Ingolstadt
Chefinnen für drei Tage

Lehrlinge übernehmen in Wünsche-Filiale die Verantwortung

09.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:06 Uhr

Ingolstadt (DK) Arbeiten, ohne dass einem der Vorgesetzte auf die Finger schaut - in der Backstube Wünsche des Edeka Fanderl in der Liegnitzer Straße haben die Auszubildenden am Dienstag für drei Tage das Ruder übernommen.

Die 19 Nachwuchskräfte organisieren sich drei Tage lang eigenverantwortlich. "Wir geben Bestellungen auf, backen das Brot und die Semmeln und bedienen die Kunden", sagt Sandra Bütterich, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, und fügt an: "Das sind unsere täglichen Aufgaben. Aber wenn kein Vorgesetzter da ist, müssen wir genauer aufpassen und für unsere Fehler selbst geradestehen. Zum Beispiel achten wir, je nachdem, wie viele Kunden kommen, darauf, wie viele Semmeln wir aufbacken - wir wollen ja am Ende nichts wegwerfen."

Michaela Jäger, die Ausbildungsleiterin, hat diese Aktion zusammen mit Caroline Speth, Bezirksleiterin der Backstube Wünsche, ins Leben gerufen. "Wir wollen den Mädchen zeigen, wie schwierig es ist, eine Filiale zu führen. Aber das Projekt soll ihnen natürlich auch Spaß bringen und ihnen ermöglichen, voneinander zu lernen", sagt Jäger. "In einer Bäckerei läuft viel im Hintergrund ab, was man als Kunde oft gar nicht mitbekommt. Hier Verkäuferin zu sein, ist ein spannender, vielfältiger Beruf."

Alexander Hippach, Geschäftsführer der Backstube Wünsche, freut sich über das Projekt. "Wir wollen die Auszubildenden fordern und fördern. Sie können ihre Fähigkeiten frei entfalten. Der Erfolg zeigt sich schon - gestern haben die Mädchen 200 Euro mehr Umsatz gemacht als durchschnittlich letztes Jahr pro Tag", sagt Hippach. "Außerdem wollen wir allen Interessierten einen Einblick in dieses Berufsfeld geben und haben dazu auch Schulklassen eingeladen. Die Bäckerei Wünsche besetzt jährlich etwa 55 Ausbildungsstellen, wir hätten aber noch viel mehr Potenzial."

Die Auszubildenden finden die Abwechslung gut. "Es ist ein anderes Gefühl, so viel Eigenverantwortung zu haben", sagt Viviane Schäfer, Auszubildende im ersten Lehrjahr. "Ich möchte während meiner Ausbildung und danach noch weiterlernen und mehr üben." Später mal, fügt die 17-Jährige an, "würde es mir schon gefallen, selbst Chef zu sein".