Geisenfeld
CSU-Vorstand bremst Hans Schranner aus

Beschluss ohne Gegenstimme: Mitgliedern wird Andreas Aichele als Bürgermeisterkandidat vorgeschlagen

19.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:39 Uhr
Der bisherige und der neue Kandidat ums Geisenfelder Bürgermeisteramt: Hans Schranner (rechts) und Andreas Aichele (hinten) beim CSU-Hopfazupfafest vor zwei Jahren. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (GZ) Paukenschlag bei der Geisenfelder CSU: Nicht Hans Schranner wird für die Partei um das Bürgermeisteramt kandidieren, sondern Andreas Aichele, der von 2015 bis 2018 den Ortsverband führte. Die Entscheidung, mit dem 43-jährigen, in Zell wohnenden Polizeibeamten ins Rennen zu gehen, fiel bei einer Vorstandssitzung am Montagabend - und zwar ohne Gegenstimme.

 


Seit 2014 CSU/UL-Fraktionschef im Stadtrat und seit dem vergangenen Jahr auch CSU-Ortsvorsitzender: Hans Schranner galt quasi als "automatischer" Bürgermeisterkandidat seiner Gruppierung - und dies auch in seiner eigenen Einschätzung. Noch Ende Mai machte er gegenüber unserer Zeitung keinen Hehl aus seinen Ambitionen. "Ich stehe bereit", erklärte er damals ohne Wenn und Aber - zumal sich im Ortsverband ja auch "kein anderer ins Spiel gebracht" habe.

Jetzt also die Kehrtwende, die in einer Sitzung des Ortsverbandsvorstands am Montagabend besiegelt wurde. Einhellig - mit 12: 0 Stimmen bei einer Enthaltung - sprachen sich die Mitglieder dieses Führungsgremiums für Andreas Aichele als Bürgermeisterkandidaten der CSU aus. Der 43-Jährige werde "den Mitgliedern bei der Aufstellungsversammlung als Kandidat empfohlen", heißt es in einer gestern vom Ortsverband veröffentlichten Erklärung. Der Polizeibeamte ist in Ingolstadt aufgewachsen, ehe er 2004 mit seiner Frau nach Geisenfeld zog. Den Vater zweier Kinder im Alter von zwölf und 14 Jahren kennen viele auch als Vorsitzenden der Geisenfelder Kindergarde. Aber auch bei der Verkehrswacht und im Service-Club Round Table ist er seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert.

Nach seiner Zeit als Ermittler bei der PI Geisenfeld hat Aichele einen Posten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium in Ingolstadt übernommen. Die damit verbundene Mehrbelastung führte der 43-Jährige im April 2018 als Grund für seine Entscheidung an, sein Amt als CSU-Ortsvorsitzender vorzeitig niederzulegen.

 

"Nun mache ich den Job beim Präsidium seit drei Jahren, und die schwierige Phase der Einarbeitung ist vorbei", begründet Aichele seine Rückkehr in die Geisenfelder Kommunalpolitik - wobei die Initiative nicht von ihm selbst ausgegangen sei. "Aus Kreisen des Geisenfelder CSU-Ortsvorstandes ist man vor etwa fünf Wochen an mich mit der Frage herangetreten, ob ich mir eine Bürgermeisterkandidatur vorstellen könne", berichtet Aichele. Bei den folgenden Gesprächen über dieses Thema habe er in den vergangenen Wochen im Ortsverband "großen Rückhalt erfahren", weshalb er sich nun entschieden habe, für das Amt des Geisenfelder Bürgermeisters zu kandidieren.

Als Voraussetzung hierfür nennt Aichele eine "Neuausrichtung" des CSU-Ortsverbandes. "Wir wollen uns im Wahlkampf innovativ, familienfreundlich und weltoffen präsentieren", betont der 43-Jährige, der aber auch in den Bereichen Verkehr und öffentliche Sicherheit Schwerpunkte setzen will. Insgesamt, so Aichele, wolle die Geisenfelder CSU ihre Politik "an den Bedürfnissen der Bürger ausrichten".

Zu diesen Bedürfnissen gehört in Geisenfeld insbesondere eine Entlastung vom Schwerlastverkehr, und hierzu ist der Bau einer Umgehungsstraße ein wesentlicher Schritt. Dies ist nicht nur die vorherrschende Meinung im Stadtrat, so sieht es offenkundig auch die große Mehrheit der Bevölkerung. Dass Hans Schranner hier bekanntlich ganz anderer Auffassung ist, hat ihm offenbar nun die erneute Bürgermeisterkandidatur gekostet. Wie gestern aus CSU-Kreisen zu erfahren war, habe sich im Parteivorstand immer mehr die Auffassung durchgesetzt, "dass wir mit einem erklärten Umgehungsstraßen-Gegner keine Chancen auf das Bürgermeisteramt haben". Dies habe Schranner letztlich so akzeptiert.

Vor dem Hintergrund, "dass mir da gerade in jüngster Zeit immer mehr der Schwarze Peter zugeschoben wird", begrüße er die Entscheidung in Sachen Bürgermeisterkandidat, so Schranner gestern. Er werde sich aber "weiter für die Geisenfelder CSU einsetzen" und sichere Andreas Aichele seine "volle Unterstützung" zu. Offiziell nominiert werden soll dieser von den Mitgliedern voraussichtlich Ende Oktober.

KOMMENTAR

Von Gerhard Kohlhuber

Nein, er kann nichts dafür, er ist - zumindest bis jetzt - kein "Verhinderer". Dass es für die Geisenfelder Nordwestumfahrung immer noch keinen Planfeststellungsbeschluss gibt, liegt nicht an Hans Schranners ablehnender Haltung, sondern in erster Linie an Unzulänglichkeiten bei der Planung, an der immer wieder nachgebessert werden musste. Auch Schranners wiederholte Nachfragen bezüglich einer aktuellen Kostenschätzung sind durchaus berechtigt.

Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Schranner lehnt ein Großprojekt ab, von dem sich eine breite Mehrheit der Bevölkerung eine Verkehrsentlastung erhofft. Seine Chancen, mit dieser Haltung die Bürgermeisterwahl zu gewinnen, wären in der Tat wohl eher gering gewesen. Insofern ist die jetzige "Rebellion" des Ortsverbandsvorstandes nur nachvollziehbar und konsequent.

Zumindest im Bürgermeister-Wahlkampf spielt es nun keine Rolle mehr, ob der noch amtierende CSU-Chef den Wachtelkönig im Umfeld der geplanten Umgehungsstraßentrasse tatsächlich gehört hat oder nicht.

 

Gerhard Kohlhuber