Berlin
CSU vor Zerreißprobe

Von Peter Felkel

24.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Beim CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten müssten die Alarmglocken schrillen. Horst Seehofer stünde „nicht im Feuer“, meldete sich der Vorsitzende der Jungen Union im Freistaat zu Wort, derweil Parteivize Manfred Weber eindringlich vor Personaldebatten warnt und zur Geschlossenheit aufruft.

 Bei einem Verlust von rund zehn Prozent gegenüber der Bundestagswahl 2013 und angesichts der Landtagswahl im kommenden Jahr darf man derlei Äußerungen getrost als Pfeifen im Wald empfinden. Denn natürlich rumort es nach dem Wahldebakel von gestern gewaltig bei den Christsozialen. Und das ist ja auch kein Wunder: Denn die Partei, die sich seit Jahrzehnten als wahre Staatspartei und Verkörperung echten Bayerntums geriert, steht vor der größten Zerreißprobe ihrer Geschichte.

Reflexartig gab Seehofer – pflichtschuldigst assistiert von Alexander Dobrindt – die Losung aus, man müsse „die rechte Flanke“ schließen. Die CSU ist also offenbar entschlossen, weiter nach rechts zu rücken, um so der AfD das Wasser abzugraben. Doch würde dies dem Rennen von Hase und Igel gleichen: Wo immer die Christsozialen hinwollen, Gauland, Weidel und Co. werden schon da sein. Zudem würde eine solche Strategie alle Gedankenspiele um eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen torpedieren. Das Ergebnis wären Neuwahlen – falls die SPD tatsächlich bei ihrem Nein zu einer Neuauflage der großen Koalition bleibt. So oder so scheinen zwei Dinge gewiss: 1. Die Marginalisierung der CSU hat längst begonnen. 2. Die Wahl gestern war der Anfang vom Ende der Ära Seehofer.