Christen und Moslems "kommen gut aus"

13.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:02 Uhr

Der türkische Halbmond im Saal der Jesuiten: OB Bernhard Gmehling (rechts) besuchte die Moslems und sprach ein Grußwort.

Neuburg (r) Familientreffen, ausgedehnte Ausflüge bei Bilderbuchwetter, Osterfeuer, feierliche Gottesdienste und wenig Arbeit für die Polizei machten Ostern 2009 zu einem traumhaften Wochenende. Die Kirchen feierten mit der Auferstehung Jesu das Hochfest des Jahres.

In der Stadt und im Umland füllten sich die Gotteshäuser wie sonst nur noch an Weihnachten. Die Pfarreien setzten frühe Osternachtfeiern an und ließen an beiden Vormittagen Messen mit festlicher Musik folgen. "Ostern verspricht Aufbruch und Hoffnung", predigte Stadtpfarrer Vitus Wengert. Das Fest bringe eine freudige Botschaft mit sich, sagte er seinen Zuhörern beim Kindergottesdienst in St. Peter.

Mehrere "Jaudasfeuer" leuchteten in der Osternacht im Umland und im Donaumoos. So zündeten junge Leute und Vereine etwa in Ammerfeld, Burgheim, Oberhausen und Sehensand vorbereitete Holzhaufen an. Die Feuer sollen den Winter endgültig vertreiben und den Frühling ankündigen. In einigen Orten wird Judas als Verräter in Form einer Strohpuppe auf den Haufen gesetzt und mitverbrannt.

Im Stadtteil Sehensand loderte das Osterfeuer am Fuß des Burgwaldberges derart mächtig, dass offenbar ein Passant telefonisch bei der Leitstelle Ingolstadt einen Brand meldete. Der Diensthabende, des Brauchtums in der Osternacht vermutlich unkundig, löste in Feldkirchen und Sehensand die Sirenen aus und setzte ferner den Neuburger Löschzug in Bewegung.

Wieder einmal ein Feuerwehreinsatz der ins Leere ging: Alle konnten gleich umkehren, denn der Schützenverein Sehensand hatte das Geschehen als Veranstalter voll im Griff. Das (mittlerweile achte) Osterfeuer war wie immer schriftlich der örtlichen Polizeiinspektion gemeldet worden.

Andere Vorfälle, die mit den Feiertagen in Verbindung stehen, meldete die Neuburger Polizei nicht. Selbst die "Freinacht", in der es gelegentlich in Heinrichsheim zu Ruhestörungen und Beschädigungen kommt, blieb folgenlos.

Zu einer ausgedehnten Feier luden die Moslems in Neuburg in den Kongregationssaal ein. Der Türkisch-Islamische Verein Neuburg wollte sich vorstellen und einen Gedankenaustausch anregen. Am Eingang gab es Rosen, freundliche Gesichter und ein Heft über Allah und den Propheten Mohhammed. Als Gäste kamen unter anderem Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, Dekan Vitus Wengert, Jugendreferentin Doris Stöckl (CSU) und Integrationsstadtrat Vallabh Patel (SPD). Im früheren Gebetssaal der strengen Jesuiten las ein Imam aus dem Koran. Die Moslems feiern in der dritten Aprilwoche die Geburt Mohammeds.

Unterschiedliche Kulturen und Religionen sollten sich besser verstehen, so OB Gmehling. Toleranz gegenüber Andersdenken habe auch der Prophet Mohammed gefordert. Der Oberbürgermeister gratulierte den Türken zu ihrer Feier und fand: "Die Bürger sollten sich für andere Kulturen interessieren, ohne alles übernehmen zu müssen".

Erhan Cinar (Türkisch-Islamische Union) und Mustafa Algin bedankten sich bei den christlichen Gästen. In Neuburg lebten rund 1500 Moslems, davon seien 460 Türken und 360 deutsche Moslems. Eines könne man sagen, so der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Vereins: "In Neuburg leben Moslems und Christen friedlich und ohne Probleme nebeneinander".