Reichertshofen
CSU sucht Neuanfang im Chaos

Auflösungserscheinungen in Reichertshofen: Schweiger, Felber und Pfab erklären ihren Rücktritt

08.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Künftig nicht mehr im Marktrat: Hans Felber (von links), Andrea Schweiger und Josef Pfab - Fotos: CSU

Reichertshofen (DK) Erdbeben bei der CSU in Reichertshofen: Die Fraktionsvorsitzende Andrea Schweiger, Johann Felber und Josef Pfab haben gestern ihren Rücktritt aus dem Marktgemeinderat bekannt gegeben.

Zuvor hatten bereits Elisabeth Kukral und Rudolf Repper die Fraktion verlassen. Die CSU-Fraktion bricht auseinander. Von sieben Gemeinderäten sind zwei aus der Fraktion ausgetreten, drei Mitglieder haben gar ihren Rücktritt aus dem Gemeinderat erklärt.

Ende Mai hatten die beiden langjährigen Ratsmitglieder Kukral und Repper nach internen Querelen ihren Austritt bekannt gegeben. Sie waren mit dem Führungsstil der Fraktionsvorsitzenden Andrea Schweiger nicht einverstanden, die gemeinsam mit Felber wiederholt Bürgermeister Michael Franken verbal heftig angegriffen hatte. Oppositionspolitik dürfe nicht nur aus persönlichen Angriffen bestehen, argumentierten sie und stellten klar: „Das Vertrauensverhältnis ist endgültig zerstört.“ Nun haben diese Differenzen weitere Folgen. Die im Kreuzfeuer der Kritik stehende Sprecherin Schweiger selbst hat ihren Rücktritt aus dem Marktgemeinderat erklärt. Offiziell aus beruflichen Gründen.

In einem Schreiben teilt Schweiger mit: „Aus beruflichen Gründen ist es mir nicht möglich, das Amt als Marktgemeinderätin auch weiterhin so auszuüben, dass es den Wähleransprüchen genügt.“ Kein Wort zu den Querelen im Gemeinderat. Kein Wort zu der internen Auseinandersetzung mit Kukral und Repper. „Weitere Gründe gibt es nicht“, sagt Schweiger im Gespräch mit unserer Zeitung. „Weitere Kommentare gebe ich nicht ab.“

Auch Hans Felber bleibt in seinem Schreiben eher vage und geht nicht auf die internen Probleme ein: „Nun ist die Zeit reif, Platz zu machen für einen jüngeren Kollegen. Meine Demokratievorstellungen und der gemeindliche Eid legen mir diesen Schritt nahe.“ Im Gespräch wollte der 64-Jährige nicht mehr viel dazu sagen. „Der Entschluss ist gefasst. Ich glaube, die Entscheidung war richtig.“ Felbers lokalpolitische Karriere ist somit beendet. Nach 31 Jahren Marktgemeinderat sagt er: „Ich hänge nicht ewig an dem Posten. Die nächste Wahl ist sicher kein Thema mehr.“ Felber fand noch lobende Worte für Schweiger: „Sie war fleißig und hat im Gemeinderat vernünftige Anträge gestellt.“

Auch Josef Pfab, immerhin 13 Jahre Gemeinderat, führte in seinem Brief zum sofortigen Rücktritt an, dass diese verantwortungsvolle Aufgabe in Verbindung mit seiner Schreinerei nicht mehr zu bewältigen sei. Für Pfab war es ein Bedürfnis, sich bei Franken, der Verwaltung und seinen Kollegen im Marktgemeinderat für die vertrauensvolle, ehrliche und offene Zusammenarbeit zu bedanken. Ebenso taten dies Schweiger – Dank „für eine aufregende Zeit, interessante Diskussionen und ein produktives, vertrauensvolles Miteinander“ – und Felber – „Ich bedanke mich bei allen, die mich bei meiner Gemeinderatsarbeit unterstützt haben“.

Die Rücktritte sind wohl die Konsequenz eines Gesprächs vom vergangenen Samstag. Der Kreisverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Karl Straub hatte sich nach Bekanntwerden der CSU-internen Probleme eingeschaltet und dabei, wie er es nennt, eine „moderierende Rolle“ eingenommen. Bei dem Treffen waren auch die beiden aus der Fraktion ausgetretenen Kukral und Repper dabei. Straub berichtet von einem „vernünftigen und friedlichen“ Gespräch. Ob er als Kreisvorsitzender Druck auf Schweiger ausgeübt habe? Straub verneinte das im Gespräch mit unserer Zeitung. „Der Ortsverband handelt nach eigenem Gewissen“, sagte er. Bei der Runde sei allerdings klar geworden, dass es innerhalb der Fraktion unüberwindliche Differenzen gebe, sagte Straub. „Ich finde es schade, dass es so weit gekommen ist.“ Der Landtagsabgeordnete möchte lieber den Blick nach vorne richten und spricht von einem Neuanfang und davon, dass sich die CSU in Reichertshofen neu aufstellen werde.

Das gilt nur für die Fraktion. Denn Schweiger bleibt Ortsvorsitzende der CSU. Laut Straub will man die Entwicklung in den nächsten Wochen abwarten und sich im Herbst noch einmal treffen.