Greding
CSU steht erneut vor einem Umbruch

Sechs Jahre stand Jürgen Metzner als Nachfolger von Josef Schneider an der Spitze des Ortsverbandes

24.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

 

Greding (HK) Sechs Jahre hat er an der Spitze des Gredinger CSU-Ortsverbandes gestanden. Damit ist jetzt Schluss. Bei der Mitgliederversammlung am Freitag, 27. Februar, stellt sich Jürgen Metzner nicht mehr zur Wahl. Der Beruf verhindert das weitere Engagement an der Spitze.

Er bringt sich gerne ein, in der Politik wie im sozialen Leben. In der Kirchenverwaltung hat er sich seit 2006 engagiert, legte seine Aufgaben dort aber 2012 in andere Hände – des Berufs wegen. In der CSU in Greding übernahm er 2009 das Zepter, nachdem Josef Schneider nicht mehr zur Wahl angetreten war. Den Posten gibt er nun ab – des Berufs wegen. Geblieben ist dem 50-Jährigen noch die Präsidentschaft beim Hilfswerk des hiesigen Lions Club. Seit 2012 ist er nur noch an Wochenenden zu Hause, sein beruflicher Wirkungsort ist Koblenz, wo er am Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnologie und Nutzung der Bundeswehr ein Referat leitet. Im Oktober 2013 zementierte sich der Verbleib in Koblenz.

Lokalpolitisch betrachtet ist Jürgen Metzner ungeachtet seiner hervorgehobenen Stellung im CSU-Ortsverband der Unvollendete. Denn ein Posten im Stadtrat blieb ihm trotz seiner Kandidatur 2008 verwehrt; vielleicht auch, weil ihn der Wähler noch nicht genügend kannte. Sechs Jahre später verzichtete er auf eine Kandidatur – des Berufs wegen. Seine Frau Annette sprang in die Bresche. So geschah es, dass die hiesige CSU, die auch in diesen beiden Wahlperioden die stärkste Fraktion im Stadtrat stellte, einen Vorsitzenden hatte, der die Stadtratsarbeit nur aus zweiter Hand kennt. Es ist vielleicht nicht die beste Konstellation – weshalb Metzner ein Ziel für die Zukunft der Orts-CSU formuliert: Man müsse „Stadtratsfraktion und Vorstand stärker zusammenbinden“, sagt er.

Dennoch zieht Metzner eine positive Bilanz seiner Zeit als Ortsvorsitzender. Als Höhepunkte bezeichnet er vor allem die diversen Wahlkämpfe und Großveranstaltungen. Gerne denkt er etwa an den Auftritt von Markus Söder im September 2011 in Obermässing zurück. Damals geht es hoch her: Der Landratswahlkampf befindet sich in seiner heißen Phase, ebenso wie die Diskussion um Windräder auf dem Hofberg – noch vor Standortkartierung und lange vor 10H. Der Gastredner ist seinerzeit Umweltminister und befindet, dass die rotierenden Energielieferanten doch allemal „schöner als Atomkraftwerke“ seien. Um das passende Geschenk für den Nürnberger Politiker ist Metzner nicht verlegen – und überreicht ihm einen Experimentierkasten zum Thema Windenergie.

Metzner hat einen solchen nicht nötig, der promovierte Physiker ist in seinem Metier der Chef im Ring. Technik hat den gebürtigen Würzburger, der später zeitweise in der Lüneburger Heide wohnte, schon immer interessiert. Nach dem Studium schlägt er eine Beamtenlaufbahn in der Fachrichtung Wehrtechnik ein. Das führt ihn nach Greding, wo er sich 1997 niederlässt. Als Referendar an der dortigen WTD 81 beginnt er seine Kariere, die ihn weiter nach Bonn und 2006 wieder zurück in die Schwarzachstadt führt, wo er zum Referatsleiter avanciert.

Bald darauf kommt die Zeit des unrühmlichen Endes eines CSU-Bürgermeisters: Franz Josef Lerzer wird wegen Untreue vom Dienst suspendiert. „Das war für mich ein Riesenschock und für uns als Partei sehr ärgerlich“, sagt Metzner rückblickend. An seinen politischen Überzeugungen kratzt das aber nicht.

Die politische Orientierung Richtung CSU erfolgt, als ein anderer Franz Josef, Strauß mit Nachnamen, Bundeskanzler werden will. Sie verfestigt sich während der Zeit des Studiums, während der Metzner Edmund Stoiber live erlebt und den Christsozialen in Würzburg beitritt. Diesem Ortsverband bleibt er zunächst treu, weswegen die CSU in Greding erst gar nichts von ihrem neuen Mitstreiter weiß, als dieser schon längst hier wohnt.

Damals sind Metzner andere Dinge wichtiger: Neuer Job, neues Haus, neugeborener Sohn. Der heute 16-jährige Laurin besucht das Gymnasium Beilngries, die drei Jahre älterer Tochter Flora studiert Medizin. Metzners Frau Annette ist den Gredingern indes bestens als Apothekerin bekannt – er hat sie während des Studiums kennengelernt.

Alle vier haben eine musikalische Ader, Jürgen Metzner selbst weiß um das Klarinettenspiel, das er aber nicht mehr praktiziert. Die Musik „in historischen Mauern“ hat es ihm angetan, das Kleinkunstprogramm der Stadt. Er schätzt es aber auch, wenn Kapellen und Chöre der Gemeinde zu hören sind. Kultur muss für ihn dezentral sein, dem Konzept der Metropolregion steht er skeptisch gegenüber. Doch auch Greding attestiert er einen besorgniserregenden Trend. Als er hierher zog, habe er vor allem den Zusammenhalt bewundert. Mittlerweile habe er immer mehr den Eindruck, dass „die Bürgerschaft nicht mehr hinter der Stadt steht“. Und er fügt an: „Es geht zu wenig zusammen.“

Einen Seitenhieb in Richtung Verwaltung und Bürgermeister teilt der CSU-Chef auch aus, spricht von „Liederlichkeiten in der Durchführung“ von Projekten. Entscheidungen, die im Stadtrat zu treffen seien, würden zu wenig vorbereitet. Sagt der Außenstehende. Dass die CSU in absehbarer Zeit wieder den Bürgermeister und die Mehrheit im Stadtrat stellt, dafür will der 50-Jährige weiterhin kämpfen – auch wenn er nicht mehr Ortsvorsitzender ist. Das Ergebnis der jüngsten Kommunalwahl habe ihn regelrecht erschreckt. Eine neue Ära soll nun am 27. Februar beginnen. Wie sie aussehen wird? „Ich bin guter Dinge“, sagt er lediglich. Er selbst werde, falls gewünscht, dem Vorstand erhalten bleiben.

In seiner Zeit an der Spitze des Ortsverbandes habe er gemerkt, so Metzner, dass an Sachthemen generell zu wenig Interesse gezeigt werde. Derlei mache sich auch überregional bemerkbar, zeigt er sich überzeugt. Greding habe zu wenige politisches Potenzial, aus dem man für Belange jenseits der Stadtgrenzen schöpfen könne. Die Stadt Greding „müsste wesentlich aktiver in Kreis, Bezirk und Land auftreten“.