Ingolstadt
Cohen: Terrier mit Torriecher

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Wer Almog Cohen auf dem Platz sieht, mag ihm diese Zurückhaltung gar nicht zutrauen. Darauf angesprochen, wie ausgerechnet er mit einer Körpergröße von offiziell 1,70 Metern im Derby gegen den FC Augsburg (3:2) zwei Kopfballtore erzielen könne, bat der 28-Jährige fast ein wenig um Verständnis. "Ich bin zwar klein, aber mein Kopfballspiel ist eigentlich ganz okay", sagte er und musste dann selbst lachen. "Nein," fuhr er fort, soweit er sich erinnern könne, habe er noch nie einen Doppelpack in einem Profispiel geschafft. "Und mit dem Kopf sowieso nicht. Das ist ganz sicher das erste Mal".

Bislang war der Israeli in der Bundesliga vor allem durch seine unnachgiebige Spielweise bekannt. Wahlweise "Terrier" oder "Gattuso", benannt nach seinem einstigen Vorbild, dem italienischen Raubein und Weltmeister Gennaro Gattuso, wurde er gerufen. Seine Kämpferqualitäten sind ohne Zweifel auch in dieser Saison ein wichtiger Faktor für den FCI. Der 17-fache Auswahlspieler erweiterte sein Spektrum allerdings und avanciert im Alter von 28 Jahren auch noch zum Torjäger.

Mit seinen Treffern von Augsburg schraubte er sein Konto auf sechs Tore und führt damit die mannschaftsinterne Rangliste vor Dario Lezcano (4) und den jeweils dreimal erfolgreichen Markus Suttner, Lukas Hinterseer und Romain Bregerie an. Inzwischen wohl nicht mehr ganz zufällig, wie Marvin Matip verrät: "Wir haben uns vor dem Augsburg-Spiel überlegt, dass Almog bei den Standards als sechster Mann mit reinläuft, weil er viel Überzeugung mitbringt und im Training gezeigt hat, dass er treffen kann." Der Kapitän gab dem neuen Goalgetter dann auch gleich einen neuen Spitznamen und nannte Cohen das "Animal auf der Sechs".

Woher der plötzliche Torriecher kommt, ist rätselhaft. Schließlich war Cohen vor dieser Saison nicht gerade als Knipser bekannt. Sein letzter Bundesligatreffer, damals noch im Trikot des 1. FC Nürnberg, datiert vom Februar 2011. Coach Maik Walpurgis ist das egal. Er lobt Cohen, der 2013 zum FCI kam, als "zielstrebigen Spieler, der die Mannschaft mitreißt. Einfach grandios".

Cohen selbst bleibt trotz des persönlichen Erfolges gelassen. Er wolle Vorbild sein, hat er unlängst gesagt, weshalb seine Reaktion auf die letzte Reporterfrage wenig überrascht. Ob ihm das mit seinen Toren nicht wie ein Traum vorkomme, wollte jemand wissen. "Nein", sagte Cohen, "das ist es erst, wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben". ‹ŒNorbert Roth