Gachenbach
CSU-Kreisvorsitzender will um die Geburtsstation kämpfen

Lengler droht, "Burschen in München und Berlin" auf die Füße zu treten

14.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:24 Uhr

Gachenbach (bdh) Der Landkreis darf den Kampf um die Geburtsstation am Schrobenhausener Krankenhaus nicht aufgeben - das hat der Gachenbacher Bürgermeister und CSU-Kreisvorsitzende Alfred Lengler (Foto) in der jüngsten Gemeinderatssitzung gefordert.

Außerdem warnte er davor, dass das Kreiskrankenhaus weitere Abteilungen verlieren könnte und forderte: "Wehret den Anfängen! "

In der Sitzung hatte Projektkoordinator Harald Schuster - wie schon in anderen Gemeinden auch - die Ergebnisse einer Potenzialanalyse zum Kreiskrankenhaus vorgestellt. Eines der Ergebnisse dieser Studie ist, dass sich die Geburtsstation nicht rentiert, weil in Schrobenhausen viel zu wenige Babys auf die Welt kommen würden - das Ganze sei ein Minusgeschäft. Das wollte Lengler, der als CSU-Fraktionssprecher im Kreistag ja auch in der Kreispolitik mitredet, nicht hinnehmen: Die Geburtshilfe in Schrobenhausen wiederzubeleben, "das ist unser aller Aufgabe". Man dürfe sich nicht blind nach dem Ergebnis eines externen Gutachtens richten, das die Geburtsstation als unrentabel einstufe: "Wenn wir das als gottgegeben hinnehmen, wird es nie eine politische Lösung geben. " Auch die Gemeinden hätten schließlich Einrichtungen, die tiefrote Zahlen schrieben, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung. Wegen eines satten Minus den Kindergarten zu schließen, das verlange aber niemand.

Was die Geburtshilfe betrifft, forderte Lengler vom Landrat, aber auch von sich selbst und den anderen Fraktionssprechern im Kreistag: "Wir müssen da unbedingt dranbleiben! " Und man solle vielleicht mal andere Wege gehen - zum Beispiel Hebammen, die nach Schrobenhausen kommen würden, Krippenplätze für ihre eigenen Kinder anbieten und damit einen Standortvorteil gegenüber München und anderen Großstädten ausspielen. Zudem müssten die Politiker des Landkreises "den Burschen in München und Berlin" Druck machen, ihnen auf die Füße treten. Hier stimmte auch Harald Schuster zu: "Man darf sich auch nicht alles von der Bundesregierung gefallen lassen. "

Alfred Lengler befürchtet zudem, dass, wenn die Schließung der Geburtshilfe kampflos hingenommen wird, beim Schrobenhausener Kreiskrankenhaus weitere Stationen wegfallen könnten. Hier verwies er vor allem auf die aktuelle bundespolitische Debatte, dass in Deutschland an Hunderten Krankenhäusern die Notaufnahmen geschlossen werden sollen: "Ich möchte nicht, dass wir da auch dabei sind", stellte er klar. Auch hier pflichtete ihm Schuster bei: Einschränkungen bei der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum "sollte man sich auch als Bürger nicht gefallen lassen". Zudem sah er die Krankenkassen in der Pflicht: Die sparten Geld, um in schlechten Zeiten Reserven zu haben - aber "die schlechten Zeiten haben wir jetzt in der Grund- und Regelversorgung".

Auch einige Gemeinderäte aus allen Fraktionen machten ihrem Ärger über die aktuelle Gesundheitspolitik Luft. "Da geht's nur ums Geld", schimpfte etwa Konrad Schneller (CSU), der kein Verständnis dafür zeigte, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Krankenkassenbeiträge senken wolle, wenn das Geld doch für die medizinische Versorgung eingesetzt werden könne, und Jürgen Nestler (DNL) wies darauf hin, dass Deutschland ein Mangel auch an niedergelassenen Ärzten bevorstehe. Viele junge Menschen, die diesen Beruf ergreifen möchten, könnten es nicht, weil die Zulassungsvoraussetzungen für das Studium unnötig hoch seien.

Nach Alfred Lenglers Meinung sollte der Landkreis versuchen, das Schrobenhausener Krankenhaus in eine Portalklinik umzuwandeln, an der niedergelassene Ärzte Dienst tun. "Wir müssen unbedingt schauen, dass wir diesen Weg gehen", sagte Lengler, "da muss man intensivst dahinter sein! "