Altmannstein
"CSU-Erfolge von gestern zählen nichts"

Bürgermeister Norbert Hummel enttäuscht über das Abschneiden seiner Partei

15.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr

Altmannstein (rat) Die Christsozialen haben gestern in Altmannstein deutlich besser abgeschnitten als im bayerischen Durchschnitt. Über diesen Aspekt der Landtagswahl konnte sich Bürgermeister Norbert Hummel aber angesichts des bayernweiten Absturzes seiner CSU nicht recht freuen. Zumindest die Wahlbeteiligung in der Marktgemeinde fiel hoch aus: Sie liegt bei knapp 76 Prozent.

Bei den Erststimmen holte die CSU-Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel in Altmannstein 52,8 Prozent, bei den Zweitstimmen sicherten sich die Christsozialen sogar 53,3 Prozent. Zum Vergleich: Am späten Abend sahen die Hochrechnungen die CSU in ganz Bayern bei etwa 37 Prozent. Allerdings büßte die CSU in Altmannstein gegenüber der Landtagswahl 2013 ebenfalls massiv ein. Vor fünf Jahren war sie auf ein Gesamtergebnis von 72 Prozent gekommen.

Die SPD schaffte es in der Marktgemeinde gerade noch über die Fünf-Prozent-Hürde. Auch für die Grünen werden in Altmannstein die Grenzen des Wachstums sichtbar. Sie waren mit etwa acht Prozent nur halb so erfolgreich wie im bayerischen Durchschnitt. Die Freien Wähler rangieren mit gut neun Prozent im Bereich ihrer Möglichkeiten.

Aus dem Stand schaffte die AfD in Altmannstein bei den Zweitstimmen 11,7 Prozent und sicherte sich damit in Altmannstein Rang zwei der Wählergunst. Ihr Direktkandidat Oskar Lipp schaffte bei den Erststimmen 12,4 Prozent. Damit landete Lipp auf Anhieb vor der allseits bekannten FW-Abgeordneten Eva Gottstein mit 10,3 Prozent, die auch die Marktgemeinde bereits seit zwei Perioden im Landtag vertritt.

Bürgermeister Hummel macht sich angesichts des sich verändernden Zeitgeistes in Europa und des Siegeszuges von Populisten nun auch in Bayern Sorgen um die Demokratie. Das Rechtsbewusstsein in der Bevölkerung sei erodiert, das mache es Populisten leicht, Unwahrheiten zu streuen und so ihre Ziele zu erreichen, sagte er gestern Abend kurz nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse dem DONAUKURIER. Der CSU-Lokalpolitiker beklagt die "emotionale Stimmungsmache und Manipulation von Fakten in den sozialen Medien". "Das Land braucht generell nicht mehr Besserwisser, sondern mehr Bessermacher."

Mit der Vorstellung seiner Partei in den vergangenen Monaten geht Hummel hart ins Gericht: "Der Streit an der Parteispitze vertreibt die Wähler, es fehlt die Glaubwürdigkeit." Die Politik müsse ihr Ohr wieder näher am Bürger haben, fordert er. "Denn die Erfolge von gestern zählen nichts mehr, wichtig sind die Weichenstellungen für morgen."

Hummel blickt den Verhandlungen der CSU mit welchem Koalitionspartner auch immer mit Bangen entgegen. Denn alle anderen Parteien hätten den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus und der Kinderbetreuung ebenso in ihrem Programm wie einen kostenlosen ÖPNV für Kinder und Studenten. Das alles koste viel Geld und Hummel befürchtet, dass am Ende wieder die Kommunen zur Kasse gebeten werden. Deshalb sollte die nächste bayerische Regierung nach dem Motto handeln "wer bestellt, der bezahlt". Letzteres dürfe auf keinen Fall den Kommunen aufgebürdet werden.

Kritisch betrachtet Hummel eine mögliche schwarz-grüne Regierung im Maximilianeum. Denn die Grünen seien überzeugte Gegner des Flächenverbrauchs. Für eine kleine Gemeinde wie Altmannstein würde das einem Stopp bei der Ausweisung von neuen Bau- und Gewerbegebieten gleichkommen. "Dann wird der Abstand zwischen Stadt und Land noch größer." Außerdem befürchtet Hummel, dass die Gemeindeverwaltungen durch noch mehr Regelungen und Vorschriften gegängelt werden. Dabei wüssten nicht die Regierenden in München, sondern die Kommunen am besten, was zu tun sei.

Keinesfalls sollten aber im Koalitionsvertrag Wahlversprechen eingelöst werden, die nicht mehr zu bezahlen seien, sollte es der Wirtschaft eines Tages schlechter gehen und die Steuereinnahmen sinken. "Aber nun müssen sich alle einmal richtig schütteln und dann müssen zügig die Koalitionsverhandlungen begonnen werden."

Deprimiert über das Wahlergebnis ist auch Vize-Bürgermeisterin Hannelore Eichenseher. An der Spitze eines zwölfköpfigen Teams sorgte sie gestern Abend im Altmannsteiner Rathaus für die zügige Auszählung der vielen Briefwahlunterlagen. "Das ist das größte Wahllokal", sagte sie. Traurig stimmen sie die vielen Wahlzettel mit einem Kreuz bei der AfD, die durch ihre Hände gingen. "Ich treffe diese Menschen doch täglich." Die drei Bürgermeister, die Markträte und die Verwaltung würden eine gute Arbeit machen. "Aber das wird nicht gewürdigt." Die Marktgemeinde Altmannstein und der Kreis Eichstätt würden hervorragend dastehen. "Deshalb verstehe ich nicht, warum die CSU abgewatscht wird." Vielen Protestwählern sei leider nicht bewusst, was alles auf dem Spiel stehe.