Eichstätt
Corona: Die Lage im Kreis Eichstätt verschärft sich weiter

11 neue Fälle - Inzidenz bei 52,72 - Landratsamt: Ernsthaftere Covid-19-Erkrankungen auch bei Jüngeren

22.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:57 Uhr
Corona überschattet das Leben im Landkreis - nicht nur am Eichstätter Wochenmarkt gilt Masken- und Abstandspflicht. −Foto: Foto: Chloupek

Eichstätt - Warnstufe "Rot", weiter steigende Fallzahlen, vier Grundschulklassen neu in Quarantäne und immer mehr auch jüngere Infizierte mit deutlichen Krankheitssymptomen wie Fieber, Atemnot und Geschmacksverlust: Corona ist das alles beherrschende Thema im Alltag des Landkreises Eichstätt - mit stetig steigender Brisanz.

11 neue Fälle meldet das Landratsamt am Donnerstagnachmittag, die Inzidenz auf 100000 Einwohner im Landkreis liegt damit bei 52,71. Insgesamt haben sich damit seit Ausbruch der Pandemie 519 Personen im Landkreis infiziert, 20 sind bisher an oder mit Covid-19 verstorben.

Am Mittwoch hatte der Warnwert wie berichtet erstmals die kritische Marke von 50 überschritten und damit verbundene verschärfte Regeln der "bayerischen Corona-Strategie" in Kraft gesetzt.

In einer der drängendsten Fragen dabei folgt der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger allerdings Ministerpräsident Markus Söder nicht: Söder ist bekanntlich bei Warnstufe "Rot" unbedingt für Maskenpflicht an Grundschulen. Anetsberger hat sich mit seinem Krisenstab am Donnerstagnachmittag - wie andere bayerische Landräte und Oberbürgermeister auch - dagegen entschieden.

Keine Maskenpflicht für Grundschüler Pressesprecher Manfred Schmidmeier erklärt am Abend, dass das eine "Abwägung" gewesen sei. Weil bei Grundschülern die Mimik besonders wichtig sei und nichts darauf hindeute, dass die Kinder eine besondere Infektionsquelle darstellen, werde im Landkreis Eichstätt keine Maskenpflicht für Grundschüler geben - nach aktuellem Stand. "Das kann sich natürlich im weiteren Verlauf ändern", so Schmidmeier. Ausgerechnet am Donnerstag wurden zwar vier Klassen der Grundschule Wettstetten in Quarantäne geschickt - allerdings, weil eine Lehrkraft positiv getestet worden ist.

Die Maskenpflicht für Grundschullehrer und für die weiterführenden Schulen gilt unverändert. In Quarantäne befinden sich außerdem wie bereits berichtet die Q11 des Gymnasiums Gaimersheim, eine 9. Klasse der Mittelschule Schottenau und eine 5. Klasse des Gabrieli-Gymnasiums in Eichstätt - die Schulleiter im Landkreis richten sich auf weitere Fälle ein, die digitale Beschulung läuft. Die Teststrategie des Landkreises funktioniert, sagt Schmidmeier auf Anfrage unserer Zeitung. Bekanntlich liegt die Kapazität inklusive der beiden Teststrecken in Eichstätt und Beilngries bei 300 Fällen pro Tag - derzeit werden rund 250 Tests pro Tag durchgeführt. Allerdings, so räumt der Pressesprecher ein, könne die Rückmeldung über das Gesundheitsamt nun wieder zwei bis drei Tage dauern. Hier macht sich die große Auslastung bereits bemerkbar.

Auch die Nachverfolgung der Infektionsketten nimmt die Kräfte im Gesundheitsamt enorm in Anspruch: "Wir akquirieren nun weiteres Personal", so Schmidmeier. Die Mitarbeiter des Contact Tracing Teams (CTT) telefonieren täglich sämtliche positiv Getestete und Menschen, die sich in Quarantäne befinden ab und fragen da auch nach ihrem Befinden. Dabei, so betont Schmidmeier, stelle sich heraus, dass es inzwischen mehr Menschen gibt, die durchaus ernsthafter an Covid-19 erkrankt sind: Auch Jüngere klagen dem Pressesprecher zufolge derzeit über Fieber, Atemnot, Geschmacksverlust und andere Symptome. Dass da derzeit niemand in der Klinik behandelt werden müsse, liege wohl auch daran, dass die Erkrankten keine Vorerkrankungen haben, so Schmidmeier.

Stadtwerke schließen für den Publikumsverkehr Die Infektionsgefahr sei also unbedingt weiter ernst zu nehmen - und das wird sie offenbar auch: Verschiedene Firmen rüsten sich dem Vernehmen nach erneut fürs Homeoffice, teilen ihre Teams auf und beschränken die Besucherfrequenz in ihren Räumen.

Auch die Eichstätter Stadtwerke schließen angesichts der stetig steigenden Infektionszahlen ab sofort wieder für den Publikumsverkehr. Wie Stadtwerkeleiter Wolfgang Brandl mitteilt, müssen sich die Kunden vor einer persönlichen Vorsprache zu den Geschäftszeiten telefonisch (08421) 6005-0 mit den Stadtwerken in Verbindung setzen. In dringenden Fällen ist der Bereitschaftsdienst rund um die Uhr unter der Nummer (08421) 90 24 00 erreichbar.
"Mit der getroffenen Maßnahme wollen die Stadtwerke ihrer besonderen Verantwortung als Betreiber kritischer Infrastruktureinrichtungen gerecht werden", so Brandl. Auch die in diesen Tagen terminierten Kellerbegehungen für das Bauvorhaben Pfahlstraße werden bis auf weiteres abgesagt.

Viele anvisierte Versammlungstermine und so manche Trainingseinheiten in Hallensportarten werden in diesen Tagen ebenfalls abgesagt - vorsorglich von den Vereinen. Freiluftsport tut sich da noch etwas leichter. So geht der VfB Eichstätt nach aktuellem Stand davon aus, dass sein Heimspiel am Samstag um 14 Uhr mit bis zu 400 Zuschauern mit dem bereits erprobten Corona-Konzept angepfiffen werden kann. Um 12 Uhr soll auch eine Tageskasse für Kurzentschlossene öffnen. Aus Sicht des Landratsamtes spricht nichts dagegen, "da liegt ein funktionierendes Hygienekonzept vor", so Schmidmeier. Der VfB kämpft bekanntlich wegen Corona um seine finanzielle Existenz in der Regionalliga.

VfB und Kino kämpfen um ihre Existenz Auch bei den Kulturschaffenden gibt es noch vereinzelt Akteure, die sich noch nicht geschlagen geben: Der Eichstätter Kinobetreiber Ralph Feigl zum Beispiel bestätigt, dass er den Kinobetrieb trotz geltender Maskenpflicht auch am Sitzplatz während der Vorführung und weitem Abstand bis auf weiteres aufrechterhalten will, "auch wenn es wirtschaftlich gesehen eigentlich unsinnig ist". Und nicht nur das: Er plant sogar eine Sonderveranstaltung am kommenden Dienstag mit dem Filmemacher Johannes Kaltenhauser, der um 19.30 Uhr seinen neuen Film "Dreiviertelblut" vorstellen wird - unter Einhaltung sämtlicher Vorgaben selbstverständlich. Feigl will damit auch ein Signal an die derzeit ebenfalls um ihre Existenz kämpfenden Kulturschaffenden setzen. "Wie es dann zukünftig mit der neuen Warnstufe ,Dunkelrot' aussieht, kann ich nicht sagen." Mit dieser Sorge ist Feigl nicht alleine.

EK


Eva Chloupek