Ingolstadt
Club-Fans ohne Fan-Club

In Ingolstadt gibt es zwar viele Anhänger des Clubs aus Nürnberg - aber keinen offiziellen Zusammenschluss

13.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Marius Ritter

Ingolstadt (DK) Am Sonntag ist Derby-Zeit im Audi-Sportpark, wenn der FC Ingolstadt auf den 1. FC Nürnberg trifft.

Obwohl die Mehrheit der Fans im Stadion wohl dem FCI die Daumen drücken wird, gibt es in der Stadt auch zahlreiche Club-Anhänger. Ob Fans des FC Bayern, des TSV 1860 München, von Borussia Dortmund oder sogar der Nordlichter aus Hamburg und Bremen - alle haben sie sich in Ingolstadt zu organisierten Fanclubs zusammengeschlossen. Die Anhänger des Clubs aus Nürnberg sucht man trotz der räumlichen Nähe in der hiesigen Fanlandschaft jedoch vergebens: Einen Fanclub für Club-Fans gibt es hier nicht.

"In Richtung Süden sind wir wohl die letzten Nürnberg-Fans", vermutet Wolfgang Tarnick, Vorsitzender des Fanclubs Karlshuld. Weiter südlich gebe es meist nur noch Bayern- oder Löwen-Anhänger, in Richtung Eichstätt finde man dann verstärkt wieder Unterstützer der Nürnberger. Dass es in Ingolstadt selbst keinen Zusammenschluss von Cluberern gibt, erklärt er vor allem durch die Entwicklung des FCI: "Nürnberg ist einfach nicht die Nummer eins in Ingolstadt, sie haben einen eigenen tollen Verein", sagt er. Den rasanten Aufstieg der Schanzer in den vergangenen Jahren sieht der Club-Fan daher durchaus positiv. "Ich habe großen Respekt vor der Entwicklung, die der Verein in der letzten Zeit genommen hat. " Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen hält er für nicht sonderlich stark. "Ich denke, dass der FCI dafür noch zu jung ist. So eine Rivalität braucht Zeit zum Wachsen".

Christoph Trusch vom Nürnberger Fanclub in Pollenfeld hält Zusammenschlüsse von Club-Fans in Ingolstadt auch in Zukunft für unwahrscheinlich. "Es gibt zwar sicherlich viele Leute in der Umgebung, die den Nürnbergern die Daumen drücken, allerdings orientieren sich die meisten dann doch eher nach München und sind Bayern-Fans", so Trusch. "Ich könnte mir in Ingolstadt eher eine Art Stammtisch für Club-Fans vorstellen", fügt er hinzu. Daraus könne sich ja schließlich auch irgendwann ein offizieller Fanclub entwickeln.

Der ehemalige Sportredakteur Dieter Warnick, der lange für unsere Zeitung tätig war, stimmt ihm zu. "Viele Ingolstädter fahren dann doch lieber nach München, um eine noch bessere Mannschaft zu sehen", sagt er. Und die Begeisterung für den Club sei hier ohnehin eher überschaubar. "Für den Ingolstädter ist Franken wie Ausland. " Hinzu komme auch, dass Ingolstadt nach wie vor keine Sportstadt sei, und es auch dem Lokalmatadoren FCI an einem echten Zuschauerstamm fehle. Dies ist seiner Meinung nach auch ein Grund dafür, dass es zumindest bis jetzt keine echte Rivalität zwischen beiden Vereinen gibt. "Die Nürnberger Fans belächeln die Schanzer eher", so Warnick.

Eine echte Rivalität kann auch Stefan Köglmeier, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Friedrichshofen, vor dem Derby nicht spüren. Er ist bekennender Fan des FCI und wird die Schanzer am Sonntag auch im Stadion anfeuern. "Ich freue mich einfach, dass es hier so tollen Fußball zu sehen gibt", sagt er. Club-Fans gebe es in seinem Kollegenkreis genug. Auch sein ehemaliger Kollege Jürgen Habermann, der fast zehn Jahre lang als Pfarrer der Kirchengemeinde St. Paulus wirkte, sei treuer Anhänger der Nürnberger. Natürlich unterhalte man sich ab und zu auch über Fußball, so Köglmeier.

Habermann selbst sieht sich vor dem Derby am Sonntag jedoch in einer schwierigen Lage: "Ich bin zwar im Herzen Club-Fan, allerdings weiß ich trotzdem nicht so recht, für wen ich sein soll", sagt er. Schließlich habe er lange Zeit in Ingolstadt gelebt und gearbeitet und sei mit der Stadt mittlerweile sehr eng verbunden. "Wenn hier aber jemand einen FCN-Fanclub gründen möchte, wäre ich sofort dabei", verspricht der ehemalige Pfarrer und lacht.

Ob mit Fanclub oder ohne - die Cluberer werden ihre Mannschaft tatkräftig unterstützen. "Das Gästekontingent liegt bei 1700 Tickets. Wir würden uns aber nicht wundern, wenn bis zu 5000 Anhänger die Mannschaft begleiten", sagt Club-Fanbetreuer Jürgen Bergmann. Bei den FCN-Anhängern der Region hätte man auch nichts dagegen, wenn es beide Vereine in die erste Liga schaffen. "Wenn der Club am Sonntag gewinnt, dann kann der FCI ruhig Dritter werden", findet Wolfgang Tarnick.

Marius Ritter