Pfaffenhofen
Corona: Sprunghafter Anstieg der Fälle

Zahl der Erkrankten erhöht sich um fünf auf jetzt 16 - Alarmstufe 1 beim BRK - Tagespflege schließt

18.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:17 Uhr
Aktuelle Alltags-Szenen in Zeiten von Corona: Um seine Mitarbeiter vor Tröpfcheninfektionen zu schützen hat Max Knoll in seinem Reichertshausener Edeka-Supermarkt vor jedes Kassenterminal eine Schutzfolie gespannt (Foto oben). Der BRK-Kreisverband ist bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie maßgeblich mit eingebunden. Im Lehrsaal der Geschäftsstelle wurde ein Lagezentrum aufgebaut, das sofort zu einem Einsatzzentrum erweitert werden kann (Foto unten). Das BRK plant auch einen Einkauf- und Bringdienst für Menschen, die Unterstützung benötigen. −Foto: Steininger/BRK

Pfaffenhofen - Seit Beginn der Coronakrise und bis Anfang dieser Woche ist die Zahl der erkrankten Landkreisbürger zwar nach oben gegangen, aber zumindest war kein sprunghafter Anstieg der Fälle zu verzeichnen.

 

Das hat sich seit gestern geändert: Fünf weitere Corona-Fälle auf einen Schlag meldete das Pfaffenhofener Landratsamt am Mittwoch. Damit hat sich die Zahl der bestätigten Erkrankungen im Kreisgebiet jetzt auf 16 erhöht.

Zu den bisher gemeldeten elf erkrankten Landkreisbürgern kamen laut Landratsamt jetzt noch eine Frau und zwei Ehepaare. Auch sie befinden sich, wie schon die früher Erkrankten, in häuslicher Isolierung. Nach Auskunft der Behörde geht es den Betroffenen den Umständen entsprechend gut. Die neuen Fälle stünden in keinem Zusammenhang mit den bereits bekannten Fällen und hätten auch untereinander keinen Bezug. Die Kontaktpersonen der Betroffenen seien ermittelt und informiert worden.

Bei mittlerweile 98 weiteren Landkreisbürgern wurde vom Gesundheitsamt häusliche Quarantäne für 14 Tage angeordnet. Betroffen von dieser Maßnahme sind Personen, die unmittelbaren Kontakt mit den nachweislich Erkrankten hatten. Häusliche Quarantäne heißt laut Landratsamt, dass diese Kontaktpersonen ihre Wohnung beziehungsweise ihren Haushalt nicht mehr verlassen sollen. Die Betroffenen dürfen keine Veranstaltungen besuchen, müssen unnötige Kontakte vermeiden und diese auch in der häuslichen Gemeinschaft minimieren, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Die Landkreisbürger, bei denen häusliche Quarantäne angeordnet wurde, stünden außerdem "unter Beobachtung des Gesundheitsamtes". Falls bei ihnen Krankheitssymptome auftreten, die auf Corona hindeuten, müssen die Betroffenen umgehend das Gesundheitsamt verständigen. Wie die Behörde weiter mitteilt, sei eine Konzentration des Infektionsgeschehens auf eine bestimmte Gemeinde im Landkreis nach wie vor nicht feststellbar.

 

Im Landratsamt laufen die Beratungen über weitere Maßnahmen, mit denen eine rasante Ausbreitung der Corona-Infizierungen zumindest gebremst werden kann, auf Hochtouren. Aktuell geht es dabei auch um die Einrichtung und die Vorbereitung der Abläufe in der Fieber-Ambulanz, die voraussichtlich ab nächster Woche in einem Zelt an der Ilmtalklinik ihren Betrieb aufnehmen wird. Im Krisenmodus befindet sich auch der BRK-Kreisverband, der laut Geschäftsführer Herbert Werner bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie maßgeblich mit eingebunden ist. Im Lehrsaal der Geschäftsstelle wurde bereits vor einer Woche ein Lagezentrum aufgebaut, das sofort in ein Einsatzzentrum erweitert werden kann, so Werner. Seit rund einer Woche sind darin unter anderem auch mehrere Ehrenamtliche damit beschäftigt, sich um die Beschaffung von Material zu kümmern und vor allem nochmals die Mitarbeiter auf die Einhaltung der Hygienevorschriften einzuschwören oder auch nachzuschulen. Um Besprechungen mit größerer Teilnehmerzahl zu vermeiden, setzt das BRK laut Kreisbereitschaftsleiter Benedikt Weltge dabei ausschließlich auf Video-Konferenzen und Chats.

Zudem stehe man in engem Austausch mit Gesundheitsamt, Landratsamt und Ilmtalklinik. Erste Unterstützungsmaßnahmen hätten bereits stattgefunden und würden in den nächsten Tagen sicher ausgeweitet, glaubt Weltge. So seien derzeit sechs Helfer damit beschäftigt, die Ilmtalklinik bei der Ausstattung des Fieber-Zeltes zu unterstützen. Es habe sich bereits bestätigt, dass es richtig gewesen sei, von Seiten des Landesverbandes alle Einheiten in Alarmstufe 1 zu versetzen, so die BRK-Sprecher: "Damit können wir sofort auf unser Personal zurückgreifen. Durch die Ausrufung des Katastrophenfalles bekommen unsere Helfer auch den Lohnausfall, wenn sie von ihrem Arbeitsplatz wegmüssen, erstattet. "

Doch nicht nur im ehrenamtlichen Bereich, auch auf den hauptamtlichen Geschäftsfeldern herrscht Hochbetrieb. So musste laut Herbert Werner letzte Woche die Besuchsmöglichkeit im Seniorenheim Wolnzach komplett eingeschränkt werden. Ab heute werden die beiden Tagespflegeeinrichtungen in Pfaffenhofen und Geisenfeld geschlossen. Werner: "Nachdem hier überwiegend hochbetagte Personen betreut werden, besteht ein höheres Risiko an respiratorischen Infekten zu erkranken und wegen der räumlichen Gegebenheiten besteht zudem keine Möglichkeit Gäste zu isolieren. " Es werde jetzt versucht, das frei werdende Personal in anderen pflegerischen Bereichen einzusetzen, um kurzfristig zusätzliche Kapazitäten anbieten zu können.

Bereits geschlossen sind die Hausratsammelstelle sowie der Rot-Kreuz-Laden. Das BRK plant einen Einkauf- und Bringedienst, der Menschen mit Unterstützungsbedarf mit den dringendsten Gütern versorgen kann. "Damit wollen wir aber den privaten und sonstigen karitativen Diensten nicht in den Rücken fallen, sondern lediglich als zusätzliches Angebot zur Verfügung stehen", beton BRK-Sprecher Werner. Nähere Infos zu diesem Angebot will das BRK demnächst bekanntgeben.

PK

Robert Schmidl