Neuburg
Corona legt Coronar-Sport-Gruppe lahm

Herzpatienten finden beim TSV Neuburg ideale Möglichkeiten, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern - normalerweise

02.11.2020 | Stand 29.12.2020, 3:33 Uhr
Ein Spaziergang macht immer Spaß, auch wenn das Wetter mal etwas trüber ausfallen sollte. Auch für die Gesundheit ist so eine kleine Wanderung von Vorteil. Das gilt erst recht für Menschen, die Probleme mit dem Herzen haben. −Foto: Bartenschlager

Neuburg - Die neuesten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie erstrecken sich auf praktisch alle Lebensbereiche und nicht zuletzt auf den Sport.

 

Dabei beklagen viele, dass nun Fußball und andere Mannschaftssportarten nicht mehr möglich sind und sogar der entsprechende Trainingsbetrieb eingestellt wurde. Doch diese Maßnahmen betreffen auch Sportbereiche, die sonst wenig im öffentlichen Fokus stehen, darunter Herzsportgruppen.

Mediziner sind sich einig: Menschen, die an einem schwachen Herzen leiden oder die einen Herzinfarkt überstanden haben, sollten Sport treiben - nach Rücksprache mit dem Arzt und wenn sie medikamentös gut eingestellt sind. Regelmäßiges Training kann die Leistungsfähigkeit des Herzens steigen und den Herzmuskel stärken. Er arbeitet dann effizienter, der Ruhepuls sinkt, dafür steigt die Durchblutung im gesamten Körper. Die Sauerstoffaufnahme nimmt zu und nicht zuletzt tut es dem Organ auch gut, wenn sein Besitzer an Gewicht verliert. Im Idealfall verbessert sich das allgemeine Wohlbefinden und damit auch die Lebensqualität. Unter Umständen ist es sogar möglich, dass sich eine Vergrößerung des Herzens wieder zurückbildet.

Experten empfehlen den Patienten, sich einer Herzsportgruppe anzuschließen, vorausgesetzt, es gibt eine in der Nähe. In Neuburg ist das der Fall: Unter dem Dach des TSV Neuburg bietet eine Coronarsport-Abteilung regelmäßige Bewegungs- und Sportübungen an. Die Aktivitäten sind jetzt im November komplett eingestellt, waren aber auch in der jüngeren Vergangenheit, ebenfalls corona-bedingt, zurückgefahren worden.

Das Angebot werde normalerweise gut angenommen, sagt Torsten Wohlgemuth, der die Herzsport-Gruppe leitet. Drei Termine hält die Abteilung normalerweise bereit: am Montagabend trainieren zwei Gruppen, wobei eine sich den Leistungsfähigeren widmet und die zweite für körperlich Schwächere gedacht ist. Auch in der Freitagsgruppe finden sich Menschen zusammen, die eher einfachere Übungen bewältigen können. "Am Montag kommen immer so 30 bis 33 Leute, am Freitag um die 15", sagt Wohlgemuth. Recht viel mehr als 15 Mitglieder sollte eine Gruppe nicht umfassen.

Die Zusammensetzung der Mitglieder ist sehr heterogen. Einige haben schon immer Sport getrieben, anderen praktisch noch nie oder seit vielen Jahren nicht mehr. Es gibt jüngere Mitglieder, die mit 40 oder 45 Jahren einen Infarkt hatten, es gibt ältere, denen man nicht mehr zu viel zumuten darf. Da müsse man aufpassen, dass niemand überfordert werde.

"Deshalb haben wir unsere Ärzte dabei", erklärt der Gruppenleiter. Und zwar bei jeder Gruppenstunde. Bei einem eventuellen Notfall können sie sofort eingreifen. Sie stehen überdies für alle Fragen rund um die Gesundheit zur Verfügung. Die Übungsleiter sind eigens ausgebildet und gehen entsprechend auf die speziellen Bedürfnisse der Mitglieder ein. Diese erleben den Sport in einer Gruppe Gleichgesinnter, können sich austauschen, gestalten ihre Freizeit sinnvoll und tun natürlich etwas für ihre Gesundheit. Gleichzeitig wird versucht, die Mitglieder, soweit möglich, an die normale Leistungsfähigkeit heranzuführen, was dem Beruf und der Familie gleichermaßen zugute kommt und damit auch das Selbstwertgefühl stärkt. Die Übungsstunden beginnen mit Aufwärmtraining, mit leichtem Lauf oder, für die Schwächeren, mit Gehen. Gerne betreibt die Gruppe Zirkeltraining, das sich so gestalten lässt, dass sich jeder beteiligen kann. Insgesamt dauern die Übungen etwa eine Stunde, danach wird gespielt, eine Art vereinfachtes Volleyball. "Wir sagen ,Ball über die Schnur' dazu", sagt Wohlgemuth mit einem Schmunzeln. Das sei in der Vergangenheit aber eingeschlafen. "Wegen Corona", wie der Gruppenleiter erklärt. Viele seien aus Angst vor dem Virus gar nicht mehr gekommen. Wohlgemuth hat größtes Verständnis dafür: "Unsere Leute gehören zur Risikogruppe. " Deshalb hält er den sportlichen Shutdown für konsequent. "Auch unsere Ärzte sagen, die Beschlüsse der Regierung in Bezug auf Sport seien angemessen. "

Auf der anderen Seite sei Sport, gerade Ausdauersport, wichtig für Herzpatienten, unterstreicht Wohlgemuth. Was also während der Pandemie tun? "Eine halbe oder dreiviertel Stunde Spazierengehen ist auch eine gute Sache", rät er, um die Zeit zu überbrücken, bis wieder Gruppenstunden angeboten werden können.

DK