Ingolstadt
Christkindlmarkt rund ums Theater?

Zentraler Standort bevorzugt - Pläne für "Winterurlaub" auf Paradeplatz und "Wirte-Weihnacht" in der Stadt

06.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:35 Uhr
Sein Stammplatz: Bleibt der Christkindlmarkt nun doch auf dem Theaterplatz und weitet sich aus auf die Parkplätze über der Tiefgarage Theater-Ost? SPD und FW können dieser Lösung etwas abgewinnen. −Foto: Hauser /Archiv

Ingolstadt - Die Vorweihnachtszeit naht mit Riesenschritten, doch die gewohnte Vorfreude mag sich wegen der Pandemie nicht so recht einstellen. Und so wie in vielen Städten Bayerns zerbricht man sich auch in Ingolstadt gerade den Kopf, ob ein Christkindlmarkt stattfinden kann oder nicht. Und wenn ja, wie genau er ablaufen soll, damit die Corona-Regeln eingehalten werden können. Vieles spricht für einen zentralen Christkindlmarkt - aber wo? Die politische Diskussion ist in vollem Gange.

 

In der Sitzung des Ausschusses für Sport, Veranstaltungen und Freizeit hatte die Verwaltung die Stadträte mit einem neuen Vorschlag überrascht: Statt eines zunächst geplanten dezentralen Budenzaubers, verteilt über die Plätze, Straßen und Gassen der Innenstadt, liebäugelt die städtische Veranstaltungsgesellschaft IN-Kult nun mit einem zentralen Christkindlmarkt - idealerweise auf dem Parkplatz des Hallenbands an der Jahnstraße.

Was für diese Lösung spricht: Sie ist für Veranstalter und Schausteller leichter zu handhaben, denn das Gelände wird eingezäunt, und die Besucher müssen sich registrieren lassen. Auf steigende Corona-Infektionen ließe sich schnell und einfach reagieren. Die Marktkaufleute favorisieren ganz klar diese Variante.

Die Reiz des dezentralen Lösung: Es herrscht weihnachtliche Stimmung in der ganzen Altstadt, die Besucher können wie über einen großen Christkindlmarkt bummeln. Die Nachteile: Der Christkindlmarkt könnte zerrissen wirken. Es kann außerdem ziemlich eng werden in der Stadt, denn den Wirten soll eine großzügige Außengastronomie gestattet werden. 49 solcher Anträge sind im Rathaus eingegangen, die meisten aus der Innenstadt.

Sollte ein zentraler Christkindlmarkt realisiert werden so wie von IN-Kult empfohlen, so wird befürchtet, dass im Herzen der Stadt keine echte Stimmung aufkomme - trotz Märchenhütten und Kunsthandwerkermarkt auf dem Carraraplatz. Darüber klagt vor allem der Gewerbeverein IN-City, dessen Vorsitzender Thomas Deiser kritisiert, mit dieser Lösung werde der Innenstadt ein "Bärendienst" erwiesen.

Dieses unschöne Szenario müsse nicht sein, meint wiederum Harald Mödl, Kreisgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands. "Wir könnten mit Außengastronomie die Straßen bespielen, so dass vom Paradeplatz bis zum Kreuztor etwas geboten ist - Stichwort: Wirte-Weihnacht", sagt er. "Da stehen wir in der Verantwortung, vorausgesetzt, die Stadt unterstützt uns."

Der Vorteil sei, dass die Gastronomen die ganze Logistik vor Ort hätten, so Mödl weiter: "Grundsätzlich begrüßen wir die zentrale Lösung, wenn dafür gesorgt wird, dass die Innenstadt belebt wird. Dafür müssen sich aber endlich einmal alle an einen Tisch setzen und ein gemeinschaftliches Konzept entwickeln."

Auch in den Fraktionen herrscht nach anfänglichen Bedenken breite jetzt Zustimmung für den zentralen Christkindlmarkt. "Das ist eine saubere Lösung", sagt SPD-Fraktionschef Christian De Lapuente. Offen sei nur, welcher Platz am besten geeignet sei. Die Sozialdemokraten schlagen vor, den Christkindlmarkt rund ums Theater zu platzieren, also die Fläche auszuweiten auf die Stufen und die oberirdischen Parkplätze (Theater Ost) - so ähnlich wie beim Herzogsfest. Das schwebt auch der CSU vor. "Wir wünschen uns zudem ein paar Buden in der Fußgängerzone", sagt Fraktionschef Alfred Grob.

Auch die Freien Wähler sind sich einig, dass eine zentrale Lösung die beste ist und fordern, dass noch andere Plätze geprüft werden. Wie die SPD bringen die FW den angestammten Theatervorplatz samt Umfeld ins Spiel. "Das hätte einen Mehrwert für die Innenstadt. Ein Christkindlmarkt auf dem Hallenbad-Parkplatz bringt dagegen keine Impulse, außerdem gibt es dort Probleme mit Dauerparkern und Hallenbadbesuchern", erklärt Fraktionschef Hans Stachel.

Die Grünen befürworten ebenfalls die zentrale Variante, sind jedoch mit dem Standort auf dem Hallenbad-Parkplatz einverstanden. "Dort besteht die Möglichkeit, weihnachtliches Flair zu schaffen und die Corona-Maßnahmen umzusetzen", argumentiert Co-Fraktionschef Christian Höbusch. Seine Kollegin Barbara Leininger ergänzt: "In der Innenstadt werden die Wirte alles schön dekorieren, um die Leute vor die Tür zu locken."

Die Buden vom Christkindlmarkt rund ums Theater aufzubauen - das dürfte auch IN-City besser gefallen als der vergleichsweise abgelegene Standort an der Jahnstraße oder gar der Volksfestplatz an der Dreizehnerstraße. Der Verein selbst schmiedet schon eifrig Pläne für den Paradeplatz: Dort soll - analog zum sommerlichen "Stadturlaub" - nun ein "Winterurlaub" stattfinden: "Mit einer Hüttenlandschaft, einem kleinen Schlittenberg und Eisstockbahnen", erklärt Theresa Treittinger, Geschäftsführerin von IN-City. Auf einer Kleinkunstbühne sollen das neue Christkindl Geschichten vorlesen oder Künstler aus der Region auftreten. "Wir sind gerade in Absprache mit unseren Partnern und Sponsoren."

IN-Kult-Geschäftsführer Tobias Klein sagt: "Es ist ein verdammt schwieriges Jahr. Doch alle ringen um die besten Lösungen." Ende Oktober soll ein Konzept stehen.

Suzanne Schattenhofer