Ingolstadt
Corona-Christkindlmarkt jetzt auf Hallenbadparkplatz?

Verwaltung verwirft bisher favorisierte dezentrale Lösung, denn es könnte zu eng werden in der Stadt - Riesenrad am Donauufer

30.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:28 Uhr
In früheren Jahren führte der Christkindlmarkt durch die Ludwigstraße. Eine solche dezentrale Lösung abseits des inzwischen etablierten Theaterplatzes wurde für heuer wegen der Corona-Beschränkungen ins Auge gefasst, kommt aber wohl doch nicht. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Was für eine schöne Bescherung!

 

Die Verwaltung überraschte im Ausschuss für Sport, Veranstaltungen und Freizeit am Mittwoch mit einem neuen Vorschlag in Sachen Christkindlmarkt: Jetzt soll es doch besser eine zentrale Lösung geben statt einer dezentralen, die bisher favorisiert wurde. Tobias Klein, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft IN-Kult, erklärte den verblüfften Stadträten, warum das so ist und warum der Hallenbadparkplatz am besten geeignet wäre. Ergänzend dazu will IN-City den Paradeplatz weihnachtlich bespielen. Am Südufer der Donau - mal eine schöne Überraschung! - soll bis März ein Riesenrad stehen.

Fest steht: Der Theatervorplatz ist zu klein, um den Christkindlmarkt mit seinen rund 60 Buden nach Corona-Regeln. unterzubringen. Also braucht es eine Entzerrung. Allerdings soll den Wirten, die auch unter der Pandemie leiden, im Winter eine Außengastronomie ermöglicht werden - unbürokratisch und kostenlos. 21 Lokalbetreiber hätten bis Mittwoch schon ihr Interesse angemeldet, hieß es in der Sitzung, die Frist läuft noch bis Freitag.

Bei einem dezentralen Christkindlmarkt könnten sich Gastronomen und Schausteller aber in die Quere kommen - es könnte eng werden auf den Straßen und Plätzen in der Innenstadt. Und das bei strengen Abstandsregeln. Zumal mancher Wirt vielleicht auch einen Glühweinausschank oder eine Theke aufstellen will. Kulturreferent Gabriel Engert schilderte das Dilemma: "Wir sind alle Straßen und Plätze abgegangen, aber wir bringen nicht alles unter! " Er selbst sei in den vergangenen vier Wochen auch für eine dezentrale Lösung gewesen, jetzt plädiere er für die zentrale.

Und zwar am liebsten auf dem Hallenbadparkplatz an der Jahnstraße - dem alten Volksfestplatz. Dort, so Klein, ließe sich ein Christkindlmarkt mit Einzäunung, Einlass, Registrierung, ausreichend Abstand zwischen den Buden und einem Einbahn-System verwirklichen. Von den insgesamt 852 Parkplätzen bräuchte der Christkindlmarkt rund die Hälfte, die restlichen sollten Dauerparkern zur Verfügung stehen. "Das ist ein Kompromiss, der nach vielen Gesprächen entstanden ist. " Auch die Schausteller und Marktkaufleute begrüßen diesen Vorschlag, wie Robert Eckl, Vizepräsident ihres Verbands, betonte. "Dort ist es heimelig, und die Leute müssen nicht die einzelnen Stände in der ganzen Stadt suchen. Für die Gesundheit ist es auch die beste Lösung. "

CSU-Stadträtin Brigitte Fuchs überzeugte das alles nicht: "Ich bin gegen die zentrale Lösung, denn dann sind die Parkplätze belegt. " Auch Steffi Kürten von den Grünen sagte, es solle dezentral geplant werden: "Zehn kleine Christkindlmärkte über die Innenstadt verteilt, so dass es an allen Ecken und Enden weihnachtet - das ist doch schön. " Karl Ettinger (FDP) sprach sich für ebenfalls eine dezentrale Variante aus, so wie FW-Stadtrat Klaus Böttcher. Die SPD hingegen warb für den Vorschlag der Verwaltung. Klaus Mittermaier erwähnte das erfolgreiche Schanzer Herbstvergnügen auf dem Volksfestplatz: "Da haben wir erkannt, welche Vorteile so eine Lösung hat. Ein dezentraler Christkindlmarkt hat doch keine Atmosphäre, und es würde Spannungen mit den Wirten geben. Der alte Volksfestplatz wäre ein guter Weg, auf dem wir den Großteil der Bevölkerung mitnehmen. " Christoph Spaeth von den Grünen sagte, er fände den alten Volksfestplatz "sehr charmant": "Man könnte die Bäume schöne beleuchten und durch die Jahnstraße nur Busse fahren lassen. "

Nach der facettenreichen Debatte bat Zweite Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll (CSU), die den Ausschuss leitet, um ein Meinungsbild, denn viel Zeit bleibt nicht mehr für die notwendigen Planungen. So sprachen sich sieben der elf Stadträte für die zentrale Lösung aus. Nachdem alle jedoch von dem neuen Vorschlag überrascht wurden, wird das Thema in den Fraktionen beraten. Vor der Stadtratssitzung soll es ein weiteres Treffen geben.

Ebenfalls vertagt zu weiteren Beratungen wurden die Punkte, das Verbot von Heizpilzen befristet auszusetzen und deren CO2-Ausstoß zu kompensieren, wie die Linke es beantragt hat. Die Grünen haben kurzfristig einen Antrag eingereicht, statt auf solche Strahler lieber auf Heizkissen zu setzen. Einstimmig war das Votum, die Außengastronomie bis 30. April 2021 im jetzigen Umfang weiterhin kostenfrei zu genehmigen, damit die Wirte auch im Winter leichter durch die Corona-Krise kommen.

DK

 

Suzanne Schattenhofer