Kösching
CSU denkt an Bürgerentscheid

Doch noch Wende zugunsten der Köschinger Christsozialen beim Baugebiet "Fohlenweide"?

10.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:57 Uhr

Kösching (DK) Bürgernähe hat am Montagabend die Köschinger CSU praktiziert. Im Gasthof Amberger fanden sich auf Einladung der Partei knapp 130 Zuhörer ein, die an der baulichen Entwicklung interessiert waren – und besonders daran, ob Bauland in Kösching künftig noch bezahlbar sein wird.

Die Marktgemeinde hat nämlich so gut wie keine eigenen Grundstücke mehr an Bauwillige zu vergeben, obwohl im Rathaus zwei Listen mit ungefähr 300 Interessenten in der Schublade liegen. 150 Anfragen davon sind laut Bürgermeister Max Schöner „realistisch und sollten in nächster Zeit, abgesehen von weiteren künftigen Anfragen, durch eine Perspektive am Heimatort dieser Leute beantwortet werden“.

Die Diskussion über die Bauland- und Verkehrsentwicklung in Kösching war so richtig entbrannt, als in der Dezembersitzung des Marktgemeinderats das zu diesem Zeitpunkt von der CSU-Mehrheitsfraktion für die Bauleitplanung zur Abstimmung gebrachte Siedlungsgebiet „Fohlenweide“ durchgefallen war – weil die eigenen sechs Parteigänger und deren Fraktionspartner nicht mitstimmen durften: Rathauschef Schöner, Helene Bast, Paul Fuchs, Egid Nunner, Josef Schmid, Richard Lacher und der parteilose zweite Bürgermeister Werner Krammel sowie UW-Marktrat Max Mayer. 8:5 Stimmen gegen die „Fohlenweide“ waren das Ergebnis.

Dass die CSUler Mandatsträger zur Tatenlosigkeit verdammt auf die Seitenbänke platzieren musste, hat wohl wehgetan. Ihr favorisiertes Baugebiet zu verlieren, haben die Unionspolitiker allerdings für so schlimm gehalten, dass sie darüber mit den Bürgern diskutieren wollten. Nach Meinung der Union gibt es nämlich im gesamten Gemeindegebiet des Marktes derzeit kein als Baugebiet erschließbares größeres Fleckchen Land mehr. Insbesondere nicht, wenn sich dabei gemeindlich vermarktete Parzellen für heimische Bauwillige ergeben sollen. Der freie Markt gibt willigen Käufern Preise von inzwischen um die 400 Euro pro Quadratmeter vor. Bis vor drei Jahren lagen die Quadratmeterpreise in Kösching bei rund 250 Euro. Diese Entwicklung dürfe sich weder verfestigen noch schlimmer werden, sonst könne sich niemand mehr den Grund für sein Eigenheim leisten, sind sich Schöner und die CSU-Fraktion sicher.

Einen Bebauungsplan für das von ihr noch immer angestrebte Baugebiet „Fohlenweide“ hatte sie übrigens bereits im Januar 1996 unter Bürgermeister Siegfried Betz (SPD) schon einmal einstimmig – zusammen mit SPD und UW – beschlossen. Am 17. Dezember 1998 war auch der Flächennutzungsplan in seiner 7. Änderung um die Aufnahme des „Allgemeinen Wohngebietes Fohlenweide“ durch ein einstimmiges Votum ergänzt worden – laut Gemeinderatsprotokoll. Dass die SPD und ebenso die UW jetzt anders denken, liege wohl an grundsätzlichen Überlegungen über ein „moderates Wachstum des Ortes“, sagte Schöner. „Maßvoll“ wolle indes auch die CSU – und ohne die Befriedigung persönlichen Interesses – das Wachsen Köschings gestalten. Sie wolle mit dem Südhang des Weidhausberges erstmals überhaupt seit dem Antritt von Schöner und der CSU-Mehrheit im Rathaus vor knapp zehn Jahren ein Baugebiet ausweisen. Das Letzte sei mit „Eixelberg V“ von Vorgänger Betz „tatsächlich etwas großzügig dimensioniert“ entstanden. Dort gibt es, wie ein Zuhörer aus dem Saal einwarf, auch noch viele freie Grundstücke – bestimmt noch 100 der ursprünglich 500 Bauplätze, wie auch der Bürgermeister bestätigte. Diese Grundstücke hätten die Besitzer allerdings völlig rechtens für ihre Kinder oder Enkel reserviert.

Wie die SPD und die UW hatte auch die CSU unisono vor drei Jahren nach den bis dahin erheblichen und weiteren vorhersehbaren Investitionen in Straßen, Kanalbau und andere infrastrukturelle Maßnahmen – insbesondere Schulen und Kindergärten – das Ausweisen weiterer neuer Baugebiete zurückgestellt. Weil jetzt aber die Straßenbaumaßnahmen mit der Südumfahrung und der Nordtangente, aber auch die Kanalsanierungen und die Schulbaumaßnahmen schon weit vorangeschrittten sind, fordert die CSU für eine verantwortungsvolle Ortsplanung auch den Umzug oder Zuzug von Einheimischen und an Kösching als Wohnort Interessierten.

Dass die Union „ihre Fohlenweide“ wirklich für eine notwendige und erstrebenswerte Baulandperspektive betrachtet, hat sie in den Augen vieler Teilnehmer dieses Informationsabends glaubwürdig vertreten: „Die stehen dazu, und das ist ja auch recht so“, sagten mehrere Besucher. Die alters- und herkunftsmäßig „gut gemischten“ Köschinger fragten dann auch danach, was die CSU gegen den Beschluss des Marktgemeinderats unternehmen könne und wolle. Bürgermeister Schöner, Fraktionssprecher Andreas Schieferbein und Parteivorsitzender Ludwig Schmidt stellten das Bürgerbegehren und den Bürgerentscheid als Mittel demokratischer Willensbildung in den Raum. 650 Stimmen gelte es einstweilen für das Bürgerbegehren zu sammeln. Ob und wann die CSU diesen Schritt zur Feststellung des Bürgerwillens in Angriff nimmt, wurde offen gelassen. Schmidt will „in den kommenden Tagen an der Parteibasis nachhören“.