Hettenshausen
CSU schafft keine eigene Liste

Stattdessen mischt in Hettenshausen wohl eine neue Gruppierung mit

28.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:40 Uhr
In Hettenshausen mentwickelt sich eine neue politische Gruppe. Der frühere CSU-Bürgermeisterkandidat Albert Hiereth stellt für die Kommunalwahl eine eigene Liste auf - die Christsozialen hingegen verzichten auf eigene Bewerber. −Foto: Lodermeyer/Archiv

Hettenshausen (PK) Es war still geworden um die Hettenshausener CSU. Im Sommer noch hatte der Ortsverband für Schlagzeilen gesorgt: Die designierte Bürgermeisterkandidatin hatte zurückgezogen. Seitdem allerdings war aus dem Ortsverband kaum etwas zu hören. Nun stehen die Nominierungsversammlungen zur Kommunalwahl an - und noch immer blieb es still um die Christsozialen im Ort. Jetzt erklären die Parteimitglieder: "Der CSU-Ortsverband Hettenshausen wird aufgrund fehlender Vorstandschaft und fehlender aktiver Mitglieder keine Liste aufstellen. "

Das teilt Michael Strauß auf Anfrage mit - er ist eigentlich Vorsitzender des Ortsverbandes, unterzeichnet seine Mitteilung aber als kommissarischer Vorsitzender. Tatsächlich hat Strauß dem Kreisverband am Mittwoch mitgeteilt, dass er nur noch als kommissarischer Vorsitzender fungieren werde.

Damit aber nicht genug: Albert Hiereth, selbst CSU-Mitglied und 2014 noch Bürgermeisterkandidat der Christsozialen, arbeitet an einer eigenen Liste für Hettenshausen - aber ohne die CSU. Für Mitte Dezember plant er die offizielle Nominierungsversammlung, er selbst will dann als Bürgermeisterkandidat dieser neuen Gruppierung antreten. Auf der Liste stehen voraussichtlich 28 Namen, erklärt Hiereth. Mit dabei sind wohl auch die Gemeinderäte, die aktuell eigentlich auf CSU-Plätzen im Gremium sitzen: Erich Hiereth, Martin Kellerer und Wolfgang Schrätzenstaller sollen laut Albert Hiereth auf der neuen Liste stehen. Lediglich der vierte Gemeinderat Johann Radlmeier wird wohl fehlen, er wolle nicht mehr kandidieren, erklärt Albert Hiereth.

Dabei hatten die Hettenshausener CSU-Parteimitglieder noch versucht, wieder Schwung in ihren Ortsverband zu bringen. Im Sommer 2016 übernahm ein neues Führungsteam eben mit Strauß sowie Carina Huber-Seibert und Alexander Maier. Sie wollen sich ein "politisches Comeback" verschaffen und für "frischen Wind" sorgen, hieß es in der damaligen Presseerklärung. Etwas pragmatischer klang es noch im Februar, als dieser Vorstand im Amt bestätigt wurde und die CSU feststellte, dass man nicht alle Ziele erreicht habe. Dennoch: "Man wolle mit Begeisterung dranbleiben", heißt es in der damaligen Erklärung der Hettenshausener CSU. Zur Partei gehörten zu dem Zeitpunkt 14 Mitglieder, acht kamen zur Jahreshauptversammlung.

Mit viel Elan waren die Hettenshausener schon im April 2018 vorausgeprescht. Einstimmig wurde Carina Huber-Seibert als Bürgermeisterkandidatin für die Kommunalwahl 2020 bestimmt. "Wir haben viele Ideen, Vorschläge und Ziele im Gepäck, die es nun umzusetzen gilt", hatte die Zweite Vorsitzende und frisch gekürte Kandidatin damals noch erklärt. Ganz andere Töne folgten in diesem Sommer: Nach verbalen Anfeindungen und Angriffen auf sie und ihre Familie zog Huber-Seibert zurück. Sie berichtete in diesem Zuge von Beleidigungen im Ort und auch von einem innerparteilichem Konkurrenzkampf - ein anderer Bewerber wäre offenbar gerne Bürgermeisterkandidat geworden. Zudem kritisierte Huber-Seibert mangelnde Unterstützung seitens des Kreisverbandes.

Albert Hiereth weist zurück, dass er als Gegenspieler für die Bürgermeisterkandidatur aufgetreten sei. "Ich bin von so vielen Leuten angesprochen worden, dass ich doch als Bürgermeister kandidieren soll", erklärt er. "Aber die CSU hatte sich schon auf Carina Huber-Seibert geeinigt - daher war klar, ich mache eine eigene Liste." Auch als Huber-Seibert im Sommer ihren Rückzug erklärte, sei schon festgestanden, dass er im Rahmen einer eigenen Liste antreten werde; nachträglich wieder bei der CSU als Kandidat antreten wollte er jedoch nicht, so Hiereth. "Ich bin aber weiterhin CSU-Mitglied", stellt er klar. "Ich habe nicht mit der CSU gebrochen."

CSU-Kreisvorsitzender Karl Straub sagt zur Entwicklung in Hettenshausen: "Das ist alles nicht dramatisch." Es sei bedauerlich, dass sich der Ortsverband "mehr oder weniger aufgelöst" hat. Doch er werde nach der Wahl den Kontakt zu Hiereth suchen, um eine gemeinsame Zukunft der neuen Gruppierung und der CSU zu klären.

Wolfgang Hagl, selbst Bürgermeisterkandidat der UWG, sieht die neue Gruppierung in seiner Gemeinde pragmatisch. "Wir leben in einer Demokratie und eine Auswahl an Parteien gehört dazu", sagt er. Bisher war er der einzige designierte Kandidat für den Chefsessel im Rathaus, dass nun mit Hiereth ein weiterer Bewerber feststeht, begrüßt er: "Ein Gegenkandidat gehört bei einer Demokratie her." Die SPD als dritte vertretene Gruppe im Gemeinderat tritt wieder bei der Kommunalwahl an - lässt die Frage nach einem Bürgermeisterkandidaten aber noch offen.

Claudia Lodermeyer