Neuburg
Christbaumkauf - eine Wissenschaft für sich

Viele Familien sichern sich noch kurz vor dem Fest einen Nadelbaum

21.12.2021 | Stand 25.12.2021, 3:35 Uhr
Vor allem für Kinder ist der Christbaumkauf ein Erlebnis. In Feldkirchen (oben) beraten Stefan Schlicker (links) und Armin Riedel (rechts) die Kunden. Franz Bauer und Margret Stegmeir aus Unterhausen (unten links) legen Wert auf Bioqualität. Familie Koch aus Egweil (unten rechts) haben am vergangenen Wochenende ihren Baum in Neuburg ausgesucht. −Foto: Müller-Toùssa

Neuburg/Unterhausen - Kurz vor dem Weihnachtsfest sind etliche Familien damit beschäftigt, sich noch einen Christbaum zu besorgen. Wir haben uns am Wochenende an drei Verkaufsstellen umgesehen.

Öko-Baum aus Unterhausen

Viele Familien fahren mit ihren Kindern nach Unterhausen, um ihren Weihnachtsbaum selbst zu schlagen. So auch Jens Clauer aus Neuburg, der zusammen mit seiner Tochter Marlene sichtlich viel Spaß beim Aussuchen und Fällen des eigens ausgewählten schmalen Christbaumes hatte. Dabei bieten Christbaumkulturen noch weitere Vorteile. Eine Vielzahl an Vogelarten und Insekten erhalten einen geeigneten Lebensraum, erzählt Verkäufer Franz Bauer aus Straß. Des Weiteren spart man beim Kauf eines heimischen Christbaumes ein wenig CO2 ein, da dieser keinen langen Transportweg hinter sich bringen musste. So könne man sich beim Kauf eines regionalen Christbaumes mit gutem Gewissen einen ökologischen, frischen Baum ins Wohnzimmer stellen, sagt Bauer. Er hegt und pflegt seine Weihnachtsbäume außerdem zusammen mit seinen Mitarbeitern per Hand und verzichtet dabei nach eigener Aussage ganz auf Chemie. So baut er auf seinem ökologischen Acker auf der westlichen Feldflur in Unterhausen Bio-Nordmanntannen sowie einige Korktannen an, deren Nadeln nach Mandarinen duften.

Der bisherige Verkauf vom Feld zum Selber-Fällen laufe erwartungsgemäß gut, erzählt Bauer gut gelaunt. Die beiden vergangenen Wochenenden seien die absatzstärksten gewesen. Denn die Nachfrage nach pestizid- und insektizidfreien Christbäumen sei groß. Maximal spritze er bei Läusebefall Molke drauf. Bauer selbst nimmt den Baum, der auch noch ein Christbaum werden möchte. Das heißt konkret die Tanne, die übriggeblieben ist, weil sie vielleicht drei Spitzen statt nur einer wohlgeformten hat. Das lässt den Baum noch Besonderer aussehen. Letztlich entscheide dies seine Frau.

Für Kurzentschlossene bis Heiligabend da

Manche machen aber regelrecht eine Wissenschaft daraus, wissen auch Stefan Schlicker und Armin Riedel zu berichten, die am Samstag in Feldkirchen in der Augsburgerstraße den Stand "Christbäume aus Bayern" betreuten. Viele wissen schon nach wenigen Minuten, welcher Baum zu ihnen soll, anderen wiederum verhandeln über eine halbe Stunde, um dann doch wieder mit leeren Händen heimzufahren. Dabei können die Kunden aus über 180 Nordmanntannen auswählen. Die zwei Samstage vor Weihnachten seien die absatzstärksten gewesen und Schlicker ergänzt, dass man für Kurzentschlossene auch noch bis Heiligabend da sei. Was am Ende nicht verkauft wurde, wird entweder an Zoos, beispielsweise für die Elefanten, und Pferdehöfe weitergegeben oder zu Hackschnitzel verarbeitet.

Von klein auf im Christbaum-Geschäft

Werner Hecht, der mit seinen Christbäumen an Verkaufsständen in Karlshuld und Neuburg vertreten ist, schwärmt von der schönen lustigen Zeit im Dezember, wenn seine Mitarbeiter und er vor Ort sind und beim Aussuchen des passenden Baumes mit Rat und Tat der Kundschaft zur Seite stehen. Auch wenn es manchmal ganz schön kalt oder nass sei. Was auch zu Beginn der Saison für einen eher schleppenden Verkauf sorgte, da es wettertechnisch sehr viel geschneit und geregnet hatte. Grundsätzlich sei der Kundenkontakt und die persönlichen Gespräche, die sich ergeben immer schön. Und es sei was Tolles, Teil einer familiären Tradition zu sein, findet Werner Hecht, der schon von klein auf in das Weihnachtsbaumgeschäft mit reingewachsen ist.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr, als viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger auf einen Weihnachtsbaum verzichteten, weil sie ja keiner aufgrund der damaligen Corona-Regelung besuchen durfte, sei dies heuer anders. Auch die Reiselust sei erneut durch die aktuellen Bestimmungen gedämpft. Viele seien nicht zum Skifahren in den Bergen, sondern feiern Weihnachten zu Hause und brauchen somit einen Christbaum. Einige holen sich auch einfach ein paar Zweige, um ihr Zuhause weihnachtlich zu schmücken, da sie dieses Jahr mit ihren Verwandten zusammen feiern dürfen, berichtet Mitarbeiter Werner Kettner, der in der Ingolstädter Straße den Verkaufstand von Gartenbau Hecht bis Heiligabend betreut.

Auch Familie Koch aus Egweil suchte sich am Wochenende dort ihren Baum zusammen mit ihren beiden Töchtern aus. Groß und dichtbewachsen sollte er sein. "Sagen wir mal so, es ist ein Kompromiss, meine Frau sucht ihn aus und ich schließe mich an", verrät der Papa von der vierjährigen Sophia Koch augenzwinkernd, die hinzufügt "das Christkind schmückt ihn dann und wenn ich ausgeschlafen habe, liegen unter dem geschmückten Baum die Geschenke".

DK