Tierschützerin erzählt
Corona geht auch an heimatlosen Hunden und Katzen nicht spurlos vorbei

12.11.2021 | Stand 18.11.2021, 3:34 Uhr
Pflegekater Nero, auch Bärchen genannt, folgt Susanne Martens überall hin. Auch an der Büroarbeit möchte er sich beteiligen. −Foto: Gigler

Riedenburg - Kater Nero hat keine leichte Vergangenheit. Auf Sardinien wurde er verletzt aufgefunden - ein stumpfes Trauma und Bisswunden hatte sich der Streuner zugezogen. Aber er dann die glückliche Wendung: Durch die Tierschutzorganisation Streunerherzen landete er im Januar bei der Mitarbeiterin Susanne Martens in einer Pflegestelle in Riedenburg. Bereits seit dem Jahr 2005 engagiert sich die Riedenburgerin für den Tierschutz.

Leider haben nicht alle Tiere so viel Glück wie Nero, der den Beinamen Bärchen trägt. Und wegen der Corona-Pandemie ist auch die Lage der Tierschutzorganisationen erheblich schwieriger geworden, wie Susanne Martens beklagt. Eine derartige Situation wie im vergangenen Jahr hat sie noch nicht miterlebt.

Mit Corona und dem Beginn der Home-Office-Welle stiegen die Anfragen nach Hunden und Katzen. Was sich im ersten Moment nach einem Vorteil für die Tierschutzorganisationen anhörte, führte aber schnell zu Problemen.

Mit den steigenden Infektionszahlen und den Kontaktbeschränkungen sei es für die Tierschützer sowohl zu gefährlich geworden als auch später untersagt gewesen, im Rahmen einer Vorkontrolle die Wohnungen der an einem Tier Interessierten zu besichtigen, bedauert Susanne Martens. Aber nur so könne festgestellt werden, ob ein Haustier in eine passende Umgebung vermittelt werden könne. Aufgrund dessen saßen viele Tiere in den Pflegestellen fest. "Denn ohne eine Vorkontrolle wird bei uns kein Tier vermittelt", erklärt Martens.

Sie arbeitet für die Organisation Streunerherzen. Der Verein vermittelt sowohl deutsche Abgabetiere als auch Hunde und Katzen aus einem Tierheim auf Sardinien. Der Schwerpunkt der Tätigkeit des Vereins liegt aber auf der Prävention vor Ort.

Auch für die aus dem Ausland kommenden Tiere stellte die Pandemie eine große Hürde dar. Denn auch einige der italienischen Tiere sollten weiterhin auf deutschen Pflegestellen versorgt werden. Die Schwierigkeit bestand nun zunächst darin, für diese die ausreise aus Italien nach Deutschland möglich zu machen.

Da der touristische Flugverkehr zum Erliegen gekommen war, mussten die Tiere auf dem Landweg transportiert werden. Aus diesem Grund wurde eine Firma damit beauftragt, die einen speziell zu diesem Zweck umgebauten und zugelassenen Transporter nutzt.

Aber wieso werden eigentlich überhaupt Haustiere aus dem Ausland nach Deutschland geholt? Susanne Martens begründet das folgendermaßen: "Früher gab es auf Sardinien zum Beispiel bei den Hunden nur Streuner von den dort üblichen Rassen der Jagd- und Herdenschutzhunde. Mit den Touristen kamen plötzlich viele ausgesetzte Rassen hinzu." Heute dagegen hocke dort im Tierheim vom Dackel bis zum Pudel, vom Mops bis zum Yorkshire Terrier alles, was man sich an Hunderassen vorstellen könne. "Genau wie die Reiselust der Menschen, kennt auch der Tierschutz keine Grenzen", sagt Martens.

Die Vermittlung der Tiere ist trotz der Corona-Pandemie im Augenblick nicht mehr eingeschränkt. Vielmehr zeigen sich seit einiger Zeit schon Probleme infolge der Lockerungen der Maßnahmen. Mit der gestiegenen Anfrage nach Haustieren und der erhöhten Anzahl an Vermittlungen im Verlauf der Pandemie, kommen nun einige wieder zurück in die Pflegestellen oder ins Tierheim.

"Viele Leute haben nun kein Home-Office mehr und bemerken erst jetzt, wie viel Arbeit ein Haustier neben dem normalen Arbeitsalltag macht", erklärt Martens. Sie meint, dass Hunde davon tendenziell mehr betroffen seien als Katzen.

Bis heute hat die Riedenburgerin schon mehr als 50 Katzen und zwei Hunde in ihrer Pflegestelle betreut. Ihr jetziger Pflegekater Nero darf sogar für immer bleiben, Martens und ihr Mann wollen sich nicht mehr von dem schwarzen Kater trennen.

Momentan bildet sie weitere Mitarbeiter für die Organisation Streunerherzen aus. Der Tierschutz brauche nicht nur Pflegestellen, sondern auch Mitarbeiter, die sich um die administrativen Belange kümmern, sagt Martens.

Nach vielen Erfahrungen mit Tierheimtieren hat sie sich über einen langen Zeitraum eine Meinung bilden können: "Wenn man sich ein Tier aus dem Tierheim holt, bekommt man so viel von ihm zurück. Man sollte nicht gleich zum Züchter gehen, sondern auch den Tieren im Tierheim eine Chance geben."

nig