Coaching im Kindergarten

23.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Beraten die Erzieherinnen vor Ort: Monika Meier, Luise Bezold-Braun, Manuela Euringer-Gaul und Claudia Wittmann (von links). Koordiniert wird das Projekt von Alexandra Schmidt (ganz links) vom Mobilen Fachdienst im Landkreis Eichstätt. - Foto: ztt

Eichstätt (ztt) Seit April läuft im Landkreis Eichstätt das Projekt "Sprachberatung in Kindergärten". Das Angebot richtet sich in erster Linie an das Erzieherinnenteam. Doch langfristig sollen davon auch die Kinder profitieren, durch eine verbesserte Sprachförderung.

"Es gibt sprachliche Defizite bei den Kindern, und wir setzen an der Schnittstelle an, um frühzeitig eingreifen zu können", betonte Eichstätts Landrat Anton Knapp jetzt. Zusammen mit Jugendamtsleiter Siegmund Hammel und Alexandra Schmidt vom Mobilen Fachdienst zog er eine erste Zwischenbilanz des bis 2011 laufenden Projektes.

Acht Kindergärten im Landkreis haben bereits erste Erfahrungen mit dem neuen Angebot gesammelt, dass von vier Sprachberaterinnen durchgeführt wird. Monika Meier, Luise Bezold-Braun, Manuela Euringer-Gaul und Claudia Wittmann sind von Kösching bis Dollnstein unterwegs, um vor Ort in den Einrichtungen zu schulen und zu beraten. "Wir machen erst einmal eine Ist-Stand Analyse, bevor wir mit allen Erzieherinnen eine Zielvereinbarung erarbeiten", betonte Monika Meier bei der Präsentation.

Die Kindertageseinrichtungen können dann aus mehreren Themenbereichen auswählen, darunter "Grundwissen über Sprache und Spracherwerb", "Gestaltung von Gesprächskultur" und "Raumgestaltung". Im Vordergrund steht bei allen Schulungselementen der Umgang mit Sprache und die Möglichkeiten der Sprachvermittlung. Sprachberaterin Bezold-Braun berichtete von "fehlender Kommunikationskultur zu Hause". Auch die "Einzelkindsituation" führe zu sprachlichen Defiziten, hinzu komme in den Einrichtungen der hohe Anteil an Migrantenkindern, mit denen "wir nicht mehr so kommunizieren können, wie wir es gewohnt sind".

Ein Problem, das auch das Bayerische Familienministerium erkannt hat. Das Sprachberatungsprojekt wird mit 90 Prozent bezuschusst, weitere fünf Prozent übernimmt der Landkreis. Für die Kindergartenträger bleiben rund 270 Euro Eigenanteil. Insgesamt 115 Stunden sind die Beraterinnen in den Einrichtungen. In Gruppen- oder Einzelgesprächen bilden sie die Erzieherinnen dabei fort. Ein neuer Ansatz wie Hammel betonte: "Das Coaching findet während des Alltagsbetrieb statt".

Die vier Sprachberaterinnen sind besonders qualifizierte Erzieherinnen, die in einer dreiwöchigen Ausbildung intensiv für diese Aufgaben vorbereitet wurden. Ein Schwerpunkt ihrer Beratung liegt auf der sogenannten "Literacy-Erziehung". Zwar werden schon jetzt Bilderbücher oder Buchstaben in den Kindergartenalltag integriert, doch gebe es hier "immer noch Ausbaumöglichkeiten", wie Manuela Euringer-Gaul im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER erklärte. "Literacy" sei ein ganzheitlicher Ansatz, um Kindern den Schriftsprachenerwerb, Medienkompetenz oder den Umgang mit Büchern zu erleichtern.

Ein wichtiges Praxisbeispiel hier: Die dialogische Bilderbuchbetrachtung. In großer Runde werden die Bücher angeschaut, wird diskutiert, können sich alle Kinder beteiligen. Auch so gewinnen die Erzieherinnen einen Überblick über die sprachliche Bildung der Kinder. Die muss neuerdings in diversen Beobachtungsbögen erfasst werden. Auch hier helfen die Sprachberaterinnen, indem sie den Erzieherinnen Hinweise und Anhaltspunkte geben, um die vorgeschriebenen Bögen auszufüllen.

Die Leiterinnen der am Projekt beteiligten Einrichtungen berichteten von ersten Erfolgen. Die Umgestaltung der Bücherecke, die freundlichere Präsentation von Stiften: All das werde bei den Kindern besser angenommen, so ihr Fazit. 12 bis 18 Monate läuft die Beratung. Im Sommer 2010 werden die ersten das Projekt abschließen und anschließend auch zertifiziert. Bisher beteiligen sich fast nur kommunale Kindergärten an dem Projekt, für das noch Plätze frei sind.