genialen Verwandlungskünstler an ihren farblich höchst gewagten Kostümen. Nicht nur Waltraud (Rassau) und Mariechen (Heißmann) beeindrucken in ihrer geschmacklos geblümten oder irritierenden Zebra-Garderobe, noch aberwitziger sind die Anzüge, in die die Akteure wechseln. Mal bringt Rassau das Publikum in pastellfarbenem Sakko mit Flamingos und Palmen, kombiniert mit kurzer Anzughose, in verspätete Sommerurlaubsstimmung am Gardasee, mal brilliert Heißmann beim Weihnachtsmann-Casting in Struwwelpeter-Perücke und Weste im Topflappen-Patchwork-Stil - um den Chef der Casting-Agentur an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu bringen.

Köstlich auch der Sketch im Reisebüro mit unzufriedenem Urlauber, dem unter anderem das Essen im Larifari-Club nicht passte. Denn Ochsenkeule mit Reis und Spanferkel mit Kartoffeln kamen dort aus dem Gläschen, fein püriert. "Wenn ich den Hipp erwische", droht Heißmann ins Parkett. Immer wieder bauen die beiden in ihr Geschmarre Lokalkolorit ein, attestieren Ingolstadt eine "Zwitterlage zwischen Nürnberg und München", fragen zu spät kommende Zuschauer, ob sie nicht in "Frau Luna" wollten - "die wird nebenan gespielt", stellen fest, dass die eigentlich ausgestorbenen Lacheulen in Ingolstadt noch vorhanden seien und erwähnen ihre Assoziationen zum Flanieren auf der Esplanade, die natürlich herb enttäuscht wurden. Helikoptermütter, die ihre Kinder im SUV (gesprochen "Suff") in die Schule bringen und sich danebensetzen, bekommen ebenso ihr Fett weg wie die Handy-Wischkultur oder Veganer, die verdursten müssen, "weil Wasser aus dem Hahn kommt". Ein vergnüglicher Abend, der trotz fehlenden Vorhangs mit reichlich Applaus und Zugaben endet.

Andrea Hammerl